Beziehungscoach Silvia Fauck klärt auf:
«Sex im Hotelbett ist spannender als im eigenen Bett»

Dating im Alter wird immer schwieriger. Beziehungscoach Silvia Fauck (64) erklärt, wie man auch als Senior oder Seniorin noch glücklich wird zu zweit.
Publiziert: 04.09.2020 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2020 um 12:43 Uhr
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Silvia Fauck ist Beziehungscoach.
Foto: zVg
Patricia Broder

Liebe wird im fortgeschrittenen Alter nicht leichter, im Gegenteil, wie Beziehungscoach Silvia Fauck (64) weiss. Die deutsche Psychotherapeutin mit Liebeskummer-Praxen in Deutschland und in der Schweiz hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben: «Midlove Crisis». Im Interview erklärt sie, warum es gerade älteren Menschen schwerfällt, sich auf einen neuen Partner einzulassen, und wie es trotzdem gelingt, zu zweit wieder glücklich zu werden.

BLICK: Laut Ihrem Buch «Midlove Crisis» brauchen vor allem Menschen über 50 Hilfe in der Partnersuche. Warum?
S
ilvia Fauck: Heute werden wir alle um die 80 Jahre alt, da reicht eine Beziehung nicht mehr aus. Gerade wenn man über 50 oder 60 ist, brechen viele der Beziehungen auseinander. Die meisten Frauen oder Männer haben sich jahrelang der Familie, ihren ein, zwei Kindern gewidmet und kommen jetzt in die Krise. Die fragen sich: War das alles? – und wollen in der Liebe noch einmal von vorne anfangen. Doch ist das, gerade wenn man in der Lebensmitte ist, gar nicht so einfach.

Weshalb ist denn Dating im Alter schwieriger? Man könnte ja meinen, man sei dann reifer, beziehungserfahren und deshalb auch gelassener.
Ja, aber das ist eben genau das Kontraproduktive. Es ist zwar gut, dass man sich selber kennt. Aber in Sachen Liebe wird man, je älter man ist, je feiger. Man hat oft kein Vertrauen mehr in die Liebe. Die meisten haben bereits eine lange Beziehung hinter sich, die gescheitert ist. Man wurde enttäuscht, vielleicht sogar betrogen. Das sind prägende Erlebnisse, durch die man einerseits empfindlicher geworden ist, andererseits hat man dadurch auch mehr Angst davor, wieder in alte Muster zu verfallen. Trotz dieser Altlasten will man aber eine neue Liebe finden, mit der möglichst alles besser wird. Und diese hohen Ansprüche bauen wiederum für den neuen Partner enormen Druck auf.

Beziehungs-Expertin

Silvia Fauck (64) ist Beraterin, Coachin, Dozentin und Motivationstrainerin. 2001 eröffnete sie ihre erste Liebeskummer-Praxis in Hamburg (D), inzwischen hat sie 50 Partnerpraxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Fauck hat mehrere Bücher geschrieben und tritt als Expertin bei Beziehungsfragen regelmässig im TV auf. Sie hat zwei erwachsene Töchter und zwei Enkel.

Silvia Fauck (64) ist Beraterin, Coachin, Dozentin und Motivationstrainerin. 2001 eröffnete sie ihre erste Liebeskummer-Praxis in Hamburg (D), inzwischen hat sie 50 Partnerpraxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Fauck hat mehrere Bücher geschrieben und tritt als Expertin bei Beziehungsfragen regelmässig im TV auf. Sie hat zwei erwachsene Töchter und zwei Enkel.

Wie geht man denn die Partnersuche trotz dieser Altlasten am besten an?
Ganz wichtig: Wenn man online bei Partnerbörsen einen Partner sucht – was heute viele tun –, unbedingt immer ehrliche Angaben machen. Es bringt nichts, wenn man sich auf Bilder schlänker schummelt oder jünger macht. Irgendwann will man sich ja im realen Leben treffen, und spätestens dann kommt das böse Erwachen. Man sollte sowieso nicht zu lange hin und her schreiben. Sonst verliebt man sich am Ende noch in eine Fantasiegestalt, bei der man dann beim Treffen merkt, es passt gar nicht. Besser, sich möglichst bald auf einen Kaffee treffen und sehen, ob die Chemie stimmt. Wenn jemand grosse Hemmungen davor hat zu flirten, kann er auch zu einem Coaching gehen oder er besucht einen Singlekurs, um das Flirten wieder zu lernen. Das Wichtigste ist: authentisch sein, nicht zu hohe Ansprüche haben und den Mut fassen, jemanden in Ruhe kennenzulernen.

Wechseln wir vom Online-Dating ins echte Leben: Ist das berühmte Kennenlernen am Gemüseregal überhaupt noch möglich?
Jein. Generell kann man sagen, es ist heutzutage schwieriger, jemanden im Alltag kennenzulernen. Viele sind mit dem Überangebot aller Online-Dating-Portale zu abgelenkt und übersättigt von potenziellen Partnern, dass sie gar keine Energie oder Interesse haben, am Gemüseregal jemanden anzusprechen. Am besten lernt man sich nach wie vor bei der Arbeit oder beim Sport kennen. Mir gefällt auch der Tipp einer Freundin gut: Die lädt zweimal im Jahr ein paar Freundinnen zu sich ein, und jede bringt einen fremden Mann mit. So erweitert sich der Freundeskreis, und eventuell entwickelt sich aus einer Bekanntschaft ja eine neue Liebschaft. Auch ein guter Tipp: Klub-Urlaub machen. Da ist man meist eine Woche mit den gleichen Leuten zusammen, trifft sich beim Sport, beim Mittagessen und abends an der Bar – und das völlig ungezwungen.

Welches ist der Hauptfehler, den viele Ältere beim Daten machen?
Dass sie dem neuen Partner die eigenen Kinder zu früh vorstellen. Bei schulpflichtigen Kindern sollte man mindestens ein Jahr warten. Dann kommen sie weniger durcheinander und fangen auch weniger schnell an, die Beziehung zu sabotieren. Vom neuen Partner erzählen kann man natürlich schon vorher. Das hilft auch, eine positive Beziehung unter allen Beteiligten aufzubauen. Ab einem gewissen Alter ist für viele auch Sex ein Problem. Man geniert sich eher, sich vor einem neuen Partner nackt auszuziehen. Ich sag dann immer: Die Männer im selben Alter haben das gleiche Problem. Mein Rat: Nicht gerade beim ersten Date zusammen ins Bett gehen, sondern erst Vertrauen aufbauen, und dann ergibt sich der Sex von alleine.

Wenn man dann nach allen Schwierigkeiten neues Liebesglück im Alter gefunden hat, wie schafft man es, dieses auch zu behalten?
In einer guten Beziehung sollte man immer darauf achten, dass der Alltag die Liebe nicht auffrisst. Heisst: sich Zeit für die Liebe nehmen. Zum Beispiel, indem man alle drei Monate die Koffer packt und zusammen verreist. Sex im Hotelbett ist spannender als im eigenen Bett. Einfach mal Zweisamkeit und Sinnlichkeit geniessen. Ein Paar braucht diese Verbundenheit.

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