Fahrdienst an der Börse
Uber-Chef macht Skandalgründer vergessen

Uber-CEO Dara Khosrowshahi (49) feierte am Freitag das Börsen-Debüt des Fahrdienstvermittlers an der Wall Street. Im Hintergrund jubelte auch Skandalgründer Travis Kalanick (42) mit.
Publiziert: 11.05.2019 um 20:17 Uhr
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Ein grosses Spektakel an der Wall Street: Die New Yorker Börse empfing Uber mit einem riesigen Firmenbanner, der Andrang im Finanzdistrikt war gross.
Foto: Getty Images
Nicola Imfeld, San Diego (USA)

Monatelang haben die Finanzmärkte auf den grössten Börsengang seit Jahren hingefiebert. Am Freitag war es so weit: Uber gab sein Debüt an der Wall Street. New York empfing den US-Fahrdienstvermittler mit einem riesigen Firmenbanner. Alles war angerichtet für das Börsenspektakel des Jahres.

Der Fahrdienst Uber macht herkömmlichen Taxis Konkurrenz. Die Firma argumentiert: Weil man dank Technologie die Auslastung optimieren könne, sind die Preise tiefer. Bestellen und bezahlen tut man die Fahrt via Smartphone. In der Schweiz ist Uber in Basel, Genf und Zürich aktiv. Weltweit gibts den Service in 600 Städten.

Uber am ersten Tag mit Minus

Die Vorfreude auf die Börsen-Party wich aber schon nach kurzer Zeit der Enttäuschung. Am Freitagabend gingen die Papiere sogar mit einem Minus von knapp acht Prozent aus dem Handel. Für US-Wirtschaftsexperte Jay Ritter von der University of Florida jedoch kein Grund zur Sorge. «Uber hat immer noch einen Wert von über 75 Milliarden Dollar. Das war kein Misserfolg, wie nun behauptet wird», sagt Ritter, der sich auf Börsengänge spezialisiert hat, zu SonntagsBlick. 

Das Uber-Management liess sich die Laune nicht verderben. Allen voran CEO Dara Khosrowshahi: Er machte Selfies, strahlte um die Wette. Khosrowshahi war es, der das Unternehmen 2017 bei seiner Übernahme stabilisiert und nun an die Börse geführt hatte. 

Jede Woche ein Skandal

Noch unter seinem Vorgänger, Uber-Gründer Travis Kalanick, stand die Firma praktisch jede Woche mit einem neuen Skandal in den Schlagzeilen. Da war zum Beispiel die Klage von Google-Tochter Waymo, weil Uber angeblich geheime Infos zu autonomen Fahrzeugen klaute. Oder die geheime Software namens Greyball, mit der Beamte von Aufsichtsbehörden markiert und ausgetrickst wurden. 

Der grösste Skandal unter seiner Führung deckte Anfang 2017 die ehemalige Angestellte Susan Fowler auf. Sie berichtete, wie sie von einem Uber-Manager sexuell belästigt wurde. Ihre eingereichte Beschwerde bei der Personalabteilung wurde mit der Begründung abgelehnt, dass der Mann ein Leistungsträger sei. Kalanick ordnete eine interne Untersuchung an, wobei 215 weitere Fälle ans Licht kamen. Im Sommer 2017 mussten schliesslich über 20 Mitarbeiter gehen. Wenig später nahm auch Kalanick unter grossem Druck einflussreicher Investoren den Hut. 

Kann Uber schwarze Zahlen liefern?

Verschwunden ist der 42-Jährige aber nicht. Er sitzt noch immer im Verwaltungsrat und hält 40 Prozent des Unternehmens. 

Unter seinem Nachfolger Khosrowshahi wird nicht mehr über Skandale, sondern über die Zahlen von Uber gesprochen. 2018 stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar. Doch im Fahrdienst-Kerngeschäft geriet das Wachstum in den letzten Quartalen ins Stocken. Zudem steckt Uber tief in den roten Zahlen.

Für die Anleger stellt sich die Frage, ob Khosrowshahi auch schwarze Zahlen liefern kann. Der langfristige Geschäftsplan baut auf technologischen Fortschritt. Roboterautos – die den Fahrer als Kostenfaktor beseitigen! 

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