Berührungsängste kennt er keine: Kater Archie kümmert sich im rumänischen Sust-Tierspital um die frisch eingelieferten Patienten. In der Osterwoche waren es ein zerbissenes Mutterschaf und ein total verfilzter Hund.
«Man wusste nicht mehr, was bei ihm vorne und hinten war. Der Kleine konnte weder laufen noch fressen, zum Glück hat ihn jemand hergebracht», so Tierschützerin Susy Utzinger (49).
Spital-Kater war früher selber Patient
Eine Stunde dauerte es, bis der Hund von Filz und Ungeziefer befreit war. Kater Archie wich ihm während der Prozedur nicht von der Seite und kuschelte sich anschliessend liebevoll an ihn. «Sobald die behandelten Tiere vom OP-Tisch kommen, legt er sich zu ihnen. Vielleicht weil er selber mal hier Patient war», erzählt Utzinger, die mit ihrer Sust-Stiftung mehrere Tierschutz-Hospitäler und Tierheime in verschiedenen Ländern betreibt. Letztes Jahr wurden dort 7802 Tiere in Not behandelt und 4733 Tiere kastriert.
In Rumänien können sich die wenigsten einen Tierarzt leisten, viele der Vierbeiner sind Streuner, so wie Archie, der in schlechtem Zustand eingeliefert wurde. «Er war mager und voll mit infizierten Wunden. Darum durfte er im Spital länger seine Runden machen, bevor er in die Katzenstation kam», erzählt Utzinger.
Heilsames Katzenschnurren
Dort fühlte sich der vorher so zugängliche Archie aber nicht wohl, wurde aggressiv und schliesslich krank. Zurück im Tierspital, wurde er wieder ganz der Alte und durfte bleiben. «Zunächst haben wir gezögert, das entspricht ja nicht ganz den hygienischen Standards, aber bringt so viel gute Energie ins Spital, dass er ein Gewinn für die Patienten und das Team ist», so Utzinger.
Die heilsame Wirkung von Katzenschnurren ist nachgewiesen, Knochenbrüche heilen durch die Stimulation der Muskeln rascher, und es löst im Gehirn das Wohlfühlhormon Serotonin aus.
Die Schafe dürfen bleiben
Im Frühling landen unzählige junge Katzen im Heim, darum wird für den Bau einer weiteren Station gesammelt. Denn trotz Platzmangel lehnt die Tierschützerin keinen Schutzsuchenden ab. Inzwischen wurde auch das Lamm des verletzten Schafs ausfindig gemacht: «Die Herde lebt im Dreck, alle sind total abgemagert.»
Darum dürfen beide Schafe im Tierheim bleiben, wo sie das erste Mal im Heu schlafen: «Der Besitzer würde das Lamm schlachten. Hier werden sie jeden Tag etwas runder und ihre Wolle weisser.» Kater Archie wartet derweil auf die nächsten Ankömmlinge.