Für 12 Franken mit Domo von Zürich nach Chur
SBB verkaufen Tickets für Phantom-Fernbusse

Ein kurioses Ticketangebot an SBB-Automaten sorgt für Verwirrung. Reisende können Fahrkarten für Fernbusse kaufen, die noch gar nicht fahren.
Publiziert: 23.12.2017 um 15:15 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:18 Uhr
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Domo Reisen will den SBB mit Fernbussen Konkurrenz machen.
Foto: GAETAN BALLY
Patrik Berger

Wer an einem Automaten der SBB ein Ticket von Zürich nach Chur lösen will, der hat seit neustem die Qual der Wahl: Zug oder Fernbus? An sich schön, denn Konkurrenz belebt den Wettbewerb.

Die Fahrt im Fernbus kostet deutlich weniger als die Reise per Bahn: 12 Franken will der Automat für Zürich-Chur einfach mit Halbtax. 8.50 Franken weniger als die gleiche Fahrt mit dem Zug – der Bus-Passagier spart über 40 Prozent!

Das berichtet die Zeitung «Zürich Nord». Dumm nur: Die Fernbusse von Domo Reisen aus Glattbrugg ZH fahren noch gar nicht.

So berichtet «Zürich Nord».

«Ich habe von einem Kunden davon erfahren», sagt Patrick Angehrn, Leiter Linienbusverkehr bei Domo, zu BLICK. «An sich ist es ja sehr positiv, dass die SBB unsere Tickets verkaufen», freut er sich. «Nur fahren wir leider noch gar nicht.»

Kurzfristige Anpassung unmöglich

Grund für das kuriose Ticketangebot ist, dass es das Bundesamt für Verkehr nicht geschafft hatte, das Konzessionsgesuch von Domo Reisen bis zum Fahrplanwechsel vom 10. Dezember zu bearbeiten. Der Verein «ch-direkt», der von Jeannine Pilloud, der abtretenden Leiterin SBB-Personenverkehr präsidiert wird, ist laut dem Artikel für die fehlerhaften Ticketautomaten verantwortlich.

Die Aufnahme in den nationalen Tarifverbund sei systembedingt nur zweimal jährlich möglich. Trotz fehlender Konzession sei eine kurzfristige Anpassung der Automaten nicht mehr möglich gewesen, heisst es bei «ch-direkt».

«Wir zeigen uns kulant»

So kann man weiterhin Fernbus-Tickets kaufen, obwohl diese noch in der Garage stehen. «Am Sonntag, 11. März, fahren wir zum ersten Mal», freut sich Patrick Angehrn. Er verspricht, dass seine Fahrer niemanden an der Haltestelle stehen lassen, der mit einem schon früher gekauften - und damit abgelaufenen - Ticket an der Haltestelle wartet. «Wir zeigen uns kulant und nehmen die Reisenden gerne mit.»

Domo reichte Konzessionsgesuche für die Linien St. Gallen - Zürich - Genf Flughafen, Zürich Flughafen - Basel - Lugano sowie Chur - Zürich - Sitten ein. Die Busse mit je 59 Zweitklass- und zehn Erstklassplätzen sollen je ein bis zwei Mal pro Tag in beiden Richtungen verkehren.

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Domo und Flixbus in den Startlöchern

Bei den Fernbusanbietern löst die Marktöffnung Jubel aus. «Der Bundesratsentscheid, den nationalen Fernbusmarkt für Schweizer Unternehmen zu öffnen, freut uns enorm», sagt Patrick Angehrn (41) von Domo Reisen. Das Glattbrugger Unternehmen rechnet sich gute Chancen aus, bald in der Schweiz loslegen zu können.

Es verspricht Fernbusfahrten zum Schnäppchenpreis (siehe Karte): Die Strecke Basel– Lugano TI im Domo-Bus kostet 46 Franken pro Weg und Platz. Mit Halbtax wären es 23 Franken. Die SBB verlangen für die einfache Fahrt 89 Franken (2. Klasse ohne Halbtax), mit Vergünstigung sind es 44.50 Franken. Dagegen beträgt die Zeitersparnis der Bahn gegenüber dem Fernbus fast zwei Stunden. 

Eine Bewilligung erster Domo-Fernbuslinien steht noch aus. Vor allem die SBB haben grössere Bedenken angemeldet. Dennoch erhält man Rückendeckung vom Bundesamt für Verkehr (BAV): «Domo Reisen ist keine wesentliche Konkurrenz für die SBB», sagt BAV-Direktor Peter Füglistaler (58). Der Grössenvergleich bestätigt: Domo wird bis zu 560 Passagiere am Tag transportieren, die SBB nutzen täglich 1,25 Millionen Passagiere.

Gemeinden und Städte sperren sich

Auch die ausländische Konkurrenz greift an. «Wir prüfen derzeit, ob in der Schweiz ein Inlandnetz für uns in Frage kommt», sagt Sprecher Martin Mangiapia von Flixbus. Hierfür würde der deutsche Fernbusanbieter mit Schweizer Partnern zusammenspannen. Seit fünf Jahren verbindet der Billigfernbus bereits Schweizer Städte mit dem Ausland.

Ärger droht Fernbussen an dieser Front: Gemeinden und Städte sperren sich immer noch, Fernbusanbietern Haltestellen in Bahnhofsnähe freizugeben. Diese nimmt der Bundesrat nun in die Pflicht: Kantone und Gemeinden müssten für einheitliche Standards bei Haltestellen und Busbahnhöfen sorgen.

Bei den Fernbusanbietern löst die Marktöffnung Jubel aus. «Der Bundesratsentscheid, den nationalen Fernbusmarkt für Schweizer Unternehmen zu öffnen, freut uns enorm», sagt Patrick Angehrn (41) von Domo Reisen. Das Glattbrugger Unternehmen rechnet sich gute Chancen aus, bald in der Schweiz loslegen zu können.

Es verspricht Fernbusfahrten zum Schnäppchenpreis (siehe Karte): Die Strecke Basel– Lugano TI im Domo-Bus kostet 46 Franken pro Weg und Platz. Mit Halbtax wären es 23 Franken. Die SBB verlangen für die einfache Fahrt 89 Franken (2. Klasse ohne Halbtax), mit Vergünstigung sind es 44.50 Franken. Dagegen beträgt die Zeitersparnis der Bahn gegenüber dem Fernbus fast zwei Stunden. 

Eine Bewilligung erster Domo-Fernbuslinien steht noch aus. Vor allem die SBB haben grössere Bedenken angemeldet. Dennoch erhält man Rückendeckung vom Bundesamt für Verkehr (BAV): «Domo Reisen ist keine wesentliche Konkurrenz für die SBB», sagt BAV-Direktor Peter Füglistaler (58). Der Grössenvergleich bestätigt: Domo wird bis zu 560 Passagiere am Tag transportieren, die SBB nutzen täglich 1,25 Millionen Passagiere.

Gemeinden und Städte sperren sich

Auch die ausländische Konkurrenz greift an. «Wir prüfen derzeit, ob in der Schweiz ein Inlandnetz für uns in Frage kommt», sagt Sprecher Martin Mangiapia von Flixbus. Hierfür würde der deutsche Fernbusanbieter mit Schweizer Partnern zusammenspannen. Seit fünf Jahren verbindet der Billigfernbus bereits Schweizer Städte mit dem Ausland.

Ärger droht Fernbussen an dieser Front: Gemeinden und Städte sperren sich immer noch, Fernbusanbietern Haltestellen in Bahnhofsnähe freizugeben. Diese nimmt der Bundesrat nun in die Pflicht: Kantone und Gemeinden müssten für einheitliche Standards bei Haltestellen und Busbahnhöfen sorgen.

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