Abholmärkte für professionelle Grossabnehmer wie Beizer, Kantinen oder Caterer befinden sich meist direkt an der Autobahn. Sie haben viele Parkplätze und vor allem: günstige Preise. Sie verkaufen ihre Esswaren und Getränke ausschliesslich in Monsterpackungen. Der normale Konsument stand jedoch bislang vor verschlossenen Türen. Nur Gastroprofis, Krippen oder Vereine hatten mit einer Karte Zugang zum Grosshändler-Geschäft.
Das könnte sich nun bald ändern. Die Spar-Tochter TopCC, die in der Deutschschweiz elf Cash&Carry-Abholmärkte betreibt und 400 Mitarbeitende beschäftigt, hat einen Test lanciert.
In diesen Tage erhalten Privatpersonen eines geheim gehaltenen Einzugsgebiets einen Brief von TopCC. Und damit die Möglichkeit, eine eigene Einkaufskarte zu beantragen. Der umtriebige Spar-Chef Rob Philipson (49), Südafrikaner mit Spar-Tanne als Tattoo auf dem Rücken, dürfte es auf die zusätzliche Klientel abgesehen haben.
47 Prozent billiger als im Detailhandel
Der Grossmarkt-Betreiber wirbt im Schreiben, das BLICK vorliegt, mit «kleinen Mengen und Haushaltsgrössen», einer «bedienten Metzgerei mit Preisvorteilen von bis zu 47 Prozent im Vergleich zum Detailhandel» und einem Sortiment mit 30’000 Artikeln. Mit verschiedenen Degustationen und einem Tag der offenen Tür will man Interessierte in die Filialen locken.
TopCC – die Märkte machten 2018 in der Deutschschweiz einen Umsatz von 290 Millionen Franken – bestätigt auf Anfrage die BLICK-Recherchen. Man habe sich entschieden, in einem beschränkten Gebiet einen «Test mit einem ausgewählten Personenkreis» durchzuführen. Die Privatkunden brauchen laut der TopCC-Sprecherin Silvia Manser allerdings auch eine Einkaufskarte. Im Frühjahr wolle man Bilanz ziehen. Weitere Fragen beantwortet TopCC nicht.
Günstiger als beim Discounter?
Die Idee von TopCC, sich auch normalen Konsumenten zu öffnen, dürfte im Detailhandel für Wirbel sorgen. Denn: Behält TopCC die Preise auch bei kleineren Mengen so tief wie heute, dürften sie billiger sein als diejenigen der Discounter. In Winterthur-Töss ZH etwa liegt der Lidl direkt neben dem TopCC. Preisbewusste Kunden müssen nur die Strassenseite wechseln, um bei der Spar-Tochter einzukaufen.
Prodega, eine Konkurrentin von TopCC mit einer schweizweiten Verkaufsfläche in der Grösse von 18 Fussballfeldern verteilt auf 30 Läden, lässt deren Test kalt. «Privatkunden sind keine Zielgruppe», sagt Sprecherin Christine Strahm. «Wir bedienen nach wie vor Profis aus der Gastronomie, dem Detailhandel und dem Gewerbe.» CC Aligro, der dritte grosse Player im Grosshandel für Gastroprofis, liess die Fragen von BLICK unbeantwortet.