Foto: Keystone

Unser Gesundheitssystem ist teuer
Aber ist es auch gut?

Ganze Sparten unseres Gesundheitssystems sind Blackboxen. Es fehlen die Informationen zur Qualität.
Publiziert: 06.01.2019 um 17:30 Uhr
|
Aktualisiert: 20.01.2019 um 13:09 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Sanktionen für ungenügende Leistungen der Spitäler gibt es nicht.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Eine weitverbreitete Annahme lautet: Das Schweizer Gesundheitswesen ist teuer, aber gut. Welche Qualitäten es tatsächlich hat und wo Verbesserungspotenzial besteht: Dazu fehlen die Informationen! Nach wie vor gleichen ganze Sparten dieses lebenswichtigen Systems einer Blackbox.

Es beginnt mit den ambulanten Leistungen der Ärzte. «Ambulant» bedeutet, dass der Patient am gleichen Tag nach Hause darf. Der grösste Teil der Krankenkassenkosten – rund neun Milliarden Franken – wird dafür aufgewendet. Das Problem: Niemand erfasst, ob die Ärzte gute Arbeit leisten oder nicht. Patienten sind daher gezwungen, sie nach Sympathie, Hörensagen oder zweifelhaften Onlinerankings auszuwählen. Andere Möglichkeiten stehen schlicht nicht zur Verfügung.

Nicht alle gemessenen Daten sind öffentlich

Besser sieht es bei den stationären Spitalaufenthalten aus, also wenn bei einem Eingriff mindestens eine Nacht im Krankenhaus notwendig wird. Dafür gibt es einen Qualitätsvertrag: Alle Akut-, Psy­chiatrie- und Rehakliniken führen Qualitätsmessungen durch, die zum Teil sogar veröffentlicht werden. Bloss: Sanktionen für ungenügende Leistungen existieren nicht.

Der dritte Bereich sind Behandlungen, die ambulant in einem Spital durchgeführt werden. Wie viele Operationen sind erfolgreich? Wie viele schlagen fehl? Obwohl dieser Bereich mit rund sechs Mil­liarden Franken zu Buche schlägt, mangelt es auch hier an Informationen. ­Allerdings gibt es Bestrebungen, die Qualitätsmessungen für den stationären Bereich auch im ambulanten einzuführen.

Ob und wo solche Messungen stattfinden, ist willkürlich geregelt, auch, welche Informationen dann publik gemacht werden. So kennen beispielsweise Apotheken sogenannte Mystery-Shoppings – also Testkäufe. Die Resultate werden aber nicht öffentlich. Für Physiotherapeuten wiederum – sie sind für rund drei Prozent der Krankenkassenkosten verantwortlich – gibt es keinerlei Qualitätsmessung.

Anbieter wehren sich gegen mögliche Sanktionen

Für die Politik ist die Qualität der Medizin ein Reizthema. Eigentlich verlangt das Gesetz schon seit 20 Jahren mehr Informa­tionen. Der Nationalrat legte im vergangenen Sommer sogar fest, dass Ärzte, Spitäler und weitere ­Leistungserbringer mit den Krankenkassen gesamtschweizerische Verträge abschliessen sollen. Einerseits, um damit die Qualität der medizinischen ­Leistung zu messen. Andererseits sollen Massnahmen festgelegt werden, um die Qualität zu steigern. Wer nicht mitmacht, soll bestraft werden.

Das finden selbstverständlich nicht alle Anbieter gut. Vor allem mögliche Sanktionen sind umstritten. Derzeit hängt das Geschäft im Ständerat.

Auf verlässliche Zahlen warten die Patienten also wohl noch lange. Zahlen müssen sie ja sowieso.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.