Doppelt so viele Pakete aus dem Ausland
Ein Rekord, der niemanden freut

Schweizer Online-Shopper kaufen immer mehr im Ausland ein. Den einheimischen Händlern passt das nicht. Und auch die Post hat nicht nur Grund zum Jubeln.
Publiziert: 21.06.2017 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:36 Uhr
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Kleinpakete aus Fernost: Für den Schweizer Versandhandel eine gefährliche Konkurrenz.
Foto: Philippe Rossier
Michael Bolzli und Patrik Berger

Ein Klick im Webbrowser, schon ist die neue Handyschutzhülle bestellt. Doch statt beim hiesigen Onlinehändler shoppen Schweizer auch online immer lieber im Ausland.

Das zeigen Zahlen der Post, die BLICK vorliegen. Wurden vor 2013 noch 12 Millionen Kleinwarensendungen in die Schweiz geschickt, waren es letztes Jahr 24 Millionen. Eine Verdoppelung in vier Jahren!

Kleinwarensendungen sind Päckli mit einem Umfang von maximal 90 Zentimetern und einem Höchstgewicht von zwei Kilogramm. Ob Handyzubehör, Kabel oder Textilien – wer clever packt, bringt viel rein.

Der Boom der Minipäckli aus dem Ausland bereitet Patrick Kessler (48) grosse Sorgen: «Es wächst ein neuer, sehr mächtiger Konkurrent heran, der von besseren Lieferkonditionen profitiert als Schweizer Händler», sagt der Präsident des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels. «Ausländer zahlen weniger als zwei Franken für die Zustellung, während ein Händler in der Schweiz bis sechs Franken zahlt.»

Grossteil aus Asien

Mit neun Millionen Päckli kommt ein Grossteil der Kleinwarensendungen aus Asien. «Vor allem jüngere Konsumenten weichen in diese Regionen aus», sagt Kessler. Sie shoppen bei Aliexpress oder Gearbest statt bei Schweizer Onlinehändlern. «Die junge Konsumentengeneration fehlt dann.»

Kessler sieht kein Ende des Booms: «Wir werden weiterhin ein Wachstum von bis zu vier Millionen Paketen pro Jahr haben.»

Auch für die Post ist die Päckliflut aus dem Ausland nicht nur ein Segen. Bei vielen Lieferungen aus Fernost legt der gelbe Reise nämlich drauf. «Insbesondere für leichte Sendungen ist die Entschädigung zu klein, um die Kosten für die Zustellung zu tragen», sagt Post-Sprecher Oliver Flüeler. Grund ist eine Regelung des Weltpostvereins: Asiatische Länder werden dort als Entwicklungsländer behandelt und bekommen Vorzugskonditionen. 

«Ein Schritt in die richtige Richtung»

Das dürfte sich bald ändern. Letztes Jahr hat der Verein beschlossen, die Tarife für Pakete aus China ab 2018 bis 2021 jährlich um 13 Prozent zu erhöhen. «Das ist für die Post ein Schritt in die richtige Richtung», sagt Flüeler. Ob damit alle Kosten gedeckt werden, kann er nicht sagen. 

Für Kessler geht das nicht weit genug. «Bei Mehrwertsteuer, Zoll oder Deklarationsvorschriften sind die Spiesse noch immer nicht gleich lang.» Die Regel lohne sich in erster Linie für die Post. «Die Schweizer Händler werden kaum profitieren.»

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