Vom Skilehrer zum Medienstar
Charmant, sonnengebräunt und immer zur Stelle

Publiziert: 21.02.2008 um 10:55 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:41 Uhr
von Gerhard Schriebl
ZÜRICH. Egal ob Kunstraub, Mord oder diskutabler Polizeieinsatz: Marco Cortesi, Sprecher der Zürcher Stadtpolizei, verleiht den Gesetzeshütern ein Gesicht. Doch auf seinem Weg zum Medienliebling musste der Bündner Ex-Skilehrer hart kämpfen.

Meistens, wenn die Stadtpolizei Zürich etwas zu sagen hat, muss Marco Cortesi ausrücken: Pressekonferenz. Der stets mustergültig gekleidete Engadiner mit dem sympathischen leichten Lispeln gehört in der Schweiz schon zu den C-Promis. Im Kinofilm «Mein Name ist Eugen» gab er den Pöstler und die Jungfrau-Stafette von Red Bull führt den Downhill-Bikefahrer als Teilnehmer unter «Prominenz».

Internationaler Durchbruch – dank Kunstraub

Und nun – dank des Kunstraubs im Zürcher Seefeld – der Durchbruch. International! Um zum Fall Stellung zu nehmen, unterbrach Cortesi seinen Urlaub – es sollte sich lohnen: Cortesis gebräuntes Gesicht flimmerte über deutsche, amerikanische und sogar asiatische Fernsehstationen. Eine Regel beachtete Cortesi allerdings noch zu wenig: Egal was sie über dich sagen, Hauptsache der Name stimmt! Prompt lautete der Einblender auf dem US-Sender CNN: «Marko Corstesi».

Tellerwäscherkarriere mit Scherbengarantie
Mit zarten 16 Jahren verliess Marco Samedan, um im Unterland Pöstler zu werden. Natürlich arbeitete er – wie es sich für einen Engadiner gehört – auch als Skilehrer. In Zürich besuchte der junge Cortesi ausserdem die Handelsschule.

Zu den Hütern des Gesetzes brachte ihn die Liebe: Seine damalige Freundin war Polizistin. Cortesi fuhr in Zürich jahrelang Streife, kontrollierte Passanten und verteilte Strafzettel – bis er vor 16 Jahren zur Infostelle der Stadtpolizei wechselte. Dort ackerte er sich bis zum Jahr 2003 zum Chef hoch, wenn auch nur interimistisch.

Dann der Bruch in der Karriere des Mister Stadtpolizei. Marco Cortesi wurde bei der definitiven Besetzung des Chefsessels übergangen, Susann Birrer nahm darauf Platz. Cortesi, Sprachrohr der Politessen und Referent der Kriminaltaten, bewies in diesen düsteren Zeiten, dass er eine Kämpfernatur ist. Laut «Sonntags-Zeitung» liess er «seine privaten Beziehungen» spielen: Ende des letzten Jahres beförderte Freund und Kommandant Philipp Hotzenköcherle Cortesi zum Infochef – Birrer wurde Leiterin interne Kommunikation.

Sensibler Diplomat

Laut Polizeivorsteherin Esther Maurer verleiht Cortesi der Stapo ein Gesicht und zeige, dass Polizisten auch nur Menschen seien. Cortesi selbst sagte in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» über sich: «Es gibt vermutlich kaum jemanden, der so sensibel ist wie ich.»

Tatsächlich: Nachdem seine Polizisten einen dunkelhäutigen Fussballspieler verhaftet hatten, traf Cortesi diesen zur Versöhnung. Ein Geschenk untermauerte die Geste: ein Kugelschreiber der Stapo.

Privat zeigt er sich nicht weniger einfühlsam: Für seine Freundin rasierte er sich im Jahr 2000 seinen Schnauz ab – und der ist Polizisten schliesslich heilig.

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