Die Hiltons
Eine schrecklich nette Familie

Publiziert: 11.01.2007 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:59 Uhr
Von Helmut-Maria Glogger
Die Vorfahren von Skandalnudel Paris Hilton kamen aus Norwegen und Deutschland. Heute gehört die Familie zu den reichsten Amerikas. Clan-Gründer Conrad verkaufte Bibeln, dann weltweit Hotelzimmer. Die Hiltons trieben es mit Weltstars wie Zsa Zsa Gabor oder Natalie Wood, Sohn Nick heiratete sogar Elizabeth Taylor. Alles, um den Namen Hilton noch bekannter zu machen. Was Erbin Paris mit ihrem Körper und ihren Männern lebt, ist Marketing total.Er war gerade aus dem Militärdienst entlassen worden, er war müde und wollte im Mobley Motel von Cisco, im tiefen Texas, ein Hotelzimmer.


«Ausgebucht», raunzte der Mann an der Rezeption. «Kommen Sie in acht Stunden wieder, dann ist Schichtwechsel.» Conrad Hilton stutzte: «Vermieten Sie Ihre Zimmer im Dreischichtbetrieb?» – «Ja.»

Doch diese Art von Geldverdienen ging dem Mann hinter dem Tresen immer noch nicht schnell genug: «Draussen auf den Ölfeldern werden die Jungs über Nacht Millionäre, und ich muss Zimmer vermieten.»
Conrad wittert seine Chance und fragt, wie viel das Mobley denn kosten würde. «50 000 Dollar.»

Hilton, der eigentlich in Cisco für 75000 Dollar eine Bank kaufen wollte, begann zu feilschen: «30000?» Der Hotelier: «45000.» Bei 40 000 schlug Conrad zu und telegrafierte seiner Mutter Maria: «Ein Hotel ist besser als eine Bank.»

So begann 1919 der Aufstieg des Mannes, der zum mächtigsten Hotelier aller Zeiten wurde – und Urgrossvater von Luder-Queen Paris Hilton.

Zwischen der Geburt von Conrad (1887) und Paris Hilton (1981) liegt nicht mal ein Jahrhundert; der strengkatholische Rappenspalter und Gründer der Hotelkette starb 1979, zwei Jahre, bevor Paris das Licht der Welt erblickte – und später ganz andere Moralvorstellungen entwickelte als ihr Ur-Opa. Sagte der: «Bete inständig, das Gebet ist die Nabe, die das Rad hält», schwadroniert Paris: «Ich nehme nur meinen Hund ernst, trage nie zweimal die gleichen Klamotten und gehe nie vor nachts um drei ins Bett.» Wenn es Conrad langweilig war, gründete er ein neues Unternehmen – heute gehören der Hilton-Gruppe 2800 Hotels mit 485 000 Zimmern in mehr als 80 Ländern. Leidet Urenkelin Paris unter Jetset-Öde, fliegt sie nach Paris zum Shoppen.

Sinnigerweise heisst das Pornofilmchen mit – der liegenden und knienden – Paris in der Hauptrolle: «A Night in Paris». Dieser Streifen, mit dem sie später
40 Millionen Dollar verdient, hätte ihre tiefgläubige Ururgrossmutter Maria geradewegs ins Kloster getrieben.

Der Vater von Clan-Gründer Conrad war Augustus Hilton; der wurde 1854 im Akershus in Klofta (Norwegen) geboren und in Texas von den Apachen als «Colonel» verehrt, weil er ehrliche Preise für Wolle und Felle zahlte. Die Frau von Augustus war die 1861 in Fort Dodge geborene Maria Laufersweiler. Deren Eltern stammten aus dem deutschen Rhein-Hunsrück-Kreis. Marias Vater handelte am Rio Grande mit Indianern, Mexikanern, Spaniern. Er eröffnete Kohlengruben (die ihn reich machten), seine Frau gründete – an die Ewigkeit denkend – das Bestattungsunternehmen Laufersweiler, das bis heute besteht.

Ihr Sohn Conrad machte alles: Laufbursche für den Krämerladen seiner Eltern, Hausierer für die Bibel, Bordellpianist, Musikagent, Spekulant. Dann brach die kleine Welt der Hiltons 1907 in San Antonio wegen eines Börsenkrachs zusammen.

Was tun? Conrads Mutter Maria wandelte das kleine, für acht Kinder gebaute Backsteinhaus in eine Pension um. Sohn Conrad sorgte als Schlepper am Bahnhof von San Antonio dafür, dass Durchreisende bei den Hiltons abstiegen. Der Preis, inklusive drei Mahlzeiten: zweieinhalb Dollar.

Langsam rappelten sich die Hiltons wieder hoch. Conrad wurde erst Kassier der New Mexico State Bank, dann deren Präsident. Noch vor dem Ersten Weltkrieg sass er als reicher Abgeordneter im texanischen Parlament. Als er von der Front in Frankreich zurückkommt, notiert er 1918 in sein Tagebuch: «Vater tot. Autounfall.»

Nur fünf Jahre nach dem Start in Cisco lässt der erst 37-jährige Junggeselle sein achtes Hotel bauen, das Dallas Hilton – und lernt seine Frau kennen: Mary Barron, eine 18-jährige dralle Südstaatenschönheit «mit der Tendenz zum Vulgären», wie Hilton-Biograf Jerry Oppenheimer schreibt. Beim Swing-Stück «Lady be good» kommen sie sich an der Hoteleröffnung so nahe, dass sie im September 1925 heiraten und 1926 bereits Sohn Nick zur Welt kommt. Es folgen Barron (1927), der Grossvater von Paris, und Erik (1933).

Zwischen Luderbett und Bibel

Mary, die gerne einen über den Durst trinkt, betrügt den Workaholic Conrad mit dem Football-Trainer Mack Saxon – Conrad kontert und beginnt Affären mit diversen Hollywood-Starlets. 1934 lassen sie sich in Reno scheiden. Gerade mal 3600 Dollar pro Monat zahlt Conrad seiner Ex-Frau, die 1966 vergessen in Los Angeles stirbt.

Und jetzt wird es so richtig «Hilton»! Ende der Dreissigerjahre kauft Conrad für 250 000 Dollar die Kitschburg Casa Esmeralda in Bel Air, Los Angeles – und verknallt sich in das ungarische Paprika-Girl Zsuzs-anna Zsa Zsa Gabor.

Für eine erste Nacht mit Zsa Zsa bot Conrad 20 000 Dollar. Läppisch – eine Gabor ist teurer! Conrad muss erst Zsa Zsas Scheidung vom türkischen Aussenminister zahlen, bevor er sie 1942 heiraten kann. Und sofort hängt der Haussegen schief: Die erotische Splitterbombe nimmt es mit der Treue nicht so genau und sprengt mit ihren Einkaufstouren das Budget. Was Conrad vollends aus dem Ehebett treibt, ist, dass Zsa Zsas sexuell geschultes Auge ausgerechnet auf Conrads Sohn Nick fällt. Bis heute ist nicht klar, wessen Tochter die 1947 geborene Francesca ist.

Die Ex-«Miss Ungarn» verklagte den «König der Hotels» bei der Scheidung auf zehn Millionen. Sie bekam 35 000 Dollar – und 5000 Bibeln als gnädige Zugabe.

Doch Zsa Zsa tröstet sich schnell: Sie wird noch siebenmal heiraten! Schlampen und Ludern liegt also in der Familie der Hiltons. Ebenso wie die Fähigkeit, sich selbst zu inszenieren. Sechs Beispiele:
  • Die Hochzeit von Sohn Nick 1950 mit der blutjungen Elizabeth Taylor, einer Darstellerin in der TV-Serie «Lassie», war eine Werbeveranstaltung – für die Hilton-Hotels, den Filmkonzern MGM und den Taylor-Film «Vater der Braut».
  • Doch schon in den Flitterwochen auf der «Queen Mary» war Nick «böse und verletztend, und zwar physisch und psychisch», wie Liz Taylor in ihren Memoiren schreibt.
  • Schnell reichte Liz Taylor ihren Mann an ihre Freundinnen weiter – und der machte aus seinen Flirts mit Natalie Wood oder Joan Collins PR-trächtige Auftritte.
  • Von seiner zweiten Frau Pat McClintock musste Nick 1958 – vor den Augen von Berlins Bürgermeister Willy Brandt und Kanzler Konrad Adenauer – aus dem Saal getragen werden. Er hat die Einweihung des Berlin-Hilton allzu sehr begossen.
  • Auch Vater Conrad fand Geschmack an Frauen – und naschte gerne in Hollywood. Als Conrad seine dritte Frau heiratete, war er ein Mitsiebziger, seine Frau Mary Frances Kelly knusprige 61.
  • Als Milliardär Conrad am 3. Januar 1979 stirbt, machen alle grosse Augen: In seinem 32. Testament legte der Patriarch fest, dass sein Nachlass in die «Conrad N. Hilton Stiftung» kommt. Und die hat sich um kranke afrikanische Kinder zu kümmern!

Ärgerlich für seine Kinder Barron, Erik und Francesca. Die mussten sich gerade mal zwei Millionen Dollar teilen. Sohn Nick hat den Tod seines Vaters nicht mehr erlebt: Er starb 1969 an Suff und hinterliess seiner Frau Pat keinen Cent.

Und die anderen Kinder? Sohn Erik zog sich 1997 als Vizepräsient der Hilton-Gruppe zurück, lebt heute mit seiner Frau Patricia und den vier Kindern in Kalifornien. Sohn Barron übernahm das Hilton-Imperium, gründete eine Öl- und eine Orangensaft-Firma, begann Privatjets zu vermieten und gründete 1960 das San Diego Football Team. Mit seiner Frau Marilyn hat Barron acht Kinder. Darunter Richard, den Vater der berühmten Früchtchen
Paris und Nicky.

Auch Richard verstand es, seinen Namen bestens zu vermarkten: Ihm gehört die Immobilienagentur Hilton & Hyland, spezialisiert auf Luxusanwesen. Ein Blick auf die Website www.hiltonhyland.com zeigt, was ein Hilton wirklich unter Luxus versteht.

Sicher: Paris hat wie alle Hiltons keine gute Schulbildung, sie wohnte als Girlie erst in der Zehn-Millionen-Dollar-Villa ihrer Eltern in Bel Air, dann in ihrem Landhaus auf den Hamptons, schliesslich im 30. Stockwerk des familieneigenen Waldorf in New York.

Und so kommen wir zurück auf Cisco, auf ihren Grossvater Conrad und dessen Mutter Maria. Von der hat Conrad den Wahlspruch in sein Buch «Die Welt bei mir zu Gast» übernommen: «Mach dir keine Sorgen über die Talente, die du nicht hast, suche lieber die Fähigkeiten, die du besitzst.» Welche Fähigkeiten besass Conrad? Keine, ausser dem bigotten Wunsch, Geld zu verdienen.

Welche Fähigkeiten hat Paris Hilton? Keine, ausser ihren wohlgeformten Körper ins Fotografenlicht zu rücken. Auf dem Nachtisch jedes Hilton-Hotels liegt immer noch die Bibel.

Es wäre kein Wunder, wenn bald in jedem Nachttisch «The Best of Paris» liegt: eine Auswahl der schärfsten Bilder von Paris Hilton.

Natürlich zu kaufen. Wie die Bibel.
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Paris hat es geschafft, den Namen Hilton wie ihr Vater und ihr Grossvater weltweit zu vermarkten. Mit nichts als ihrem Körper, ihrer meist nackten Haut. Sie begann als Model bei der Agentur Ford; kassierte schnell 250 000 Dollar für Werbespots; drehte für acht Millionen Gage die Doku-Soap «The Simple Life»; und für ihr Buch erhielt sie eine Million Vorschuss, die sie in Nachtbars mit dem Namen «Club Paris» anlegen wollte, die es in Las Vegas, New York, Los Angeles, Miami und Cancún geben sollte. Nur: Die Geschäftspartner waren schnell sauer, als Paris keinen Termin einhielt.

Nebenher vernaschte die Blondine medienwirksam Leonardo DiCaprio, Backstreet Boy Nick Carter, Tennisstar Mark Philippoussis, den Öl-Erben Brandon Davis und die beiden griechischen Milliardärsbuben Paris Latsis und Stavros Niarchos III.
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