Verurteilt wurde der Mann am Donnerstag wegen 32 Enkeltrickbetrügen in der Deutschschweiz in der Zeit zwischen März 2012 und Juli 2016. In elf vollendeten Fällen ergaunerte der Mann eine Summe von 1,02 Millionen Franken. In 21 Fällen blieb es beim Versuch. Der Mann gab sich bei der Befragung vor Gericht reuig.
Der 38-Jährige war bereits vom Landgericht Hamburg zu einer Gefängnisstrafe von 12 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Nach Verbüssung der Strafe wurde er im vergangenen Mai von Deutschland an die Schweiz ausgeliefert. Die erste Straftat wurde 2012 in Aarau verübt.
Einigung im Voraus
Die Verhandlung am Bezirksgericht Aarau lief im abgekürzten Verfahren ab. Das heisst, die Staatsanwaltschaft und der Angeklagte einigten sich im Voraus. Das Gericht prüfte die Sache.
Der Gerichtspräsident befragte den Mann, der perfektes Hochdeutsch sprach. «Es war für mich wie ein Call-Center», sagte der Pole. Er sei Roma, und es sei schwer gewesen, eine richtige Arbeit zu finden.
Er suchte gezielt nach alten deutschen Vornamen bei seinen Opfern
Sein Vater gilt als «Erfinder» der Enkeltrickmasche. Als junger Mann bekam er im Clan mit, wie dieses Geschäft funktionierte. «Ich habe das durchs Hören gelernt», erzählte er: «Für mich war es einfach ein Geschäft.» Die Opfer in der Deutschschweiz habe er im Telefon herausgesucht – alte deutsche Vornamen standen im Visier. Er rief wiederholt an und erzählte eine Geschichte, um Vertrauen aufzubauen und Druck zu machen.
«Ich spielte die Rolle mit», sagte er. Er organisierte auch die sogenannten Keiler, also die Abholer der Ware wie Bargeld und teuren Schmuck. Die Hälfte der Beute bekam er, die andere Hälfte der Keiler, wie der Pole angab.