Gestern Morgen in Basel. Draussen scheint die Herbstsonne, drinnen schlagen Lina (6) und Artur (3) Purzelbäume auf dem Sofa. Ihr Mami Danielle (35) und ihre Mama Tanja (43) schauen zu und lachen. Heute können die beiden Frauen ihr Familienleben unbeschwert geniessen. Das war nicht immer so.
Denn bis vor kurzem war Tanja rechtlich gesehen noch nicht die Mutter der beiden Kinder – weil Danielle sie zur Welt gebracht hatte. Was bei heterosexuellen Paaren selbstverständlich ist, gilt bei Regenbogenfamilien nicht: Vor dem Gesetz gilt nur die leibliche Mutter als Erziehungsberechtigte. «Das war für uns alle belastend. Wenn Danielle bei der Geburt zum Beispiel etwas passiert wäre, hätte ich ein Problem gehabt. Ich wünschte mir, dass endlich auch gleichgeschlechtliche Paare das Recht auf die gemeinsame Elternschaft ab Geburt bekommen», sagt Tanja. Die Gesellschaft, so glauben die beiden Frauen, ist einen Schritt weiter als das Gesetz. In ihrem Umfeld nämlich erlebten sie sehr wohlwollende Reaktionen auf ihre Familienform.
Stiefkindadoption hat zugenommen
Immerhin: Seit 2018 steht auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Stiefkindadoption offen. Tanja konnte die beiden Kinder adoptieren – und ist seit letztem Frühjahr nun auch endlich offiziell die Mutter ihrer zwei Wunschkinder. «Das war eine Erleichterung. Endlich hatte ich die gleichen Rechte.» Tanja ist nicht die Einzige, die von der neuen Regelung profitiert. Ein Blick in die Statistik zeigt: Seit 2018 hat die Zahl der Stiefkindadoptionen sprunghaft zugenommen.
Für Lina und Artur hat sich seither nicht viel geändert. Sie haben nach wie vor zwei Mütter, die sie über alles lieben. Einen Vater brauchten die zwei Kinder in ihrem Fall nicht, sind die beiden Frauen überzeugt. Das Geschlecht der Elternteile spiele keine Rolle. «Viel wichtiger ist Liebe und Zuneigung.» Und: «Unsere Kinder haben natürlich trotzdem männliche Bezugspersonen, das ist uns sehr wichtig», sagt Tanja. Übrigens: Lina und Artur wissen, wie sie entstanden sind. Und wenn sie dereinst ihren Erzeuger – einen Samenspender aus Kopenhagen – kennenlernen möchten, können sie das. «Das wollten wir ihnen offen lassen», sagt Tanja.
Dann holt sie den kleinen Artur zu sich. «Komm, wir machen noch ein Foto. Dann kannst du nachher am Weihnachtsmärit aufs Karussell», sagt sie und zwinkert ihm zu.