Blatten VS, ganz hinten im Lötschental. Auf dem kleinen Dorf-Friedhof erhebt sich ein frischer Grabhügel. Darauf steht ein schwarzes Kreuz. Hier liegt nun Otto Henzen-Tannast. Der 41-jährige Familienvater war Mittwoch früh um 03.20 Uhr bei Dürrenast mit zwei Kollegen auf einem Bauzug ungebremst in den Tod gerast.
Gestern nahmen die Lötschentaler Abschied. Sie trauerten mit Gattin Marie-Madlen (38) und den Kindern Damian (14) und Jennifer (10) um ihren Otti. Den mochten alle gut leiden.
Lang war der Trauerzug, der sich von der Dorfkirche hinunter zum Friedhof bewegte. Bergler, Bauern, Bähnler – Männer, Frauen und Junge, denen ihre Trauer ins Gesicht geschrieben stand. Mit Tränen in den Augen. Sie hielten betend den Rosenkranz in ihren abgearbeiteten Händen. Sie schwiegen bedrückt vom Tod, der irgendwann alle ereilen wird.
Dorfpfarrer Peter Jossen (80) sprach es in der Predigt aus: «Der Tod greift hart zu.» Er machte aber auch Mut: «Selbst wenn man mitten aus dem Leben gerissen wird, ist es nicht das Ende. Für die Guten ist es das Tor zum Himmelsglück. So wandelt sich unsere Trauer in Hoffnung.»
Auch für den Ständerat Hans Lauri (61), dem Verwaltungsratspräsident der Lötschbergbahn BLS, war der Abschied beeindruckend: «Ich bin tief berührt, wie die Menschen hier Anteil nehmen.»
Auch weiter unten in Steg trugen die Lötschentaler einen Mann zu Grabe: Henzens Kollege, Niklaus Winter-Schmid. Gattin Martha und ihre beiden erwachsenen Kinder folgten mit gesenkten Köpfen als Erste dem Sarg. Mit «jeder muss sterben» sprach Pfarrer German Burgener aus, was alle wussten: «Aber es gibt das Versprechen, dass die Glaubenden auferstehen werden», tröstete er die grosse, stumme Menge der Trauernden. Unter ihnen BLS-Direktor Mathias Tromp (60) und der Walliser Staatsrat und Verwaltungsrat Jean-Michel Cina (42).
Sowohl an der Trauerfeier in Blatten als auch an jener in Steg liessen die Bahnverantwortlichen eine Trauerbotschaft verlesen. «Alle haben mit hohem Verantwortungsbewusstsein versucht, den Zug zu stoppen», hiess es darin. Die vielen Tränen konnte dieses Bekenntnis nicht trocknen. Die Trauer nicht mindern. Bedächtig legten die Menschen Blumen auf die Gräber, bekreuzigten sich und gingen wieder ihrer Wege.
Jeder konnte jedoch der Trauerbotschaft beipflichten, als es hiess: «Was bleibt, ist die Gewissheit, dass die toten Kollegen in unseren Herzen weiterleben.»