Der zweite und letzte Tag im Prozess gegen den Mazedonier Goran M.* (57) beginnt mit der Verteidigung. Ja, Goran M. habe seine Frau am 23. Juni 2017 auf der Rampe der Migros-Tiefgarage in Ascona TI mit sieben Schüssen getötet, so sein Anwalt. Doch: «Mein Mandant ist kein Mörder!».
Das sieht das Schwurgericht komplett anders. Entsprechend fällt am Abend auch das Urteil aus. Für das Gericht ist klar: Goran M. hat seine Ehefrau Hani M.* (†38) ermordet. Er muss nun 18 Jahre hinter Gitter. Ist die Strafe abgesessen, muss der Mazedonier zudem die Schweiz verlassen – und darf erst 15 Jahre danach wiederkommen.
Die Katastrophe nimmt am 2. April 2017 ihren Lauf. Die älteste Tochter des Mazedoniers vermutet, dass ihr eigener Ehemann und ihre Stiefmutter Hani ein Verhältnis haben. Goran M., blind vor Eifersucht, greift drohend zum Messer. Die Polizei interveniert.
Mit SMS bombardiert und immer wieder bedroht
«Ab diesem Moment hat Hani M. beschlossen, ihren Mann zu verlassen», sagt Richter Mauro Ermani. Doch der Mazedonier verfolgt Hani, bombardiert sie mit SMS-Nachrichten, bedroht sie. Die Abweisung will Goran M. einfach nicht akzeptieren. «Sie sollte zu ihm zurückkommen. Nur das zählte», sagt der Richter weiter. Und fügt an: «Sonst müsse sie sterben.» Und so sei es dann auch gekommen. Goran M. habe aus egoistischen Motiven gehandelt, seine Frau als seinen Besitz betrachtet und ihren Töchtern die Mutter genommen.
Selbstmordversuch als reine Inszenierung
Der angeblich missglückte Selbstmord am Tatort sei reine Inszenierung gewesen, wie der Richter sein Urteil weiter begründet. Denn: «Wenn er tatsächlich mit seiner Frau habe sterben wollen, dann hätte er sich auch die letzte Kugel geben müssen.» Der Staatsanwalt hatte 20 Jahre und Ausweisung aus der Schweiz gefordert. Goran M.s Verteidiger plädierte für 14 Jahre wegen vorsätzlicher Tötung. Eine Ausweisung fand der Anwalt für den vierfachen Vater zu hart. Das Gericht sah es anders.
* Namen bekannt