Schulsilvester-Zoff in Sekundarschule
Lehrer Heiser (51) kämpft für Schüler und wird gefeuert

Wegen eines Vandalenaktes sollte Sekschülern in Dielsdorf ZH der Schulsilvester gestrichen werden. Lehrer Claus Heiser (51) stellte sich hinter die Teenies – und ist nun seinen Job los.
Publiziert: 22.12.2016 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:24 Uhr
Schüler-Aufstand in Dielsdorf
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Leserreporter-Video zeigt:Schüler-Aufstand in Dielsdorf
Céline Krapf

Zoff um die traditionelle Schulsilvesterfeier an der Oberstufe in Dielsdorf ZH. Am Dienstag werden alle Schüler und Lehrer in die Aula zitiert. Vandalen hatten in den Toiletten der Schule gewütet, die Schuldigen müssen gefunden werden. Die Schule droht: Wenn sich die Vandalen nicht stellen oder sie niemand verpetzt, wird der Schulsilvester abgesagt.

Oberstufenschulhaus in Dielsdorf.

Ein Lehrer macht der Schule aber einen Strich durch die Rechnung. «Ich stand auf und stellte mich auf die Seite der Schüler», sagt Lehrer Claus Heiser (51) zu BLICK. «Ich verglich ihre Kollektivstrafe mit der Sippenhaft im Dritten Reich.»

Heiser spricht den Schülern aus dem Herzen. Sie fühlen sich unfair behandelt und versammeln sich voller Zorn vor dem Schulhaus, schwänzen kurz den Unterricht. «Die Schüler waren aufgebracht. Ich unterstützte ihren Standpunkt und sagte ihnen, dass sie sich gegen Ungerechtigkeiten auflehnen sollten. Sie sollten sich nicht wie unmündige Kinder behandeln lassen.»

Dafür bekommt er auch Unterstützung eines Vaters, der in einem E-Mail an BLICK schreibt: «Ein Lehrer stellt sich gegen den Führungsstil der Schulpflege und spricht das aus, was andere Kollegen sich nicht trauen auszusprechen. Ein rotes Tuch für die eigensinnige Behörde. Der Todesstoss für den Seklehrer.»

Streik in Dielsdorf: Schüler wehren sich gegen Kollektiv-Strafe.

Denn am nächsten Abend stehen Mitglieder der Schulpflege und ein Polizist vor der Tür von Lehrer Heiser. Sie händigen ihm eine Verfügung aus – er ist per sofort freigestellt. «Sie nahmen mir die Schlüssel ab und sagten, ich dürfe nicht mehr aufs Schulareal.» Die Begründung: Ehrverletzung und Illoyalität der Schule gegenüber.

Die Nachricht verbreitet sich sofort unter Schülern und Eltern. Viele von ihnen melden sich bei BLICK und bringen ihren Unmut zum Ausdruck.

Dieser Lehrer muss draussen bleiben
Foto: Joseph Khakshouri

«Meine Reaktion an der Versammlung war definitiv provokativ, illoyal und ein klarer Affront gegen die Schulpflege», sagt Claus Heiser. «Doch ich bereue meine Reaktion nicht. Ich habe auf mein Herz gehört und mich für die Schüler eingesetzt.»

Obwohl Heiser bereits gekündigt hat und nur noch bis Januar unterrichtet hätte, schmerzt ihn das abrupte Ende. «Es ist wie in einem bösen Traum», sagt Heiser. Seit 30 Jahren ist er Lehrer, seit 13 Jahren unterrichtete er in Dielsdorf. Bei Eltern und Schülern war er sehr beliebt. «Er war der Einzige, der uns wirklich verstanden hat», sagt eine Schülerin zu BLICK.

Die Schule begründet ihr Vorgehen zum Schulsilvester mit Sicherheitsbedenken: «Es kam im Vorfeld zu Sachbeschädigungen, zudem hatte eine Lehrperson zu öffentlichen Protesten aufgerufen. Die Schulpflege prüfte, ob eine Durchführung des Schulsilvesters zu verantworten wäre, insbesondere bezüglich der Sicherheit», sagt Andreas Bantel, Sprecher der Schule zu BLICK.

Unterdessen sind die Vandalen gefunden, die Sicherheitsbedenken vom Tisch. «Das Fest kann wie geplant stattfinden», sagt Bantel. Doch Lehrer Heiser muss zu Hause bleiben.

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