BLICK hat mit dem Bericht über Sauberkeit in Luxushotels in ein Wespennest gestochen. Jérôme Gaberell (37) meldet sich bei der Redaktion und bestätigt: «Die Qualität interessiert bei der Auftragsvergabe selten jemand, es zählt meist nur der Preis.»
Gaberell ist Geschäftsleitungsmitglied bei der Bellevue Facility Services aus Schlieren ZH. Seine Firma will in der Hotelreinigung wachsen. Das Umfeld ist aber hart. Gaberell hatte im letzten Quartal drei Offerten für 600 Zimmer ausgearbeitet – und war als zweitteuerster Anbieter chancenlos.
«Meine Leute machen einen knochenharten Job»
«Wir reinigen verschiedene namhafte Hotels und haben gerade kürzlich ein Mandat freiwillig zurückgegeben, weil der Preis zu tief war.» Gaberell zahlt seinen 70 Mitarbeitern mindestens 19 Franken pro Stunde, inklusive aller Zuschläge 22.40 Franken brutto. «Ich möchte meine Leute recht bezahlen, denn sie machen einen knochenharten Job.»
Bloss: «Wenn man sauber offeriert, ist man meist zu teuer. Wenn man faire Löhne bezahlt, verdient man als Unternehmen nichts», klagt Gaberell. Er versteht nicht, dass Hoteliers bei der Sauberkeit die Preise drücken. Sie sei Hotelgästen schliesslich sehr wichtig. «Sauberkeit hat einfach ihren Preis», sagt der Reinigungsprofi.
Keine vorgeschriebenen Zeiten im Dolder
Dass es auch anders geht, zeigt das Luxushotel Dolder Grand in Zürich. Das Fünfsternehaus arbeitet mit eigenen Zimmerfrauen. Sie arbeiten immer in Zweierteams, nach einem vorgegebenen Reinigungsablauf. «Für jedes Zimmer werden frische Reinigungstücher und Mops verwendet», sagt Ulrike Stehr zu BLICK. Sie leitet das Reinigungsteam.
Es gibt auch keine vorgeschriebene Zeit pro Zimmer. «Jedes Zimmer wird individuell angeschaut», sagt sie. Bevor es an den nächsten Gast geht, wird es von einem Vorgesetzten abgenommen.
Auch der Nidwaldnerhof (3 Sterne) in Beckenried NW leistet sich eigenes Reinigungspersonal und eine Wäscherei. «Hotelgäste reagieren sehr sensibel auf Mängel in den Zimmern», sagt Hotelier Rolf Stucki zu BLICK. «Unsinnige Zeitvorgaben oder Rappenspaltereien bringen nichts. Da bleiben nur die Gäste fern.»