Fotoausstellung
«Because the Night» im Fotomuseum Winterthur

Mit der Ausstellung "Because the Night" richtet das Fotomuseum Winterthur vom 7. Dezember bis 16. Februar den Blick auf spannende nächtliche Motive. Fünf Fotoprojekte erzählen vom Leben im Schutz der Dunkelheit.
Publiziert: 06.12.2019 um 09:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2019 um 09:52 Uhr
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Die Fotografie "Apartment" (2017) von Tobias Zielony ist Teil der Ausstellung "Because the Night" im Fotomuseum Winterthur. Sie dauert vom 7. Dezember 2019 bis 16. Februar 2020.
Foto: Tobias Zielony

Wenn der Grossteil der Menschen schläft, erwacht die Nacht für andere zum Leben. Sei dies in Kiev, London oder Paris. Dieses Leben, geschützt durch die Dunkelheit der Nacht, bleibt für viele Menschen aber unsichtbar. Fotografen und Fotografinnen haben sich aufgemacht, diese Welt zu erforschen.

Das Fotomuseum hat sich mit Bieke Depoorter, Georg Gatsas, Thembinkosi Hlatshwayo, Bárbara Wagner und Benjamin de Burca sowie Tobias Zielony fünf Positionen zum Thema ausgewählt und zeigt diese Zyklen in einer eindrücklichen Ausstellung.

Der in Berlin lebende Fotograf Tobias Zielony hielt sich zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 in der ukrainischen Hauptstadt Kiev auf, um die dortige Jugend, die regelmässig auf dem Maidanplatz protestierte, zu begleiten. Er folgte den meist vermummten Jugendlichen oft bis in ihre Clubs.

In diesem geschützten Rahmen entwickelte sich für viele von ihnen ein neuer Freiraum, wo sie die schwierigen Lebensverhältnisse für ein paar Stunden vergessen konnten. Ebenfalls in einer Clubszene, diesmal in Londons Brixton der 2000er-Jahre, fotografierte der in Basel lebende Fotograf Georg Gatsas.

Die damals angesagte Clubszene war Mittelpunkt des britischen Musikphänomens Dubstep und wo sich die Clubgänger dem basslastigen Sound völlig hingaben. Gatsas zeigt in seiner Arbeit einen Londoner Stadtteil, wie er noch um 2008 ausgesehen hat. Bereits wenige Monate später begann sich Brixton zu wandeln und zu gentrifizieren.

Vom damaligen Geist Brixtons ist heute nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegensatz zum Township Thokoza in Johannesburg, wo der südafrikanische Fotograf Thembinkosi Hlatshwayo aufgewachsen ist. «Slaghuis» (Schlachthaus) nennt der Lichtbildner seine Arbeit, eine Mischung aus Fotografie und expressionistischer Nachbearbeitung.

Hlatshwayos Arbeiten zeigen schonungslos, in welch unsicherer Umgebung, in der Gewaltausbrüche und Brutalität zur Tagesordnung gehören, er aufgewachsen ist. Das schroffe Werk offenbart all die psychischen Wunden, die sich unter solchen Lebensumständen tief in die Seele eines Menschen brennen.

Das aus Brasilien stammende Künstlerpaar Bárbara Wagner und Benjamin de Burca zeigt in einer Videoarbeit das Leben zweier Menschen, die tagsüber einer geregelten Arbeit nachgehen und sich nachts in der populären Popmusikbewegung Brega engagieren.

Die beiden Kunstschaffenden arbeiten den starken Kontrast von ereignislosem Leben am Tag und rauschhafter Nacht heraus. Und in Paris ist es die Belgierin Bieke Depoorter, die sich seit 2017 an die Fersen von Agata heftet, die sie in einer Stripteasebar kennengelernt hat.

Depoorter zeigt in ihren Bildern, wie sich Menschen gegenseitig anziehen. Nie wird ganz klar, wer nun wen in seinen Bann zieht und wer sich angezogen fühlt. Persönliche Notizen aus solchen Begegnungen ergänzen den Zyklus der Fotografin. Die Nacht im Fotomuseum wird sie für einige Zeit zum Tag.

Verfasser: Renato Bagattini, ch-intercultur

(SDA)

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