Das kann der weltbeste Schweizer Tennisprofi nicht. Seit einigen Jahren kehrt er immer wieder ins «Hôtel de Crillon», das einzige 6-Sterne-Haus der Stadt, zurück. «Da ist es schon angenehm», schwärmt Federer, den hier jeder Angestellte kennt. Die schauen, dass es dem Superstar in allen Belangen an nichts fehlt. Roger geniesst den Room Service, den Concierge, den Fahrservice – mehr braucht er während eines Grand-Slam-Turniers nicht.
«Ich unternehme zwischen meinen Matches nicht mehr viel anderes als trainieren.» Vor drei Tagen machte er mit einem kurzen Stadtbummel eine Ausnahme. «Aber kaum war ich auf der Strasse, sammelten sich schon Fotografen um mich – da ging ich schnell wieder ins Hotel zurück!»
Routine und Gewohnheit – und vielleicht auch eine Portion Aberglauben – veranlassen auch Rivale Rafael Nadal, in Paris am gleichen Ort wie die letzten beiden Sieges-Jahre einzuchecken. Allerdings ist er mit einem bescheideneren Standard zufrieden. Die Weltnummer 2 wohnt in einem Boutique-Hotel der spanischen Gruppe Sol Melia, dem «Melia Royal Alma» – klein, fein und von vielen Restaurants umgeben, die Rafa allesamt regelmässig besucht.
Die offiziellen Tarife der verschiedenen Logements sind bekannt (siehe Artikel-Link rechts). Nicht aber die Spezialpreise, von denen die Roland-Garros-Protagonisten profitieren.
Auch Federer zahlt für seine Deluxe-Unterkunft sicher nicht den normalen Preis – auch wenn er ihn sich leisten könnte. Aber müssten die Spieler 700 Euro pro Nacht (und mehr) zechen, würde wohl kaum auch Stanislas Wawrinka im «Crillon» schlafen. «Ich wusste gar nicht, dass es das beste Hotel ist», so der Romand, der dort den Komfort der Ruhe und des guten Betts hervorhebt. «Es ist für uns billiger als manch anderes 4-Sterne-Hotel.»
Federer und Co. sind halt auch für die exklusivste Adresse der Stadt erlesene Werbung. Kommt hinzu, dass das Grand-Slam-Turnier seine Spieler im Hauptfeld mit 230 Euro pro Nacht unterstützt –zwei Tage vor Turnierstart oder nach Ausscheiden inklusive. Da geht die Rechnung für die Top-Verdiener (auch Wawrinka hat schon eine Million Dollar eingespielt) recht gut auf.
115 Euro erhalten die Qualifikanten. Als solche startete die Lausannerin Timea Bacsinszky in ihr Major-Abenteuer. Wen wunderts, dass sie sich im offiziellen Turnierhotel der untersten Kategorie einquartierte, einem Apartment-Haus der französischen Kette «Pierre & Vacances».
«Nicht toll, aber funktionell», ist die 18-Jährige nicht wählerisch. Dennoch checkte sie nach dem Ausscheiden sofort aus, um mit ihrem Freund noch ein paar private Tage in Paris und bei «Euro Disney» zu geniessen. In einem schöneren Hotel – schliesslich gewann Timea dank dem Erreichen der zweiten Runde am French Open eben erst 23760 Euro!
Die Gratis-Variante – und beileibe nicht die Schlechteste – hat erstmals Glückspilz Patty Schnyder. Auf Einladung eines Freundes von Swiss-Tennis-Präsi René Stammbach, des Aargauer Industriellen Franz Wassmer, wohnt sie mit Rainer Hofmann und Osteopath Klaus Greavu in einer herrschaftlichen Privatvilla, die nur mit Superlativen zu beschreiben ist: Sie umfasst 20 Zimmer, ist mit feinsten Kunst-Gegenständen gespickt, bietet Köchin und Diener fürs leibliche Wohl und liegt direkt am Ufer der Seine.
Patty wohnt im 3. Stock mit Dachterrasse und atemberaubender Aussicht auf den Eiffelturm. Was sie besonders schätzt: «Man kann sich hierhin zurückziehen und begegnet nicht ständig anderen Spielerinnen.» Höchstens mal der Opernsängerin Cecilia Bartoli oder dem Zürcher Seidenkönig Andy Stutz – die wohnen bei ihren Paris-Aufenthalten ebenfalls in dem Anwesen.