Trotz Aufwertung – viele Oerliker fürchten das Rotlichtmilieu
Puff in Oerlikon

Publiziert: 16.10.2006 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:44 Uhr
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von Florian Meyer
ZÜRICH. Wird Oerlikon zum Rotlicht-Viertel der Stadt Zürich? Langjährige Quartierbewohner sorgen sich darum.

Heute rücken in Oerlikon die Bauarbeiter aus. Für 1,3 Mio. Franken will die Stadt den Marktplatz offener gestalten. Als «Herzstück» dieser Aufwertung gilt eine neue Beleuchtung. Höher und heller soll sie sein. Trotzdem herrscht nicht eitel Freude in Oerlikon. «Die neuen Laternen kann die Stadt gleich mit roten Glühbirnen bestücken», schreibt die langjährige Quartierbewohnerin S. J. in der Zeitung «Vorstadt». Gegenüber heute doppelt sie nach: «Die Aufwertung ist nur Kosmetik. Beim Marktplatz breitet sich das Rotlichtmilieu aus.»

Verschiedene Etablissements sind den Anwohnern ein Dorn im Auge: An der Franklinstrasse das Sexkino Sternen und die «Venus Bar». An der Baumackerstrasse befinden sich die «Boutique Erotica» und das Hotel Löwen direkt gegenüber der Quartierpost. Abends sind dort rote Vorhänge gezogen und Schilder preisen «Sportmassagen» an oder auch eine Sauna mit Dampfbädern. Für S. J. ist klar: «Das sind Zupfstuben.» So nennen ältere Zürcherinnen ein Freudenhaus. In Wallung gebracht hat sie, als Ende September bekannt wurde, dass sich zwei asiatische Prostituierte am Marktplatz im Haus über dem leer stehenden Gasthaus «Zur Kathrin» eingenistet hätten.

Die Stadtpolizei kennt das Problem, sieht aber keinen Handlungsbedarf. Die Asiatinnen sind laut Liegenschaftsbesitzer zwar ausgezogen. Dennoch denken viele wie S. J. «Viele Oerliker sind neidisch, dass die Stadt zuletzt Neu-Oerlikon mehr Aufmerksamkeit schenkte als Alt-Oerlikon», sagt Fritz Blocher, Leiter des Quartierzentrums Oerlikon, «das Milieu selbst verhält sich diskret».

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