Der florierende Online-Handel ist für die Post ein Segen. Die Zahl der beförderten Pakete steigt in rasantem Tempo an – ein Ende des Booms ist nicht absehbar. Das Wachstum im Paketmarkt beschert dem Bundesbetrieb hoch willkommene Zusatzerträge, es stellt ihn aber auch vor wachsende Probleme: Der gelbe Riese kommt mit der Verarbeitung und Beförderung der Sendungen kaum noch nach.
Erst reagierte die Post auf die Päckli-Lawine, indem sie 60 Millionen Franken in den Ausbau der bestehenden Paketzentren in Frauenfeld, Härkingen SO und Daillens VD investierte. Im vergangenen Jahr dann fiel der Entscheid, weitere drei Paketzentren in Cadenazzo TI, im Raum Landquart GR und in Vétroz VS aufzubauen. Kostenpunkt: 150 Millionen Franken.
Fünfmal mehr Päckli
Jetzt legt die Post noch einmal nach: Anfang Woche beschloss die Postführung, weitere 70 Millionen Franken in die Anschaffung einer neuen Sortiermaschine zu investieren. Die mehrere Dutzend Meter lange Anlage soll im Frühling 2020 in Zürich-Mülligen in Betrieb genommen werden. Dies bestätigt Post-Sprecher Oliver Flüeler auf Anfrage der «Handelszeitung».
Es geht um die kleinen Päckli und Couverts bis 2 Kilogramm, die vor allem aus Asien in immer grösserer Zahl in die Schweiz gelangen. Mit der neuen Anlage automatisiert die Post die Sortierung der Importsendungen. Ein Schritt, der laut Flüeler nötig ist: Das Volumen der Kleinwarensendungen aus dem Ausland hat sich in den letzten zehn Jahren fast verfünffacht.
Waren es vor zehn Jahren rund 25 000 Päckli, die täglich in die Schweiz geschickt wurden, sind es heute bereits 120 000 Sendungen – zwei Drittel davon stammen aus Fernost. Und gemäss Prognosen der Post geht es fast im gleichen Tempo so weiter: 2022 sollen es bereits 190 000 Sendungen sein, die täglich aus dem Ausland in die Schweiz schwappen.
Aliexpress immer beliebter
«Mit der heutigen Sortierung stossen wir bis 2020 an eine Grenze. Wir könnten nicht mehr weiterwachsen, ohne Qualitätseinbussen bei der Zustellung in Kauf zu nehmen», betont Flüeler. Zeitliche Einschränkungen wolle und dürfe man im E-Commerce aber nicht in Kauf nehmen.
Treiber hinter dem Boom bei den Leichtsendungen, die im Durschnitt nicht mehr als 300 Gramm wiegen, sind Schweizer Schnäppchenjäger. Sie bestellen auf Plattformen wie Aliexpress, Wish oder JD.com immer mehr Elektronikzubehör und Modeaccessoires zu Schleuderpreisen. Vom Ladegerät über die Handy-Hüllen und iPhone-Kabel bis hin zum T-Shirt und Schlüsselanhänger – alles gibt es in China für ein paar Dollar.
Nicht mehr ganz so rote Zahlen
Bislang sortieren die Pöstler in Mülligen die Päckli ausschliesslich von Hand. Sie laden die Rollbehälter aus, die vom Flughafen Zürich mit dem Shuttle kommen, erfassen und verzollen die Importsendungen und verteilen diese in Kleinstarbeit auf einzelne Boxen, die dann an die Empfängerstandorte transportiert werden. Künftig wird die aufwendige Sortierarbeit von Hand entfallen. «Die neue Maschine erlaubt es uns, die Sortierkapazität zu verdoppeln. Zugleich können wir die Effizienz bei der Verarbeitung der Kleinwarensendung um 60 Prozent steigern», betont Flüeler.
In der Vergangenheit war das Geschäft mit den China-Päckli für die Post ein Verlustgeschäft. Grund dafür ist, dass die chinesischen Händler von vergünstigten Posttarifen profitieren, die vom Weltpostverein festgelegt werden. Dort gilt China postalisch noch als Entwicklungsland und muss dementsprechend eine tiefere Abgeltung an die Schweizer Post zahlen.
Mittlerweile hat der Weltpostverein reagiert. In den nächsten Jahren werden die Posttarife zwar Schritt für Schritt erhöht – bereits in diesem Jahr erhält die Post einen siebenstelligen Betrag für den Vertrieb der Billig-Päckli. Die Vollkosten sind damit aber laut dem Unternehmen nach wie vor nicht gedeckt.
Stellenabbau in Mülligen
Mit der Automatisierung der Sortierung erhöht die Post nun ihre Effizienz – und spart dabei nicht zuletzt Personalkosten ein. So fallen aufgrund der Anschaffung der Maschine dreissig bis vierzig Vollzeitstellen weg – die meisten davon im Sortierzentrum Zürich-Mülligen.
Entlassungen will der Konzern dabei möglichst vermeiden: «Wir gehen davon aus, dass der Abbau mit den natürlichen Fluktuationen bis zur Inbetriebnahme im Jahr 2020 erreicht werden kann», erklärt Flüeler. Vorgesehen ist, dass die betroffenen Mitarbeiter im Postbetrieb weiterbeschäftigt werden.
Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.
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