Berninaplatz überrascht Jimmy Arberi die Kundschaft
mit eigenartigen
Kreationen.
Wo einst Pakete versandt wurden, werden jetzt Pizzas im Holzkohleofen gebacken. Nach zweijährigem Umbau («…der nicht billig war!», sagt Wirt Jimmy) eröffnete das Postino vor sieben Monaten seine Türen für die Kundschaft rund um den Berninaplatz. Pizza in der Post? Klingt spannend. Das weiss Il-Postino-Geschäftsführer Jimmy Arberi auch. Er setzt konsequent auf die Tatsache, dass sich sein Restaurant in einer ehemaligen Postfiliale befindet. Der clevere Geschäftsmann lässt sich von der Post inspirieren, sei es mit den Speisekarten in Form eines Briefes, den gelben Wänden oder den Briefmarken im Poster-Format. «Die habe ich aus 12 000 verschiedenen Briefmarken ausgewählt», sagt Jimmy. Immer noch kommen ältere Leute durch die Holztür und fragen verdutzt: «Wo ist denn die Post?» Jimmy hat Grosses geplant, denn im grosszügigen Raum stehen reihenweise moderne Tische und Stühle, 100 Plätze insgesamt und mindestens noch mal 50 auf der Terrasse. Die Anordnung erinnert ein wenig an eine Mensa. Säulen mit Lichtspielen und verschiedene Pflanzen dekorieren den unpersönlichen Raum. Irgendwie passen die Einrichtung, die Dekoration und der alte Postraum nicht zusammen.
Jimmy, der Wirtschaftsingenieur aus Kosovo, dessen Titel die Schweiz vor 18 Jahren nicht anerkannte und der sich dann der Gastronomie zuwandte, zeigt sich etwas verwirrt, was die kulinarische Ausrichtung seines Restaurants angeht. Ein Gericht wie die Antica-Reispfanne (Reis mit Poulet, Scampi, Gemüse und Curry) zeugt zwar von seiner Ideenvielfalt, hat in einem italienischen Lokal aber nichts zu suchen. Dafür kriegen die Gäste Jimmys Kreationen preisgünstig; eine Pizza Margherita kostet nur 15.80 Franken. «Die Leute sollen hier wenig bezahlen», sagt er. Deswegen kommen sie wahrscheinlich auch so zahlreich. Die treue Nachbarschaft stört es auch nicht, dass Buonvenuto, Savignon Blanc oder Cebernet Sauvignon auf der Karte steht.
Fazit: Preisgünstiger Möchtegern-Italiener in einer ehemaligen Post.
Für Fans von: Eigenartigen kulinarischen Kreationen und Rechtschreibfehlern.
Die Kritikerin: Fand das Lokal etwas unpersönlich.