Genies
Lust und Last, ein Wunderkind zu sein

Publiziert: 09.12.2006 um 15:27 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:42 Uhr
Von Sacha Ercolani und Rachel Spirig
Mit zwei Jahren lernen sie Lesen, mit vier lösen sie schwierige Rechenaufgaben, mit sechs langweilen sie sich schon in der Schule: Die mehr als 20 000 hochbegabten Kinder in der Schweiz.

Ein kleiner bebrillter Streber, der zum Spass Enzyklopädien wälzt und meterlange Formeln ausbrütet: das Klischee vom hochbegabten Kind. «Die Realität sieht anders aus», sagt Andrea Salow (45) vom Elternverein für hochbegabte Kinder (EHK) Luzern. «Hochbegabung hat viele Gesichter und ganz unterschiedliche Ausprägungen.» Gerade das mache es für Eltern und Lehrer so schwierig, den besonderen Fähigkeiten extrem talentierter Buben und Mädchen auf die Spur zu kommen.

Hochbegabt, aber oft verhaltensauffällig

«Mir wars in der ersten Klasse immer langweilig», sagt Vivian Huber (8) aus Bassersdorf ZH. Das Lesen hat sie sich im Kindergarten in fünf Wochen selber beigebracht; Rechnen konnte sie als Zweijährige. Ihre Eltern, die Mutter Hausfrau und der Vater Bankdirektor, schickten sie deshalb zum Schulpsychologen. Daraufhin durfte Vivian von der Volksschule in die «Talenta» in Zürich wechseln, die erste Primarschule für Hochbegabte in der Schweiz. Dort werden Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren individuell gefördert.

«Nach Jahren permanenter Unterforderung in der Schule zeigen hochbegabte Kinder häufig schwere Verhaltensauffälligkeiten, verfallen in Depressionen oder reagieren aggressiv», sagt Xaver Heer (50), der die Schule vor acht Jahren mitgründete. «Das führt auch in der Familie zu grossen Problemen. Primäres Ziel unserer Schule ist es, dass die Kinder die meist verlorene Schulfreude wiedergewinnen und individuell gefördert und gefordert werden.»

Definitionsmerkmal für Hochbegabung ist ein hoher Intelligenzquotient (IQ). Umstritten ist, wie hoch er sein muss, um Kinder als hochbegabt einzustufen. Die einen beharren auf 135 und mehr, die anderen auf 130. Heer: «In der Schweiz leben zwischen zwei bis fünf Prozent Schüler mit einem IQ von 130 und mehr – das entspricht zirca 20 000 Kindern.»

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Flurin Schwerzmann (11) aus Forch ZH:

«Endlich läuft mein Computer», strahlt Flurin. «Jetzt hab ich viel mehr Arbeitsspeicher!» Flurin Schwerzmann hat sich in wenigen Stunden aus den Teilen kaputter Rechner einen Computer gebastelt. Zum Geburtstag wünscht sich das Informatikgenie einen neuen Prozessor oder ein Motherboard. «Von mir hat er das nicht. Da verstehe ich nur Bahnhof», sagt seine Mutter Magda (37). Wie ein Computer funktioniert, das hat Flurin aus komplizierten Fachbüchern gelernt. Magda Schwerzmann: «Als mein Sohn im Kindergarten regelmässig Tageszeitungen las, wusste ich: Flurin ist anders.»

«Endlich läuft mein Computer», strahlt Flurin. «Jetzt hab ich viel mehr Arbeitsspeicher!» Flurin Schwerzmann hat sich in wenigen Stunden aus den Teilen kaputter Rechner einen Computer gebastelt. Zum Geburtstag wünscht sich das Informatikgenie einen neuen Prozessor oder ein Motherboard. «Von mir hat er das nicht. Da verstehe ich nur Bahnhof», sagt seine Mutter Magda (37). Wie ein Computer funktioniert, das hat Flurin aus komplizierten Fachbüchern gelernt. Magda Schwerzmann: «Als mein Sohn im Kindergarten regelmässig Tageszeitungen las, wusste ich: Flurin ist anders.»
Vivian Huber (8) aus Bassersdorf ZH:

Mit zwei Jahren konnte Vivian rechnen. Im Kindergarten brachte sie sich das Lesen bei – allein, in fünf Wochen. «Obwohl sie ein Jahr früher eingeschult wurde, war unsere Tochter in der ersten Klasse total unterfordert», sagt Markus (40), Vivians Papi. «Einmal schrieb sie auf das Hausaufgabenblatt: Diese Rechnungen will ich nicht lösen, sie sind mir zu einfach.» Vivian wechselte in die Zürcher
Hochbegabten-Schule Talenta. Vivian: «Hier gefällt es mir und ich lerne viel, was ich später brauchen kann. Schliesslich möchte ich einmal Astronautin werden.»

Mit zwei Jahren konnte Vivian rechnen. Im Kindergarten brachte sie sich das Lesen bei – allein, in fünf Wochen. «Obwohl sie ein Jahr früher eingeschult wurde, war unsere Tochter in der ersten Klasse total unterfordert», sagt Markus (40), Vivians Papi. «Einmal schrieb sie auf das Hausaufgabenblatt: Diese Rechnungen will ich nicht lösen, sie sind mir zu einfach.» Vivian wechselte in die Zürcher
Hochbegabten-Schule Talenta. Vivian: «Hier gefällt es mir und ich lerne viel, was ich später brauchen kann. Schliesslich möchte ich einmal Astronautin werden.»
Fabiano Federici (7) aus Buochs NW:

«Fabiano hatte ständig Bauchkrämpfe und heulte. Er wollte nicht mehr in den Kindergarten», sagt Mutter Wanda Federici (38). Was sie nicht wusste: Fabiano wurde damals ständig von Kollegen gehänselt und verprügelt. Bei der Abklärung durch den Schulpsychologen stellte sich heraus: Fabiano hat einen IQ von mehr als 135 – er ist hochbegabt. Heute geht Fabiano in die LMS, eine Schule für Hochbegabte in Luzern. «Ich erkenne meinen Sohn kaum wieder – jetzt ist er glücklich und spielt täglich eine Stunde am Schlagzeug», sagt Mutter Wanda.

«Fabiano hatte ständig Bauchkrämpfe und heulte. Er wollte nicht mehr in den Kindergarten», sagt Mutter Wanda Federici (38). Was sie nicht wusste: Fabiano wurde damals ständig von Kollegen gehänselt und verprügelt. Bei der Abklärung durch den Schulpsychologen stellte sich heraus: Fabiano hat einen IQ von mehr als 135 – er ist hochbegabt. Heute geht Fabiano in die LMS, eine Schule für Hochbegabte in Luzern. «Ich erkenne meinen Sohn kaum wieder – jetzt ist er glücklich und spielt täglich eine Stunde am Schlagzeug», sagt Mutter Wanda.
Nils Ebeling (9) aus Geroldswil ZH:

«Ich will Astrophysiker werden. Quantenphysik finde ich total
spannend.» Nils hat einen Intelligenzquotienten von 137 und liegt damit weit über dem Durchschnitt. «Mein Sohn hat schon als Zweijähriger mit mir und meinem Mann geplaudert wie ein Erwachsener», erzählt Mutter Gabriela (43). Als Dreijähriger erklärte er der Kindergärtnerin das Wort «Paläontologe»: «Das isch dänk en Dino-Forscher!» Seine Mitschüler und Nachbarn nennen ihn einfach «Kleiner Professor».

«Ich will Astrophysiker werden. Quantenphysik finde ich total
spannend.» Nils hat einen Intelligenzquotienten von 137 und liegt damit weit über dem Durchschnitt. «Mein Sohn hat schon als Zweijähriger mit mir und meinem Mann geplaudert wie ein Erwachsener», erzählt Mutter Gabriela (43). Als Dreijähriger erklärte er der Kindergärtnerin das Wort «Paläontologe»: «Das isch dänk en Dino-Forscher!» Seine Mitschüler und Nachbarn nennen ihn einfach «Kleiner Professor».
So erkennt man ein hochbegabtes Kind

Das hochbegabte Kind besitzt ein herausragendes kreatives und soziales Talent. Es lernt extrem früh lesen und rechnen und beschäftigt sich mit anspruchsvollen Themen. Dabei speichert es ungewöhnliche Informationen und ist oft Aussenseiter

Wegen der ständigen Unterforderung kann es unter Beschwerden wie Bauchweh, Aggresivität, Kopfweh und Verhaltensschwierigkeiten leiden.

Mehr Infos:

www.werk.ch
www.hochbegabt.ch
www.talenta.ch

Das hochbegabte Kind besitzt ein herausragendes kreatives und soziales Talent. Es lernt extrem früh lesen und rechnen und beschäftigt sich mit anspruchsvollen Themen. Dabei speichert es ungewöhnliche Informationen und ist oft Aussenseiter

Wegen der ständigen Unterforderung kann es unter Beschwerden wie Bauchweh, Aggresivität, Kopfweh und Verhaltensschwierigkeiten leiden.

Mehr Infos:

www.werk.ch
www.hochbegabt.ch
www.talenta.ch
Neuenburger und Glarner sind am klügsten

VON PATRIK MÜLLER

Wo wohnen die gescheitesten Schülerinnen und Schüler der Schweiz? Derzeit gibt es nur einen einzigen landesweit einheitlichen Test, der diese Frage beantwortet: den Eignungstest, den jene Maturanden absolvieren müssen, die Medizin studieren wollen.

SonntagsBlick liegen die brandaktuellen Ergebnisse vor:

1. NE
2. GL
3. AI
4. AG
5. ZH
6. TG
7. UR
8. ZG
9. SG
10. GE
11. NW
12. LU
13. SO
14. AR
15. BL
16. BE
17. VD
18. SH
19. GR
20. OW
21. VS
22. SZ
23. TI
24. BS
25. FR
26. JU

Diese Rangliste kommt aufgrund der Tests von 1998 bis 2006 zustande, an denen insgesamt 7800 Maturanden teilgenommen haben. Geprüft wurde, wie gut die Schüler Texte verstehen, Tabellen interpretieren und mit Formeln umgehen.

VON PATRIK MÜLLER

Wo wohnen die gescheitesten Schülerinnen und Schüler der Schweiz? Derzeit gibt es nur einen einzigen landesweit einheitlichen Test, der diese Frage beantwortet: den Eignungstest, den jene Maturanden absolvieren müssen, die Medizin studieren wollen.

SonntagsBlick liegen die brandaktuellen Ergebnisse vor:

1. NE
2. GL
3. AI
4. AG
5. ZH
6. TG
7. UR
8. ZG
9. SG
10. GE
11. NW
12. LU
13. SO
14. AR
15. BL
16. BE
17. VD
18. SH
19. GR
20. OW
21. VS
22. SZ
23. TI
24. BS
25. FR
26. JU

Diese Rangliste kommt aufgrund der Tests von 1998 bis 2006 zustande, an denen insgesamt 7800 Maturanden teilgenommen haben. Geprüft wurde, wie gut die Schüler Texte verstehen, Tabellen interpretieren und mit Formeln umgehen.
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