Der 18.Februar 2009 markiert das einschneidendste Ereignis in Adolf Ogis Leben: Sein Sohn Mathias stirbt. Seit Ostern 2008 hat der 36-jährige hoffnungsvolle junge Mann mit einem Krebsleiden gekämpft – mit einem besonders seltenen, einem sogenannten Weichteil-Sarkom. Zu wuchern begonnen hat es in den Muskelfasern zwischen der Luftröhre und den Bronchien. Mathias wollte seine Freundin Manuela heiraten, sobald er wieder gesund ist – doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Die Zahl 18 hat eine fast magische Bedeutung im Leben von Adolf Ogi und ist in diesem Zusammenhang immer mit Anfang oder Ende verknüpft: Adolf Ogi wird an einem 18. geboren. Sein Vater wird an einem 18. zu Grabe getragen. Und schliesslich: Sein Sohn Mathias erliegt an einem 18. seinem Krebsleiden.
Es kommt viel zusammen in diesem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Schon drei Jahre zuvor hat Adolf Ogi einen vertrauten Menschen sterben sehen, nach einem Skiunfall in Crans-Montana. Er macht sich bittere Vorwürfe, dass er Erika Studer nicht davon abhalten konnte, eine abgesperrte Piste hinunterzufahren. Sie stirbt noch an der Unfallstelle an den schweren Kopfverletzungen, die sie sich bei einem Sturz auf einen Stein zugezogen hatte. Die Ehepaare Studer und Ogi sind eng befreundet.
«Nur bei jungen Menschen wird getrauert»
Und dann Mathias. An der Trauerfeier für Mathias Ogi im Berner Münster nimmt auch Uno-Generalsekretär Kofi Annan teil. Neben all den Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Sport sind es auch auffallend viele einfache Menschen, die mit der Familie trauern. Das grosse Gotteshaus ist nicht nur bis auf den letzten Platz besetzt, sondern die zu spät Kommenden stehen dicht gedrängt im Eingangsbereich. Selten hat man das Berner Münster voller gesehen.
«Es ist immer ein Schock, wenn ein Mensch stirbt, besonders wenn es ein junger ist», sagt Kofi Annan später in seinem Genfer Büro, «normalerweise gehen Eltern aber davon aus, dass ihre Kinder sie beerdigen, nicht umgekehrt.» Mathias’ früher Tod erinnere ihn an eine Tradition in seiner afrikanischen Heimat: «Man trauert dort einzig um den Tod von jungen Menschen, den Tod von älteren Menschen hingegen feiert man und dankt Gott dafür, dass er ihnen ein volles Leben geschenkt hat. Bei jedem, der mit über 70 Jahren stirbt, wird gefeiert. Nur bei jungen Menschen wird getrauert, dass sie nicht die Gelegenheit eines vollen Lebens hatten.»
Weise Worte. Es ist wohl kein Zufall, dass sich Kofi Annan und Adolf Ogi so gut verstehen. Beide haben tiefe Wurzeln, Kofi Annan in der Gartenlandschaft von Kumasi in Ghana, Adolf Ogi in den Kandersteger Bergen der Schweiz.
Fast wie eine zweite Beerdigung
Beruflich hatte Mathias Ogi eine grosse Zukunft vor sich. Zu Beginn des Jahres 2007 tritt er nach einem Postgraduate-Studium in London als Fürsprecher in den Rechtsdienst der Swiss-Life-Gruppe am Hauptsitz in Zürich ein. Kein Geringerer als der damalige operative Leiter und heutige Verwaltungsratspräsident des Versicherungsgrosskonzerns, Rolf Dörig, sagt auch heute noch: «Mathias Ogi hat aufgrund seiner hervorragenden Ausbildung und seiner sprachlichen Fähigkeiten sofort in verschiedenen länderübergreifenden Projekten mitgewirkt und wurde, auch zur Vorbereitung weiterer Karriereschritte, zum Sekretär der Geschäftsleitung des Marktes Schweiz ernannt.» Dörig spricht im Weiteren von einer «offenen, ruhigen und gleichzeitig anpackenden Art» des Hoffnungsträgers: «Wir alle bedauern seinen viel zu frühen Tod ausserordentlich.»
Adolf Ogi braucht lange, bis er sich wieder einigermassen fassen kann. Michael Kleiner, Ogis Begleiter in den ersten Jahren seines Uno-Mandates als Kofi Annans Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden, erschrickt zutiefst, als er seinen früheren Chef nach dem Tod von Mathias in Genf erstmals wiedersieht. Kleiner hat für Adolf Ogi das Uno-Jahr des Sports vorbereitet und koordiniert. «Das ist nicht mehr Dölf gewesen.» Erst jetzt, in jüngerer Zeit, sei das alte, innere Feuer wieder aufgeflammt.
Während der Trauerarbeit gründet Adolf Ogi mit seiner Familie und Freunden den Verein «Freude herrscht». Kinder und Jugendliche, Gesunde und Kranke, sollen Freude an der Bewegung und an der Natur entwickeln können, bevorzugt natürlich in der Kandersteger Bergwelt.
Am 25.August 2011 kommt es auf dem Friedhof von Kandersteg zu einer schlichten, kleinen Zeremonie im allerengsten Familienkreis – auch Mathias’ Freundin Manu ist dabei. Gegen 18Uhr wird Mathias Ogis Urne in ein neues Familiengrab umgebettet. Es ist kein Pfarrer dabei, nur noch ein Gemeindeangestellter, der die Umbettung durchführt. Trotz des schönen Sommerwetters zieht am Horizont bereits ein Gewitter auf. Es sei fast wie eine zweite Beerdigung gewesen, sagt Dölf Ogi, ein sehr bewegender Moment.
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