BLICK: Wir treffen uns in der Heimat von Markus Imboden, in Interlaken im Berner Oberland. Fühlen Sie sich hier heimisch, Frau Gedeck?
Martina Gedeck: Ich bin in Niederbayern gross geworden, wo es keine Berge gibt, und geniesse es, mit Markus hier zu sein.
Markus Imboden: Dieser Ort ist voll von meiner Geschichte. Meine Mutter lebt hier, meine Schwester, mein Vater war Kondukteur bei der Wengernalpbahn und Hotel-Concierge. Martina und ich gehen hier oft wandern.
Wer ist da der Antreiber?
Gedeck: Ich bin schon manchmal müde, und Markus hat viel Kraft.
Imboden: Der eigentliche Sinn hinter dem Wandern ist das Gemeinsame. Wir sind so oft getrennt, beim Laufen können wir sprechen.
Haben Sie Martina die Rolle in «Der Hang» bei einer Wanderung angeboten?
Imboden: Ich weiss es nicht mehr. Aber ich kann ihr nicht einfach so eine Rolle anbieten, das macht man gemeinsam mit der Produzentin. Es ist dann einfach, Martina dort durchzubekommen. Sie ist eine der Besten im deutschsprachigen Raum. Neben ihrer Durchlässigkeit für Gefühle zeichnet sie sich durch unangestrengte Selbständigkeit aus. Ihre Figur Valerie in «Am Hang» ist eine eigenständige Frau, die sich von den Abhängigkeiten zu ihrem Mann befreit.
Gedeck: Es geht in dieser Geschichte auch um das Ende der Liebe. Valerie ist damit am stärksten konfrontiert, da sie zu Tode erkrankt ist und sich ihr Lebensgefühl verändert. Ihr Mann dagegen möchte, dass alles so weitergeht wie vorher.
Betrügt Valerie ihn deshalb mit einem Jüngeren?
Gedeck: Sie möchte dem Leben folgen und nicht bestimmten Konventionen. Der Mann gefällt ihr, also geht sie mit ihm mit.
Im Film wird aus Eifersucht geschossen. Wie aufbrausend sind Sie selbst, wenn Sie eifersüchtig sind?
Imboden: Ich war schon lange nicht mehr eifersüchtig. Martina gibt mir keinen Grund. Eifersucht ist etwas Doofes, da geht es um verletzte Eitelkeit. Man kreist um sich selbst. Eifersüchtig bin ich, wenn ein Kollege einen besseren Film gemacht hat, aber nicht in der Partnerschaft.
Gedeck: Vertrauen ist in unserem Beruf eine wichtige Basis. Wir können den anderen nicht kontrollieren.
Imboden: Wir führen eine gute Partnerschaft, weil wir uns viel zu sagen haben. Eifersucht gibt es nur, wenn man Leere spürt.
Im Film prallen zwei Vorstellungen von Liebe – die der Ehe und die der Romanze – aufeinander. Was ist echte Liebe?
Imboden: Es kann nicht sein, dass die Ehe die allein glücklich machende Form ist, genauso wenig sind es Romanzen. Beachtet man solche Äusserlichkeiten, wird Liebe zum Besitztum.
Sie leben fast 1000 Kilometer voneinander entfernt in Zürich und Berlin. Ist die Distanz der Schlüssel?
Imboden: Die Achtung, die ich Martina gegenüber habe, ist der Schlüssel. Die Distanz ist mit dem Flugi eine Stunde.
Martina Gedeck, können Sie sich vorstellen, in die Schweiz zu ziehen?
Imboden: Ich würde Martina davon abraten – dann könnte ich nicht mehr zu ihr.
Gedeck: Die Beweglichkeit ist auch gut, wir setzen uns nicht fest. Zu viel Nähe hat etwas Unerotisches.
In «Am Hang» gibt es Liebesszenen. Wie ist es, wenn Sie Martina beim Schmusen inszenieren?
Imboden: Angenehm ist es nicht, weder bei Martina noch bei sonst jemandem. Auf jeden Fall ist es völlig unerotisch, es ist harte Arbeit. Man muss eine Grammatik der Berührungen finden, die uns etwas über die Figur erzählt. Das Spannende ist nicht der Kuss, sondern die Sekunden davor.
Gedeck: Bei Liebesszenen stelle ich mir vor, mein Gegenüber sei Markus. Und wenn er im Raum ist, geht das leichter. Der Zuschauer muss spüren, dass meine Figur den Mann liebt.
Stört es Sie, im Schatten Ihrer berühmten Freundin zu stehen?
Gedeck: Das tut er gar nicht.
Imboden: Ich stehe nicht im Schatten, sondern im Hintergrund. Der Regisseur arbeitet im Verborgenen, brillieren tun die Schauspieler. Ihnen gehört der Respekt.
Sie hatten mal eine Band, wären also schon ein Bühnenmensch.
Imboden: Es ist ein geiles Gefühl, wenn ein paar Hundert Menschen zuschauen, wie dir etwas gelingt.
Markus Imboden, was mögen Sie besonders an Ihrer Partnerin?
Imboden: Dass sie mich aus meiner Welt in unsere holen kann. Dass durch sie vieles relativiert wird. Wenn Martina lacht, ist alles wieder gut – und sie lacht sehr oft. Wenn ich mich zum Beispiel über die wahnsinnig bürokratische, kulturverhindernde Filmförderungsstelle in Bern aufrege, holt sie mich aus der ohnmächtigen Wut heraus. Es gelingt ihr immer wieder, mich zu beruhigen.
Welche Pläne hegen Sie noch zusammen?
Imboden: Ich plane die Verfilmung des Liebesromans «Himmelreich» von Rolf Dobelli. Da würde ich Martina gerne dabeihaben.
Und was ist mit Heiraten?
Gedeck: Im Moment nicht. Da müssen wir noch ein bisschen abwarten.
Imboden: Vielleicht in zehn Jahren, es hat sich bisher nicht aufgedrängt.
Gedeck: Viel wichtiger ist, dass wir noch ein paar Filme machen – und ganz viele Wanderungen.