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Alpträume, Tränen wegen Provokationen, 7 Jahre Funkstille
Demenzerkrankung ihrer Mutter war für Verona Pooth unerträglich

Die schwere Demenzerkrankung ihrer Mutter Luisa brachte TV-Star Verona Pooth an ihre Grenzen.
Publiziert: 05.03.2019 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 10:51 Uhr
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Verona Pooth erzählt, wie schwer die Demenz ihrer «Mamita» Luisa für sie war.
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Sie spricht über eine sehr schwere Zeit ihres Lebens: In einem Interview erzählt Werbeikone Verona Pooth (50), wie sehr sie unter der Demenzerkrankung ihrer Mutter Luisa (†80) gelitten hat.

Weil es in der Wohnung ihrer «Mamita» immer chaotischer geworden sei, habe sie gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte, erinnert sich Pooth gegenüber «Gala» an die Anfänge der Krankheit. «Meine Mutter begann, leere Cremetuben zu sammeln. Ihre Pflanzen wucherten wie in einem Tropenhaus, und im Wohnzimmer hingen auch im Sommer Weihnachtslichter.» Auf einmal sei diese stets elegant gekleidete Frau nur noch im Jogginganzug durch die Wohnung gelaufen.

«Sie herrschte mich an oder provozierte mich»

Ihre Mutter habe zunächst noch versucht, den Schein zu wahren, ergänzt Pooth. Doch dann habe sich ihr Zustand massiv verschlechtert. Jegliche Hilfe wie etwa Notfallknöpfe, habe sie zudem brüsk abgelehnt. «Ein Arzt erklärte mir, dass Demenz auch den Charakter angreift. Die Patienten können sehr boshaft werden. So war das auch bei meiner Mutter. Entweder sie herrschte mich an oder sie versuchte, mich zu provozieren.» So habe sie beim Auswärtsessen Erbsen vom Teller gespickt, liess sich ständig neues Besteck bringen. «Einmal hat sie in einem Restaurant einen Koi-Karpfen aus dem Zierbecken gefischt und in ihre Gucci-Handtasche gesteckt. Es trieb mir die Tränen in die Augen.»

Die Krankheit ihrer Mutter hatte schlimme Auswirkungen auf Verona Pooths Psyche: «Sechs Jahre lang hatte ich Albträume, bin jede Nacht nassgeschwitzt wach geworden», erinnert sich die Moderatorin. Sie sei zum Telefon gelaufen, habe den Hörer abgenommen, nur um gleich wieder aufzulegen. «Weil ich Angst vor der Reaktion meiner Mutter hatte. Franjo knipste dann das Licht an und versuchte, mich zu trösten.»

7 Jahre gar kein Kontakt mehr

Dank Ehemann Franjo (49) habe sie es überhaupt geschafft, über diese schwere Zeit hinwegzukommen. «Mein grosses Glück war, dass es Franjo gab. Er hatte einen leichteren Zugang zu seiner Schwiegermutter. Franjo nahm sie einfach, wie sie war, mit all ihren Schrullen. Er hat sich wahnsinnig geduldig um sie gekümmert. Meine Mutter liebte ihn, nannte ihn immer Angelo, auf Deutsch Engel.»

Doch das Schlimmste sollte erst noch folgen: Durch die Krankheit isolierte sich Luisa Feldbusch immer mehr. Sie habe einen Verfolgungswahn entwickelt, nicht mehr mit den Nachbarn sprechen wollen und ihrer Tochter schliesslich die Tür nicht mehr aufgemacht. «Ich verlor meine Mutter für sieben Jahre», so Pooth traurig. Und auch die Hochzeit mit Franjo verpasste Luisa wegen der Krankheit.

Eines Tages habe sie dann aber einen Anruf aus einem Spital erhalten, so Verona Pooth weiter. Ihre Mutter sei gestürzt, habe drei Tage auf dem Boden gelegen, ohne Wasser, ohne Essen. Die Nachbarn hätten sie irgendwann nach Franjo rufen gehört. «Ich flog sofort zu ihr. Als sie im Spital aufwachte, machte sie eine so böse Bemerkung, dass ich dem nächstbesten Arzt weinend um den Hals fiel.»

Versöhnung im Altersheim

Tags darauf sei dann Franjo gekommen und habe es geschafft, das Eis zu brechen. «Doch es war klar: Meine Mutter konnte nicht wieder nach Hause. Also suchte ich nach einer schönen Seniorenresidenz und verkaufte ihr den Aufenthalt als Kur», so Verona. «Und das fand sie toll! Eine Kur wollte sie, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet hatte, immer schon mal machen.»

Dort hätten sich dann alle rührend um sie gekümmert, und sie sei auch ihr gegenüber wieder versöhnlicher gestimmt gewesen, sagt Pooth. «Wenn ich sie besuchte, streichelte sie manchmal meine Hand und sagte: ‹Muchas gracias, es ist so schön hier.› Wir haben unseren Frieden miteinander gemacht.» 2015 starb Luisa Feldbusch im Alter von 80 Jahren. (wyt)

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