Geschäftsleitung ist fast komplett
Fünf neue Namen für die Postauto-Spitze

Der Subventionsskandal hat die Postauto durchgeschüttelt. Die Mitglieder der Geschäftsleitung mussten den Hut nehmen. Jetzt ist das Gremium wieder beinahe vollständig.
Publiziert: 04.09.2018 um 07:24 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2018 um 18:07 Uhr
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Die Geschäftsleitung der Postauto wurde generalüberholt. Grund dafür ist der Subventionsskandal. Jetzt sind fast alle Posten neu besetzt. Noch zwei Leute fehlen.
Foto: KEYSTONE

Den neuen Finanzmann von Postauto hat BLICK letzte Woche bereits exklusiv vorgestellt. Inzwischen sind auch fast alle anderen Posten in der Geschäftsleitung neu besetzt. Die Neulinge sollen die skandalgeplagte Postauto wieder auf ruhigere Bahnen lenken. Jahrelang wurden Subventionen in Millionenhöhe erschwindelt. Unter anderem waren deshalb die Mitglieder der Geschäftsleitung freigestellt worden.

Jetzt sind die Leitungspersonen für die Bereiche Betrieb, Marketing ÖV, Strategie & Innovation, Systeme & Services sowie das Personal gefunden. Der Findungsprozess sei «kurz und intensiv» gewesen, heisst es in einem Communiqué.

Zwei fehlen noch

Diese Leute gehören in die neue Geschäftsleitung: Christian Plüss, Leiter Postauto und Mitglied der Konzernleitung Post; Benno Bucher, Leiter Finanzen; Peter Lacher, Leiter Betrieb; Ian Hennin, Leiter Marketing ÖV; Andreas Biedermann, Leiter Systeme & Services; Martina Müggler, Leiterin Strategie & Innovation; Gabrielle Dobson, Leiterin Personal.

Die gewählten Personen treten ihre Stellen bei Postauto zwischen dem 1. Oktober und dem 1. Dezember 2018 an. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Funktionen Leitung Verkauf und Leitung Kommunikation besetzt. Die Ernennung von Plüss und Bucher war bereits früher erfolgt.

«Vor anspruchsvollen Aufgaben»

Thomas Baur, interimistischer Leiter von Postauto, äussert sich in der Medienmitteilung erfreut, dass es gelungen sei, innert kurzer Zeit «ein starkes, breit abgestütztes Team» zusammenzustellen.

«Die neue Geschäftsleitung steht vor anspruchsvollen Aufgaben», erklärte Baur. «Ich bin überzeugt, dass sie zusammen mit unserem motivierten Personal in der ganzen Schweiz die Neuausrichtung von Postauto erfolgreich umsetzen und im operativen Geschäft weiterhin einen hochstehenden und kundennahen Service erbringen wird.» (SDA/jfr)

Externe Inhalte
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PostAuto-Skandal im Überblick

Mittels schwarzer Kassen hat PostAuto Schweiz AG jahrelang Subventionen in Millionenhöhe erschwindelt. Nachfolgend eine Chronologie der Ereignisse, wie sie sich gemäss dem externen Untersuchungsbericht und dem Expertengutachten darstellen.

  • Ab 2007
    verschleiert die PostAuto AG durch gesetzwidrige Umbuchungen systematisch Gewinne im Regionalen Personenverkehr (RPV). Bis mindestens 2015 erschleicht sie sich dadurch Subventionen in Höhe von rund 100 Millionen Franken.
     
  • 7. Juni 2012:
    Der Preisüberwacher zeigt sich in einem Brief an Postauto-Chef Daniel Landolf erstaunt, «dass ein abgeltungsberechtigter Betrieb des öffentlichen Verkehrs wiederholt derart hohe Gewinne schreibt und unvermindert Abgeltungen von der öffentlichen Hand einkassiert».
     
  • 1. September 2012:
    Die 1958 geborene Ökonomin und IT-Managerin Susanne Ruoff löst den bisherigen Post-Konzernleiter Jürg Bucher ab.
     
  • 26. November 2012:
    Das Verkehrsdepartement (Uvek) und das Bundesamt für Verkehr (BAV) machen an einer Sitzung in Anwesenheit Ruoffs deutlich, dass im RPV kein Gewinn erwartet werde und das Gewinnstreben von PostAuto mithin im Widerspruch zu den Vorgaben des Bundes stehe.
     
  • 21. Dezember 2012:
    Weil er auf seine Fragen keine befriedigende Antwort erhält, wendet sich der Preisüberwacher in einem Schreiben an Ruoff.
     
  • 6. März 2013:
    Die versteckten Gewinne sind Thema einer Sitzung des Preisüberwachers mit dem BAV und PostAuto. Das BAV bleibt jedoch «untätig» (Expertenbericht) oder geht den Hinweisen zumindest nicht hartnäckig genug nach, wie es heute einräumt.
     
  • 21. August 2013:
    Die interne Revision der Post macht in einer Aktennotiz auf die «Problematik der Kostenumbuchungen zu Lasten des öffentlich finanzierten Verkehrs» aufmerksam. Empfänger sind unter anderen Verwaltungsratspräsident Peter Hasler und Ruoff.
     
  • 1. Januar 2016:
    Mit einer Reorganisation unter dem Titel «Impresa» gibt sich die PostAuto eine neue Holdingstruktur, um Gewinne durch Transferpreise in Tochtergesellschaften zu sichern.
     
  • 24. April 2016:
    Die Generalversammlung der Post AG wählt alt Ständerat Urs Schwaller (CVP/FR) zum neuen Verwaltungsratspräsidenten und Nachfolger von Peter Hasler.
     
  • 2. September 2016:
    Die Revisionsstelle des BAV stellt PostAuto eine subventionsrechtliche Prüfung in Aussicht. Weil das Unternehmen die volle Akteneinsicht zunächst verweigert, verzögerte sich der Prüfungsbeginn bis Ende Februar 2017.
     
  • 2. November 2017:
    Landolf kündigt nach 20-jähriger Tätigkeit als PostAuto-Direktor seine vorzeitige Pensionierung per April 2018 an.
     
  • 6. Februar 2018:
    Das BAV macht die gesetzwidrigen Buchungstricks der PostAuto publik. Landolf und der Leiter Finanzen müssen ihre Ämter frühzeitig abgeben.
     
  • 11. Februar 2018:
    Ruoff räumt in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» Fehler ein, lehnt aber einen Rücktritt ab. Von den unrechtmässigen Buchungen habe sie erst im November 2017 vom BAV erfahren.
     
  • 14. Februar 2018:
    Das BAV reicht bei der Bundesanwaltschaft (BA) und der bernischen Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Post und PostAuto ein.
     
  • 15. Februar 2018:
    Der Post-Verwaltungsrat spricht Ruoff sein Vertrauen aus und kündigt eine Aufklärung durch eine «unabhängige» Expertengruppe unter Vorsitz ihres Präsidenten Schwaller an.
     
  • 27. Februar 2018:
    Weil sich BA und die bernische Justiz für nicht zuständig erklären, beauftragt der Bundesrat das Bundesamt für Polizei (fedpol) mit einem Verwaltungsstrafverfahren.
     
  • 8. März 2018:
    Schwaller setzt drei Experten ein, die die Unabhängigkeit der externen Untersuchung garantieren sollen: Kurt Grüter, ehemaliger Direktor der Eidg. Finanzkontrolle, Andreas Donatsch, Strafrechtsprofessor an der Universität Zürich, und Felix Uhlmann, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht ebenfalls in Zürich.
     
  • 20. März 2018:
    Nachdem seine Unabhängigkeit angezweifelt worden ist, legt Grüter sein Mandat im Expertengremium nieder. Er wird durch den Wirtschaftsprüfer Stephan Bachmann ersetzt.
     
  • 10. Juni 2018:
    Die Post-Chefin tritt per sofort zurück. Es gebe zwar keine Beweise, dass Ruoff von den Tricksereien gewusst habe, heisst es in einer Mitteilung. Sie übernehme aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung».
     
  • 11. Juni 2018:
    Die Post präsentiert die Ergebnisse der Expertengutachten. Kollektives menschliches Versagen steht demnach beim Skandal im Vordergrund. Schwaller zeigt sich «erschüttert», Bundesrätin Doris Leuthard spricht von «unentschuldbaren Machenschaften». Die acht verbliebenen Mitglieder der PostAuto-Geschäftsleitung werden freigestellt, «Impresa» wird rückgängig gemacht.
     
  • 12. Juni 2018:
    Pascal Koradi, von 2012 bis 2016 Finanzchef der Post, tritt als Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank zurück. Der Schritt erfolge zum Schutz der Reputation seines Instituts, begründete er dies.
     
  • 14. Juni 2018:
    Die PostAuto AG steht im Verdacht, den Ortsverkehr im Tessin mit Gewinnen aus dem Regionalverkehr quersubventioniert zu haben. Der Verwaltungsrat deponiert diesen Verdacht beim fedpol.
     
  • 26. Juni 2018:
    Die PostAuto-Tochter CarPostal France beendet einen Rechtsstreit in Frankreich mit drei Transportunternehmen mit einem Vergleich. Es wird eine Zahlung von 6,2 Millionen Euro vereinbart.
     
  • 15. August 2018:
    Wegen des Verdachts auf allfällige Widerhandlungen gegen das eidgenössische Subventionsgesetz führt das fedpol bei der Post und bei PostAuto eine Hausdurchsuchung durch.
     
  • 28. August 2018:
    Benno Bucher wird neuer Finanzchef bei Postauto. Er wechselt von den SBB zur Post und tritt seine Stelle am 1. Oktober an.

Mittels schwarzer Kassen hat PostAuto Schweiz AG jahrelang Subventionen in Millionenhöhe erschwindelt. Nachfolgend eine Chronologie der Ereignisse, wie sie sich gemäss dem externen Untersuchungsbericht und dem Expertengutachten darstellen.

  • Ab 2007
    verschleiert die PostAuto AG durch gesetzwidrige Umbuchungen systematisch Gewinne im Regionalen Personenverkehr (RPV). Bis mindestens 2015 erschleicht sie sich dadurch Subventionen in Höhe von rund 100 Millionen Franken.
     
  • 7. Juni 2012:
    Der Preisüberwacher zeigt sich in einem Brief an Postauto-Chef Daniel Landolf erstaunt, «dass ein abgeltungsberechtigter Betrieb des öffentlichen Verkehrs wiederholt derart hohe Gewinne schreibt und unvermindert Abgeltungen von der öffentlichen Hand einkassiert».
     
  • 1. September 2012:
    Die 1958 geborene Ökonomin und IT-Managerin Susanne Ruoff löst den bisherigen Post-Konzernleiter Jürg Bucher ab.
     
  • 26. November 2012:
    Das Verkehrsdepartement (Uvek) und das Bundesamt für Verkehr (BAV) machen an einer Sitzung in Anwesenheit Ruoffs deutlich, dass im RPV kein Gewinn erwartet werde und das Gewinnstreben von PostAuto mithin im Widerspruch zu den Vorgaben des Bundes stehe.
     
  • 21. Dezember 2012:
    Weil er auf seine Fragen keine befriedigende Antwort erhält, wendet sich der Preisüberwacher in einem Schreiben an Ruoff.
     
  • 6. März 2013:
    Die versteckten Gewinne sind Thema einer Sitzung des Preisüberwachers mit dem BAV und PostAuto. Das BAV bleibt jedoch «untätig» (Expertenbericht) oder geht den Hinweisen zumindest nicht hartnäckig genug nach, wie es heute einräumt.
     
  • 21. August 2013:
    Die interne Revision der Post macht in einer Aktennotiz auf die «Problematik der Kostenumbuchungen zu Lasten des öffentlich finanzierten Verkehrs» aufmerksam. Empfänger sind unter anderen Verwaltungsratspräsident Peter Hasler und Ruoff.
     
  • 1. Januar 2016:
    Mit einer Reorganisation unter dem Titel «Impresa» gibt sich die PostAuto eine neue Holdingstruktur, um Gewinne durch Transferpreise in Tochtergesellschaften zu sichern.
     
  • 24. April 2016:
    Die Generalversammlung der Post AG wählt alt Ständerat Urs Schwaller (CVP/FR) zum neuen Verwaltungsratspräsidenten und Nachfolger von Peter Hasler.
     
  • 2. September 2016:
    Die Revisionsstelle des BAV stellt PostAuto eine subventionsrechtliche Prüfung in Aussicht. Weil das Unternehmen die volle Akteneinsicht zunächst verweigert, verzögerte sich der Prüfungsbeginn bis Ende Februar 2017.
     
  • 2. November 2017:
    Landolf kündigt nach 20-jähriger Tätigkeit als PostAuto-Direktor seine vorzeitige Pensionierung per April 2018 an.
     
  • 6. Februar 2018:
    Das BAV macht die gesetzwidrigen Buchungstricks der PostAuto publik. Landolf und der Leiter Finanzen müssen ihre Ämter frühzeitig abgeben.
     
  • 11. Februar 2018:
    Ruoff räumt in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» Fehler ein, lehnt aber einen Rücktritt ab. Von den unrechtmässigen Buchungen habe sie erst im November 2017 vom BAV erfahren.
     
  • 14. Februar 2018:
    Das BAV reicht bei der Bundesanwaltschaft (BA) und der bernischen Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Post und PostAuto ein.
     
  • 15. Februar 2018:
    Der Post-Verwaltungsrat spricht Ruoff sein Vertrauen aus und kündigt eine Aufklärung durch eine «unabhängige» Expertengruppe unter Vorsitz ihres Präsidenten Schwaller an.
     
  • 27. Februar 2018:
    Weil sich BA und die bernische Justiz für nicht zuständig erklären, beauftragt der Bundesrat das Bundesamt für Polizei (fedpol) mit einem Verwaltungsstrafverfahren.
     
  • 8. März 2018:
    Schwaller setzt drei Experten ein, die die Unabhängigkeit der externen Untersuchung garantieren sollen: Kurt Grüter, ehemaliger Direktor der Eidg. Finanzkontrolle, Andreas Donatsch, Strafrechtsprofessor an der Universität Zürich, und Felix Uhlmann, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht ebenfalls in Zürich.
     
  • 20. März 2018:
    Nachdem seine Unabhängigkeit angezweifelt worden ist, legt Grüter sein Mandat im Expertengremium nieder. Er wird durch den Wirtschaftsprüfer Stephan Bachmann ersetzt.
     
  • 10. Juni 2018:
    Die Post-Chefin tritt per sofort zurück. Es gebe zwar keine Beweise, dass Ruoff von den Tricksereien gewusst habe, heisst es in einer Mitteilung. Sie übernehme aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung».
     
  • 11. Juni 2018:
    Die Post präsentiert die Ergebnisse der Expertengutachten. Kollektives menschliches Versagen steht demnach beim Skandal im Vordergrund. Schwaller zeigt sich «erschüttert», Bundesrätin Doris Leuthard spricht von «unentschuldbaren Machenschaften». Die acht verbliebenen Mitglieder der PostAuto-Geschäftsleitung werden freigestellt, «Impresa» wird rückgängig gemacht.
     
  • 12. Juni 2018:
    Pascal Koradi, von 2012 bis 2016 Finanzchef der Post, tritt als Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank zurück. Der Schritt erfolge zum Schutz der Reputation seines Instituts, begründete er dies.
     
  • 14. Juni 2018:
    Die PostAuto AG steht im Verdacht, den Ortsverkehr im Tessin mit Gewinnen aus dem Regionalverkehr quersubventioniert zu haben. Der Verwaltungsrat deponiert diesen Verdacht beim fedpol.
     
  • 26. Juni 2018:
    Die PostAuto-Tochter CarPostal France beendet einen Rechtsstreit in Frankreich mit drei Transportunternehmen mit einem Vergleich. Es wird eine Zahlung von 6,2 Millionen Euro vereinbart.
     
  • 15. August 2018:
    Wegen des Verdachts auf allfällige Widerhandlungen gegen das eidgenössische Subventionsgesetz führt das fedpol bei der Post und bei PostAuto eine Hausdurchsuchung durch.
     
  • 28. August 2018:
    Benno Bucher wird neuer Finanzchef bei Postauto. Er wechselt von den SBB zur Post und tritt seine Stelle am 1. Oktober an.
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