1939 in Bremen geboren, prägte der Krieg Hanns Johansens frühe Jugend. Erst für ihre dritte Veröffentlichung erhielt die Autorin den einstimmigen Beifall von Literaturkritik und Leserschaft. In der Erzählung «Die Analphabetin» berichtete sie aus der Perspektive eines fünfjährigen Mädchens von Bombennächten im Bunker.
2014 erschien der tagebuchartige Roman «Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte», für den Johansen den Schweizer Literaturpreis erhielt. Das Buch berichtet vom Vorhaben, mit über 70 noch etwas ganz Neues zu lernen - und davon, dass bei den pianistischen Etüden Erinnerung um Erinnerung anklang.
So präzis die Fakten sind, die Hanna Johansen zusammenträgt, um sich beim Schreiben darauf zu stützen, so sehr verlässt sie sich auf ihre Intuition. «Der Inhalt eines Textes entsteht aus der Aura der Wörter», sagt sie. Gemeint sind all die kulturell bedingten Nuancen, die in einem Wort mitschwingen und das Übersetzen von der einen in die andere Sprache stets nur annähernd gelingen lassen
«Werde ich noch schreiben können?» fragte sich Johansen vor ihrem 80. Geburtstag. Wer ihr gegenübersitzt, kann es sich nicht anders vorstellen, so voller physisch spürbarer Schaffenskraft ist sie.
(SDA)