Die Freude an der digitalen Post währte nur kurz. Anfang September löste Hanspeter Benz (47) aus Montlingen SG bei der Post ein Swiss-Post-Box-Konto. Das Abonnement beinhaltet einen Scan-Service für Briefe.
Für 75 Franken pro Monat scannt die Post bis zu 300 Briefe ein. Und verschickt sie elektronisch. «Wir wollen unser Büro möglichst papierlos halten», sagt Benz, der die Metallbaufirma Benz-Bau betreibt. Fünf Wochen nach Abschluss des Abos erhielt er von der Post ein Schreiben. Er müsse sein Swiss-Post-Box-Konto auf ein neues E-Post-Office-Konto umstellen. Bedeutet: Will Benz seine Post weiterhin elektronisch erhalten, muss er ein neues Abo abschliessen – zu neuen Bedingungen. Ähnlich geht es einigen Tausend Kunden. Sie alle müssen bis Ende Oktober das Abo erneuern. Im neuen Angebot namens E-Post Office gibt es für 75 Franken pro Monat nicht mehr 300, sondern nur noch 40 gescannte Briefe. «Meine E-Post ist plötzlich siebenmal teurer!», so Benz.
Post-Sprecher Oliver Flüeler bestätigt: «Wir führen die beiden Plattformen Swiss Post Box und E-Post Office zusammen. Kunden profitieren dadurch von neuen Dienstleistungen.» Dass das Scannen von Briefen teurer wird, streitet Flüeler nicht ab. «Wer das Scannen überdurchschnittlich beanspruchte, hat nun eine Anpassung nach oben.» Dafür entfielen beim neuen Abo die jährlichen Umleitungskosten von 210 Franken. Und die Kunden könnten direkt Zahlungen ihrer E-Rechnungen auslösen. «Das gesamte Büro wird neu auf einer Plattform organisiert.» Ob die Post damit durchkommt, ist noch unklar: Beim Preisüberwacher Stefan Meierhans (47) liegt eine Beschwerde auf dem Tisch. «Wir werden in dieser Angelegenheit Abklärungen treffen», sagt er.
Auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) prüft das Vorgehen der Post. Als «äusserst perfide» bezeichnet SKS-Geschäftsführerin Sara Stalder (49) die Kündigungsklausel der Swiss Post Box.
Die Post behält sich darin vor, das Angebot jederzeit mit einer Frist von 20 Tagen zu künden. Zu kurz, findet Stalder: «Der Kunde wird so faktisch in die neue Lösung hineingepresst.» Ändere sich ein Angebot derart stark, sei das ein äusserst kundenunfreundliches Vorgehen, sagt die Konsumentenschützerin.Bastian Heiniger