Impfpflicht oder nicht? Diese Frage stellen sich derzeit die verschiedensten Industrien, allen voran die Veranstaltungsbranche, die besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden hat.
Für den deutschen Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg (68) ist der Fall klar: «Wenn es genug Impfstoff gibt und jeder sich impfen lassen kann, dann sollten privatwirtschaftliche Veranstalter auch die Möglichkeit haben, eine Impfung zur Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen zu machen», sagt er gegenüber der deutschen «Wirtschaftswoche».
Je schneller die Menschen geimpft sind, desto schneller gibts Konzerte
Technisch sei das Vorhaben schon jetzt möglich, gab er weiter zu Protokoll. «Wir haben unsere Systeme so eingerichtet, dass sie auch Impfausweise lesen können.» Eine grosse Bereitschaft zur Immunisierung trage auch dazu bei, dass wieder grosse Menschenmengen an Konzerten, Festivals, Theater oder Sportkämpfen beiwohnen dürfen. «Je schneller die Bevölkerung geimpft ist, desto schneller können auch Veranstaltungen wieder stattfinden.»
Schulenberg ist Vorstandsvorsitzender der CTS Eventim, die gemeinsam mit Ringier je 50 Prozent am führenden Schweizer Billetthändler Ticketcorner hält. Ausserdem besitzt CTS Eventim Mehrheitsanteile bei Act Entertainment und der Gadget abc Entertainment Group AG, zwei der grössten Schweizer Veranstaltungsfirmen. Der Einfluss seiner Worte könnte in unserem Land also gross sein.
Ticketcorner ist technisch für Impfpflicht gerüstet
Bei Ticketcorner hält man sich trotzdem bedeckt. Die Einführung einer Immunisierungs-Pflicht liege nicht in ihren Händen, meint CEO Andreas Angehrn (54). «Über die Durchführung von Veranstaltungen und die entsprechenden Auflagen entscheiden die Behörden und Veranstalter.» Trotzdem: Auch bei Ticketcorner ist man für ein allfälliges Obligatorium gerüstet. «Wir hätten die technischen Voraussetzungen, um auch Impfausweise scannen zu können.»
Die Veranstalter selbst wollen zuwarten. «Natürlich haben wir unter unseren Mitgliedern bereits über eine Impfpflicht diskutiert. Sie ist allerdings sehr umstritten.», sagt Christoph Bill (49), Präsident des Verbandes der Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter SMPA. «Aus unserer Sicht liegt der Ball für klare Aussagen hierzu bei den Behörden. Zudem werden wohl andere Branchen, wie die Touristik, die Stossrichtung definieren und nicht die Event-Branche, die sich immer noch im künstlichen Koma befindet.»
Bund prüft Freiheiten für Geimpfte
Auch der Konzertorganisator Gadget hat nichts entschieden. «Wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung beziehen.», sagt Oliver Rosa, Managing Partner der Gadget abc Entertainment Group AG. «Die Branchenverbände stehen mit den Behörden im Dialog und wir werden die Entwicklung weiterhin genau beobachten.»
Beim Bund weiss man von der Forderung, für immunisierte Menschen mehr Freiheiten auszusprechen. «Die Frage von allfälligen Erleichterungen für Geimpfte wird sich immer mehr stellen», sagte Michael Jordi, Generalsekretär der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz GDK bei der gestrigen Medienkonferenz des BAG. «Dafür braucht es noch weitere Informationen. Etwa dazu, ob eine Impfung auch vor einer Übertragung schützt.»