«Das macht die Leute faul»
Kosovo-Minister beschwert sich über Geld aus der Schweiz

Millionen überweisen die «Schatzis» aus der Schweiz jährlich in den Kosovo. Ein Segen? Nicht nur, sagt der dortige Wirtschaftsminister Valdrin Lluka. Man müsse das Geld besser investieren, als bloss zu konsumieren.
Publiziert: 20.05.2019 um 15:44 Uhr
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Bester Laune letzte Woche in Zürich: Lluka (l.) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
Foto: Facebook

Bald setzen sie sich wieder in Bewegung Richtung Süden: Zehntausende in der Schweiz lebende Kosovaren werden sich im Sommer ins Auto oder in den Flieger Richtung Kosovo setzen, um dort ihre Ferien zu verbringen.

In den Koffern der Schatzis – so werden die Verwandten in der Schweiz oft genannt – wird nicht nur Käse und Schoggi für die Familie sein. Sondern auch sehr viel Geld. Umgerechnet über zwei Milliarden Franken fliessen jedes Jahr von Ausland-Kosovaren ins Land, je hälftig per Banküberweisung und per physischem Transport. Das sagte der kosovarische Wirtschaftsminister Valdrin Lluka letzte Woche zur «NZZ» im Rahmen der Gründung der Handelskammer Schweiz-Kosovo in Zürich.

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Weniger Anreiz zur Arbeit

Obwohl der Mega-Zustupf aus dem Ausland mehr als ein Viertel der gesamten Wertschöpfung im Land ausmacht, freut sich der Minister nicht nur über das Geld. «Rimessen machen die Leute faul», sagt er. Rimessen ist ein anderes Wort für die Geldüberweisungen von Migranten in ihre Herkunftsländer. Wer von einem Verwandten aus der Schweiz gleich viel erhalte wie der Nachbar mit einer regulären Arbeit, habe weniger Anreiz, selbst zu arbeiten.

Zudem fliesse das Geld an den falschen Ort: Statt in Investitionen steckten die Kosovaren das Geld in den Konsum. Und zwar nicht in Güter, die im Kosovo hergestellt würden, sondern importierte. So ist die Handelsbilanz des Balkan-Landes mit 300 Millionen Franken Exporten und dem Zehnfachen an Importen tiefrot.

In anderen Worten: Ein Grossteil des Geldes, das die Schweiz-Kosovaren ihren Verwandten in der Heimat zustecken, fliesst sehr schnell wieder aus dem Land.

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«Bars und Klubs stets voll»

«Hätten wir mehr lokal hergestellte Güter, könnten diese Gelder die Wirtschaft stark ankurbeln», klagt Lluka in der «NZZ». Stattdessen profitiert im Moment nur ein heimischer Sektor wirklich von den Rimessen: der Bau. Grund: Viele Ausland-Kosovaren lassen sich Zweitwohnungen oder -häuser bauen.

Doch natürlich haben die Gelder von den Schatzis für Lluka auch ihr Gutes: «Bei uns sind die Restaurants, Bars und Klubs stets voll.» Und das bei einer Arbeitlosenquote von 31 Prozent! (kst)

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