DIe Schweizer Historikerin Magdalen Bless erlebte ein Nahtoderlebnis
«Ich schwebte über meinem leblosen Körper»

Sie stand bereits mit einem Fuss im Jenseits: Magdalen Bless (72) kam als 20-Jährige bei einem Autounfall fast ums Leben und hatte eine Nahtoderfahrung. Sie erzählt, wie das Ereignis ihr Leben verändert hat und warum sie keine Angst mehr vor dem Tod hat.
Publiziert: 13.01.2021 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2021 um 14:50 Uhr
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Die Nahtoderfahrung hat sie für immer verändert: Magdalen Bless verunfallte als 20-Jährige schwer.
Foto: SRF
Katja Richard

Keine Angst mehr vor dem Tod: Die Historikerin Magdalen Bless (72) war 20 Jahre alt, als sie bei einem Autounfall fast um Leben kam: «Ich schwebte über mir selbst und sah meinen leblosen Körper in einem Erdbeerbeet liegen.» Auch nach über fünfzig Jahren ist das Nahtoderlebnis für sie eine Erfahrung geblieben, die sie für immer verändert hat. «Ich nehme das Leben in einem viel grösseren Reichtum wahr. Und es hat mir die Angst vor dem Tod genommen.»

Magdalen Bless gehört zu den rund fünf Prozent der Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben. Zurzeit ihres Unfalls im Jahr 1968 ein Thema, das kaum bekannt war, inzwischen sind darüber unzählige Bücher geschrieben worden. Bless wird heute für Vorträge eingeladen und in der Sendung «Reporter» porträtiert.

Angst, nicht ernst genommen zu werden

Wie viele mit einer ähnlichen Erfahrung hat sie lange nicht über die Nahtoderfahrung gesprochen, aus Angst nicht ernst genommen zu werden. Nach dem Unfall war sie wochenlang euphorisch, «weil ich so froh, war, dass mir nochmals das Leben geschenkt wurde». Als die Mutter sie im Krankenhaus besuchte, sagte Magdalen Bless zu ihr: «Ich bin gestorben, aber jetzt bin ich wieder da.» Daraufhin schaute die Mutter so entsetzt, dass Bless jahrelang nicht mehr darüber redete.

Die überwältigende Erfahrung schrieb sie aber sofort auf, den Unfall selber hatte sie gar nicht mitbekommen. Sie war mit ihrem Vater im Auto unterwegs, als sie vor einer Tankstelle anhielten, raste ein anderer Wagen in sie hinein. «Als man mich aus dem Auto zog, legte man mich in den Garten der Tankstelle, auf ein Erdbeerbeet. Dort sah ich meinen Körper liegen, im grünen Kostüm, das meine Mutter für mich genäht hatte.» Bei der Kollision hatte sie das Bewusstsein verloren und wachte in einer völlig anderen Ebene auf: «Ich wusste, dass ich sterbe. Zugleich durchfuhr mich ein feierliches Gefühl und ein Staunen. Ich war doch noch so jung und sterben, das taten doch immer nur die andern!»

Ein lebendiges, vibrierendes Licht der Liebe

Sie erlebte das, was ein grosser Teil der Menschen erzählt, die eine Nahtoderfahrung hatten: Eine Reise durch einen Tunnel und auf der anderen Seite ein nie gekanntes Gefühl von Leichtigkeit, Licht und Freiheit. Dann die ausserkörperliche Erfahrung, ein Sein ohne physische Hülle und das tiefe Gefühl von Liebe und Verstehen: «Mein Leben lief blitzschnell wie ein dreidimensionaler Film vor mir ab und plötzlich begriff ich die Zusammenhänge des Lebens. Kristallklar eröffnete sich ihr jenseits von Raum und Zeit eine ungeahnte Fülle des Wissens, Makrokosmos und Mikrokosmos entschlüsselten sich. Am Überwältigendsten aber war für sie ein unbeschreibliches Licht, das plötzlich wie eine Sonne aufging – ein lebendiges, vibrierendes Licht der Liebe.»

Höheres Bewusstsein oder Biochemie?

Wenn es um das Leben nach dem Tod geht, prallen Weltanschauungen aufeinander. Die einen sehen darin eine Loslösung des Bewusstseins vom Gehirn, andere schlicht Folgen biochemischer Prozesse. Neue Studien versuchen zunehmend, dem Phänomen auf den Grund zu kommen, eine rationale Erklärung ist der Wissenschaft bislang nicht gelungen. Viele gehen davon aus, dass es für Nahtoderfahrungen einfache Gründe gibt: etwa Sauerstoffmangel, zu viel Kohlendioxid oder chemische Reaktionen im Gehirn.

Für Magdalen Bless ist das keine Option, so stark hat sich diese Erfahrung in sie eingebrannt. «Da war so viel Klarheit, dieses Licht und diese tiefe Liebe. Das war himmelweit von einem Traum entfernt. Mein Leben hat sich für immer verändert und bereichert.»

Ausstrahlung: Mittwoch, 13. Januar 2021, 21.00 Uhr, SRF 1

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