Morgan Geyser ist 15 Jahre alt und ihre besten Jahre sind bereits vorbei. Ein Richter hat entschieden, dass der Teenager aus Wisconsin, USA, die nächsten 40 Jahre in einer psychatrischen Anstalt verbringen muss. Grund dafür ist eine Tat, die Morgan vor drei Jahren beging.
Geyser und ihre Kollegin Anissa Weier – die im Dezember zu 25 Jahren in einer psychatrischen Anstalt verurteilt wurde – gingen mit ihrer Schulkameradin Payton Leutner in einen Park, wo sie mehrmals mit einem Küchenmesser auf Leutner einstachen und sie unter den Bäumen zum Sterben zurückliessen. Doch Leutner schaffte es, unter den Bäumen hervorzukriechen und die Aufmerksamkeit eines Passanten zu gewinnen.
Als Motiv für die Tat gaben Geyser und Weier an, dass sie Leutner töten mussten, um eine Dienerin des «Slender Man» zu werden und ihre Familien beschützen zu können. Der «Slender Man» ist eine fiktive Horror–Gestalt, die seit 2009 zum Massenphänomen im Internet und ursprünglich vor allem in Fotos eingearbeitet wurde. Die hochgewachsene, dürre und ohne Gesichtszüge auftretende Figur hält sich der Internet–Legende nach bevorzugt nachts in dunklen Wäldern oder waldreichen Parks auf. Er agiert lautlos, bewegt seinen Körper und dessen Gliedmassen nicht – dafür besitzt er jedoch die Fähigkeit, sprunghaft zu teleportieren. Er stellt seinen Opfern eine Weile nach, zermürbt sie dadurch und hetzt sie anschliessend zu Tode oder fängt sie ein und tötet sie dann. Mittlerweile ist der Slender Man in der Populärkultur angekommen, es gibt Bücher, Spiele und Lieder über ihn. Daneben werden auch Videoaufnahmen von Privatpersonen populär, die – als Slenderman verkleidet – ahnungslosen Passanten auf der Strasse (oder in Parks) Streiche spielen.
Morgan Geyser bekannte sich des Verbrechens schuldig, um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen. Die Anklage forderte die Maximalstrafe, da sie Stimmen in ihrem Kopf höre und eine Gefahr für sich selber und die Gesellschaft sei. Die Verteidigung argumentierte, dass sich der Zustand von Geyser verbessert habe und sie keine psychotischen Symptome mehr aufweisen würde. Deshalb solle Geyser in eine weniger restriktive Anstalt mit Kindern ihres eigenen Alters gesteckt werden.
Zwei Ärzte unterstützten die Aussagen der Verteidigung, der Richter aber folgte den Forderungen der Anklage und verhängte die Maximalstrafe. Kurz vor der Urteilsverkündung sprach Geyser und entschuldigte sich tränenreich bei ihrem Opfer und ihrer Familie. «Ich wollte nie, dass so etwas passiert. Ich hoffe, Payton geht es gut.»