Banking-App-Startup fordert Wochenend-Arbeit
Knallharter CEO Storonsky raubt Revolut seine Unschuld

Die britische Revolut-Onlinebank galt lange als sympathisches Startup. In den letzten Tagen ging alles den Bach runter. Vor allem der knallharte Umgang mit Bewerbern und Mitarbeitern ist unappetitlich.
Publiziert: 04.03.2019 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2019 um 17:21 Uhr
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Screenshot der Mail, die an Bewerber ging: Innert sieben Tage würde man sich anschauen, wie erfolgreich die Bewerber Neukunden – gratis – angeworben hätten.
Foto: Screenshot Wired
Konrad Staehelin

Revolut wollte die gute Bank sein, nicht so anonym und geldgierig wie die anderen. Oder eben: gar keine richtige Bank, nicht viel mehr als eine Online-Plattform, die Geldtransfers und Kreditkarten zu Tarifen nahe beim Nullpunkt anbietet (BLICK berichtete).

Und es funktionierte gut: Rund 3 Millionen Kunden, rund 60'000 davon in der Schweiz. Der Firmenwert beläuft sich auf knapp 2 Milliarden Dollar. CEO Nikolay Storonsky (34), ein ehemaliger CS-Mann, war ein aufstrebender Stern am Fintech-Himmel.

Seit wenigen Tagen ist alles anders: Die Tech-Plattform «Wired» hat bekannt gemacht, wie Storonsky mit seinen Mitarbeitern umgeht. Unter welchen unglaublichen Druck er sie setzt. Und wie er Bewerber erst einmal gratis für die Firma arbeiten lässt.

Gratis-Arbeit und Mega-Druck

Die Details: «Wired» zitiert eine anonyme spanische Softwareentwicklerin, die sich bei Revolut um einen Job beworben hatte. Um diesen zu kriegen, hätte sie innerhalb einer Woche 200 Leute finden sollen, die mindestens 10 Euro auf einem Revolut-Konto anlegen. Ohne dass sie bei Erreichen des Ziels eine Garantie auf den Job erhalten hätte. In anderen Worten: Gratisarbeit. 

Revolut wandte die Praxis während Monaten an und schob ihr erst einen Riegel, als erste Medien darüber berichteten.

Ein weiteres Beispiel, wie die Revolut-Spitze die Mitarbeiter sieht? Eine Mail, die Storonsky letztes Jahr an sie verschickt hat: «Es gibt eine einfache Regel: Wer deutlich unter den Zielvorgaben liegt, wird ohne weitere Verhandlungen gefeuert», steht in der Mail. Von Teamchefs werde erwartet, dass sie an Wochenenden arbeiteten, sollten sie unter den Zielvorgaben liegen.

Unschuld weg

Es sind nicht die einzigen Enthüllungen, die Revolut dieser Tage wehtun: Am Freitag schrieb der englische «Telegraph», dass Revolut letztes Jahr während dreier Monate das interne automatische Anti-Geldwäsche-System ausgeschaltet hatte. Dessen Aufgabe war es, verdächtige Transaktionen aufzuspüren – doch offensichtlich schlug es zu oft falschen Alarm. Ausserdem habe man die zuständigen Behörden nicht alarmiert, nachdem das Ganze intern aufgeflogen war.

Nach Bekanntwerden der Affäre trat Revolut-CFO Peter O’Higgins zurück. Offiziell soll der Rücktritt nichts mit der Deaktivierung der Anti-Geldwäsche-Software zu tun haben. Doch dies zu glauben, fällt schwer.

Letztlich ist das aber auch egal. Haften bleibt, dass Revolut in den letzten Tagen seine Unschuld verloren hat.

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