Der Vertrag von Lutz läuft eigentlich noch bis 2027. Der Bahnchef gilt schon seit Monaten als angezählt - zu gross ist die wirtschaftliche und betriebliche Krise, in der die Bahn seit Jahren steckt.
Unter der Führung von Lutz schlitterte die Bahn von einer Negativ-Schlagzeile zur nächsten, immer wieder forderten politische Entscheidungsträger auch die Zerschlagung des Konzerns. Zuletzt sorgte vor allem die marode und kaputt gefahrene Infrastruktur für grosse Probleme. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr stürzte von 78,5 Prozent im Jahr 2017 auf 62,5 Prozent im vergangenen Jahr ab.
Deutliche Verbesserungen sind bislang nicht in Sicht. Auch wirtschaftlich ist die Bahn in Schieflage - seit Jahren schreibt der bundeseigene Konzern rote Zahlen. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag eine Neuaufstellung des Aufsichtsrats und des Bahn-Vorstands angekündigt, «mit dem Ziel, mehr Fachkompetenz abzubilden und eine Verschlankung zu erreichen». Diese Neuaufstellung hat nun offensichtlich begonnen.
Lutz leitet den bundeseigenen Konzern seit Anfang 2017. Davor war er von 2010 bis 2017 Finanzvorstand der DB. Im Konzern arbeitet der 61 Jahre alte Pfälzer seit 1994, er kennt das Unternehmen und die Branche besser als viele andere. Das hat ihm jetzt aber nicht mehr geholfen.
Lutz gilt als disziplinierter Arbeiter und guter Schachspieler. Seine Arbeitstage beginnen in der Regel bereits um 4.00 Uhr morgens und dauern bis in den späten Abend. Auch am Wochenende machte er selten frei. Bis zuletzt betonte er seine Leidenschaft für den Job und die Verbindung zum Unternehmen. Solange man ihn lasse, sei er mit Freude dabei, hiess es stets.
Um die Probleme grundlegend anzugehen, legte Lutz 2024 ein Sanierungskonzept auf, mit dem in drei Jahren die Infrastruktur, der Bahnbetrieb und die Wirtschaftlichkeit der Bahn verbessert werden soll. Unter anderem sollen Tausende Stellen eingespart werden. Das Ende des Programms im Jahr 2027 darf Lutz jetzt nur von aussen beobachten.
Die Infrastruktur soll vor allem mit rund 40 Generalsanierungen auf besonders wichtigen Strecken wieder fit gemacht werden. Derzeit wird auf der Strecke Hamburg-Berlin gebaut.
Der deutsche Verkehrsminister Schnieder kündigte für den Spätsommer eine Strategie an, wie es bei der DB weitergehen soll. Eigentlich wollte sich der CDU-Politiker erst danach mit Personalfragen beschäftigen.
Noch offen ist, wer Lutz nachfolgen wird. Schickt Schnieder einen Politiker in den Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin? Oder wird der Nachfolger in den Reihen des Konzerns gefunden? Als Kandidaten wurden etwa der kurzzeitige Finanzminister Jörg Kukies und DB-Regio-Chefin Evelyn Palla gehandelt.