Darum gehts
- Mireille Mathieu startet Jubiläumstournee mit Auftritt im Pariser Olympia-Saal
- Sie singt ohne Teleprompter und betont den Blickkontakt zum Publikum
- Karriere begann 1964, erste Olympia-Show 1965, Tour endet in Avignon
Mireille Mathieu (79) startet ihre Tournee im Pariser Olympia-Saal mit Auftritten vom 24. bis 26. Oktober. Es folgen ein Konzert in Lausanne, dann Auftritte in Belgien, Deutschland und Osteuropa und 2027 in Kanada. Begonnen hat sie ihre Karriere übrigens am 28. Juni 1964, als sie einen Gesangswettbewerb in ihrer Heimatstadt Avignon im Südosten Frankreichs gewann. Im Interview spricht sie über die Tour.
SDA: Mireille Mathieu, Sie blicken auf eine sechs Jahrzehnte währende Karriere zurück. Wie fühlen Sie sich dabei?
Mathieu: Das ist ein grosser Meilenstein, aber ich denke nicht wirklich darüber nach. Ich singe immer noch wie am ersten Tag und so lange ich kann. Ich arbeite jeden Tag, um meine Stimme zu erhalten. Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Was ich am meisten schätze, ist, dass ich immer noch die Chance habe, meine Leidenschaft zu leben, und das ist grossartig. Ich bin sehr dankbar.»
Hätten Sie sich zu Beginn Ihrer Karriere einen solchen Werdegang vorstellen können?
Nein, alles ging sehr schnell und schnell einmal habe ich die Zeit vergessen. Bei meinem ersten Auftritt am 21. November 1965 bei Télé-Dimanche (eine damalige französische Fernsehsendung, Anm. d. Red.), den ich fünfmal hintereinander gewann, sang ich nur für meine Eltern und meine Geschwister. Die Kamera schüchterte mich sehr ein. Ich war mir dessen gar nicht bewusst. Seither ist meine beste Belohnung die Liebe des Publikums. 60 Jahre sind eine grosse Liebesgeschichte.»
Wie gehen Sie mit dieser Jubiläumstour um?
Ich habe eine Heidenangst! Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Lampenfieber! Es ist immer so, wenn ich in Frankreich singe, weil es meine Heimat ist und ich mein altes Publikum wiedersehen werde, das mir eine Chance gegeben hat.»
Sie werden auch wieder im Olympia in Paris auftreten. Was bedeutet Ihnen dieser Saal?
Es ist der Konzertsaal, den ich am liebsten mag. Es ist magisch, wenn das Publikum so nah ist und einem seine aussergewöhnliche Liebe schenkt. Ich habe zum ersten Mal am 28. Dezember 1965 im Olympia gesungen, im Vorprogramm für Sacha Distel und Dionne Warwick mit «Mon Credo» und drei Liedern von Madame (Edith) Piaf, der ich so viel verdanke. Mit dieser grossen Dame verglichen zu werden, war das schönste Kompliment für die Anfängerin, die ich damals war.»
Was haben Sie nun für Ihr Karriere-Jubiläum geplant?
Ich werde mit den 14 Musikerinnen und Musikern meines Orchesters sowie drei Backgroundsängerinnen auftreten. Das Orchester begleitet mich überall im Ausland. Ich werde mein Repertoire vortragen, die Lieder, die das Publikum liebt, und Raritäten wie «La Voix de Dieu», das von Claude Lemesle ins Französische übertragen wurde. Ich singe immer ohne Teleprompter. Ich habe gelernt, dass der Blick die Seele widerspiegelt, also schaue ich dem Publikum immer in die Augen. Ich beginne diese Tournee im Olympia und das letzte Jubiläumskonzert findet bei mir zu Hause in Avignon statt. Das ist eine Tradition.»
Wie sehen Sie Ihren Status als Botschafterin des französischen Chansons?
Ich suche nicht nach einem Titel. Ich bin einfach nur stolz darauf, mein Land auf der Bühne zu repräsentieren. Das spornt mich an, dieser Verantwortung gerecht zu werden. 1978 war ich überwältigt, als ich ausgewählt wurde, Marianne in den Rathäusern zu repräsentieren, wie Brigitte Bardot einige Jahre zuvor.»
Welches Lied aus Ihrem Repertoire gefällt Ihnen am besten?
Ich hatte das Glück, aussergewöhnliche Autoren und Komponisten wie Francis Lai, Michel Legrand, Maurice Jarre, Eddy Marnay, Maurice Vidalin, Claude Lemesle und viele andere zu haben... «Mon Credo» war mein erstes Lied, daher hat es einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, ebenso wie «Mille colombes». Heute brauchen wir mehr denn je Frieden auf der Welt...»