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Bodo Zimmermann stürzte im Himalaya mit dem Gleitschirm ab
«Es ging um Leben und Tod»

Seine Schmerzenslaute gehen durch Mark und Bein. SRF zeigt heute Abend in der Doku «Am seidenen Faden» (SRF 1, 20.05 Uhr) Absturz und Rettung des Schweizer Gleitschirmpiloten und Abenteurers Bodo Zimmermann (35). Mit kleinen Kameras wurde das Drama festgehalten.
Publiziert: 03.12.2020 um 08:47 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 09:43 Uhr
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Bodo Zimmermanns Reise in den Himalaya im Jahr 2016 wird beinahe zu einem Todesurteil.
Foto: Zvg
Peter Padrutt

Es war als Abenteuer fernab der Zivilisation geplant – doch dann kommt alles anders. Der Zürcher Oberländer Bodo Zimmermann (35), will in einem noch nie zuvor beflogenen Gebiet von Jammu und Kashmir von einem hohen Berg hinuntergleiten. Begleitet wird er von vier befreundeten Gleitschirmpiloten und zwei indischen Guides.

Alles sieht nach einem Traumflug aus: Der Startplatz hoch über dem Basecamp ist vorbereitet, die Ausrüstung nochmals gecheckt. Doch die Thermik der Winde ist im Himalaya immer unberechenbar. Bodo Zimmermann startet. Schon nach Sekunden nimmt das Drama seinen Lauf. Er verpatzt den Start, kracht kurz darauf mit voller Wucht in einen Felsen.

Absturz und Rettung wurden gefilmt

Schon in der Luft beginnt er zu schreien. Mit kleinen GoPro-Kameras, die unter anderem an Helmen montiert werden, wird der fürchterliche Unfall festgehalten. «Wenn ich rückblickend meine Laute höre, die ich ausstosse, dann geht mir das immer noch durch Mark und Bein», sagt Zimmermann zu BLICK.

Sofort eilen ihm seine Kameraden zu Hilfe. Die Beine sind blutüberströmt. Eine Hüfte ist komplett gebrochen. Bodo Zimmermann ist ausgebildeter Rettungssanitäter. «Ich wusste, wie schwierig es ist jemand mit gebrochenen Füssen die Schuhe auszuziehen. Und mir war sofort klar: Es geht um Leben und Tod», sagt er. Er gibt seinen Kollegen Anweisungen, was sie tun müssen, damit er nicht stirbt. Der Schwerverletzte wird auf einem Brett 500 Höhenmeter hinunter ins Basecamp getragen. Dann verbringt er fast 50 Stunden in einem Raum bei einem Tempel – praktisch ohne Versorgung. «Wenn man als Rettungssanitäter einen Verletzten in so einem Zustand sieht, dann weiss man: «Er muss sofort in einen Schockraum», erklärt er heute.

Viele Operationen folgen

Nach bangem Warten wird er schliesslich mit dem Helikopter ins Universitätsspital von Jammu (Indien) geflogen. Dort wird er notoperiert. Bis dahin hat sich die Rettung immer wieder verzögert. Zu allem Übel darf die Rega in diesem Krisengebiet dann auch nicht landen. Ein indischer Jet fliegt ihn schliesslich nach Delhi, um ihn der Rega für den Transport in die Heimat zu übergeben.

Der SRF-Dokfilm «Am seidenen Faden» endet hier – doch BLICK wollte wissen, wie es Bodo Zimmermann vier Jahre später nach dem Horror-Unfall geht. «Ich wurde damals in der Klinik Hirslanden in Zürich fünfmal in acht Tagen operiert», erinnert er sich mit Bangen. «Einen Monat lag ich dann mit starken Schmerzen auf der Intensivstation», erzählt er. Sechseinhalb Monate lang kämpfte sich der Abenteurer in der Reha-Klinik Bellikon zurück ins Leben. «Seit knapp einem halben Jahr bin ich jetzt aus dem Rollstuhl raus. Ich kann inzwischen sogar wieder kürzere Strecken ohne Stöcke gehen. Ein Wunder, dass ich vor allem meinen rechten Fuss behalten konnte.»

In der Klinik verliebt

Mitten im Unglück meldete sich auch sonst die Lebensfreude zurück. «Ich lernte in einem meiner Reha-Aufenthalte meine jetzige Partnerin kennen. Wir haben uns im Rollstuhl ineinander verliebt, jetzt stehen wir beide wieder auf eigenen Füssen und geniessen das Leben», erzählt er bewegt.

Was ihm auch hilft: «Mein Freundeskreis hat mich enorm getragen in dieser Zeit. Und ich kann wieder arbeiten. Heute bin ich Dozent an der höheren Fachschule für Rettungsberufe in Zürich. Inzwischen habe ich sogar eine Perspektive, dass ich wieder wie früher selber als Rettungssanitäter ausrücken kann.»

Nur eines wird Bodo Zimmermann nie mehr tun. «Ich werde nie mehr fliegen. Das hat für mich keine Relevanz mehr.» Er macht eine Pause, fügt mit einem Anflug eines Lächelns an: «Aber jedes Mal, wenn Hammerwetter ist, dann blicke ich in den Himmel und freue mich für alle Gleitschirmpiloten, dass sie wieder in die Luft können.»

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