Unter den Geretteten sind auch die Rapperswilerin Giorgia G.* (22) und ihr Freund Vincenzo F.* (25)
Das doppelte Wunder vom Gran Sasso

Das Lawinenunglück im Hotel in den Abruzzen haben mindestens zwölf Menschen überlebt. Auch die bislang vermisste junge Frau aus Rapperswil SG und ihr Freund wurden gerettet.
Publiziert: 21.01.2017 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:01 Uhr
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Giorgia  G. lebt!
Foto: Facebook
Myrte Müller

Das Wunder wird wahr: Die Feuerwehr holt noch 50 Stunden nach der Lawinenkatastrophe von ­Farindola (I) mehrere Überlebende aus dem verschütteten Hotel.

Darunter sind auch Giorgia G. (22) aus Rapperswil und ihr Freund Vincenzo F. (25)! Über das Schicksal von Vincenzo hatte erst Ungewissheit geherrscht. Doch dann bestätigten Behörden gegenüber der italienischen Zeitung «La Stampa»: Er lebt!

Das Wunder beginnt gestern um elf Uhr. Retter bringen erst eine Mutter (37) und ihren Sohn (8) ins Freie. Es folgen eine Familie mit Kind, ein weiterer Bub (10). Schliesslich wird auch ein sechsjähriges Mädchen gerettet. Den Rettungskräften gelingt es jedoch noch nicht, alle Überlebenden aus dem Unglückshotel zu holen.

In der Nacht auf heute haben die Feuerwehrleute vier weitere Menschen aus den Trümmern geholt – zwei Frauen und zwei Männer. Dies meldet die Nachrichtenagentur Ansa am frühen Samstagmorgen.

Ausserdem sei eine dritte und vierte Leiche aus dem Hotel in der Berggemeinde Farindola geborgen worden. Die Retter arbeiteten weiter unermüdlich daran, die weiteren Überlebenden auch noch in Sicherheit zu bringen sowie die übrigen rund 20 Vermissten aufzuspüren. Insgesamt haben mindestens zwölf Menschen das Unglück vom Mittwoch überlebt.

«Der Alptraum ist vorbei»

Giorgias Mami Isa T. is überglücklich: «Der Alptraum ist vorbei! Giorgia und Vincenzo sind im Spital angekommen.»
Foto: Screenshot Facebook

Giorgias Mutter Isabella T.* (47) ist ausser sich vor Freude. «Der Albtraum ist vorbei», schreibt sie auf Facebook. «Danke, danke, danke an alle, die uns unterstützt haben!» Sie sei im Spital in Pescara bei Giorgia und Vincenzo angekommen. Isabella T. war aus Rapperswil SG angereist, kam aber zunächst nicht ins Katastrophengebiet, weil der Sicherheitsdienst sie aufgehalten hat, erzählt sie «La Stampa».

Giorgia G. war vom Zürichsee nach Teramo (I) gezogen. Dort lernte sie den Pizzaiolo Vincenzo F.* (25) kennen. Mit ihm wollte sie einen romantischen Wellness-Trip in den Abruzzen erleben. Es wurde ein Albtraum.

Stimmen im Schnee

Walter Milan von der Bergwacht sagte BLICK: «Die Lage ist nicht hoffnungslos. Sicher gibt es im verschütteten Hotel Hohlräume, in die sich möglicherweise Menschen retten konnten.»

Milan behielt recht. Gestern Vormittag, 43 Stunden nach dem verheerenden Lawinenabgang am Fusse des Gran Sasso, hören die Retter Stimmen. Sie graben fünf Meter tief in den Schnee hinein. Sieben Gäste konnten sich in einen Raum unter dem verschütteten Küchendach retten.

Als Erstes ziehen die Männer Adriana P.* (35) und ihren Sohn Gianfilippo (8) aus dem Loch. Adriana fleht: «Meine Tochter ist noch in ­einem Nebenraum!» Es sind die Lieben von Giampietro P.* (38). Der Koch aus Pescara (I) war kurz vor dem Unglück zum Auto gegangen (BLICK berichtete).

Er sah, wie die Lawine das ­Hotel überrollte. Jetzt kann er wenigstens seine Frau und seinen Sohn wieder in die Arme schliessen. Acht Stunden später wird auch die kleine Ludovica aus dem Hohlraum gezogen.

Dann jubelt auch Isabella T. aus Rapperswil: Unter den zehn Überlebenden sind auch Giorgia und Vincenzo. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

*Namen d. Red. bekannt

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