Technik top, der Rest eher bescheiden
So viel hat die Swisscovid-App tatsächlich gebracht

Rund 2,3 Millionen Schweizer nutzten zu Bestzeiten die Swisscovid-App. Allein die Entwicklung und das Marketing von Swisscovid kosteten die Steuerzahler 11 Millionen Franken. Doch wie viel hat die App bei der Eindämmung der Pandemie tatsächlich gebracht?
Publiziert: 01.03.2022 um 09:45 Uhr
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Im Juni 2020 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Swisscovid-App zur Eindämmung der Pandemie veröffentlicht.
Foto: keystone-sda.ch

Im Juni 2020 lancierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Swisscovid-App. Durch sie werden Nutzer der App darüber informiert, wenn sie sich in der Nähe zu einer mit Corona infizierten Person befanden. Das Ziel davon ist, dass sich die Menschen frühzeitig in Quarantäne begeben und somit keine weiteren Personen anstecken.

Allmählich scheint die Pandemie ein Ende zu finden. Ist das auch der Swisscovid-App zu verdanken? Laut einer Studie der Universität Oxford muss mindestens 60 Prozent einer Bevölkerung eine Contact-Tracing-App verwenden, um eine Epidemie zu beenden. Zu Bestzeiten nutzten allerdings nur rund 2,3 Millionen Schweizer die App, was ungefähr 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung entspricht. War die Swisscovid-App also ein Flop?

Nein, findet Marcel Salathé, Professor für digitale Epidemiologie an der ETH Lausanne und Mitentwickler von Swisscovid. Gegenüber SRF zieht er ein vorwiegend positives Fazit zur App. In kurzer Zeit sei eine Software entwickelt worden, die dank dem Fokus auf den Schutz der Privatsphäre auch bei Datenschützern gut ankam.

Nutzer begaben sich dank App frühzeitig in Quarantäne

Zudem belegten wissenschaftliche Studien von Schweizer Forschern, dass sich die Nutzer dank Warnungen der App rund einen Tag früher in Quarantäne begaben. Somit konnte das Risiko, dass diese Personen weitere Mitmenschen anstecken, stark verringert werden.

Das BAG bestätigte auf Anfrage von SRF die Wirksamkeit von Swisscovid und betonte, dass dank der App Infektionsketten durchbrochen werden konnten. Allerdings habe es auch Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit der App mit den kantonalen Behörden gegeben.

Infizierte mussten nämlich einen Code in der App eingeben, um eine Warnung auslösen zu können. Bei der Vergabe dieser Codes waren die kantonalen Gesundheitsämter oft überfordert, und so fehlen nun diese Daten zur Berechnung der Wirksamkeit.

Probleme teils auch wegen Schweizer Gesundheitswesen

Ein grosses Problem für die App war laut Salathé auch die Organisation des Gesundheitswesens in der Schweiz: «Die Schweiz hat leider kein sehr gutes digitales Umfeld im öffentlichen Gesundheitswesen. Deshalb war auch die Integration dieser digitalen App sehr schwierig.»

Abschliessend fällt das Fazit zur App somit gemischt aus. Die Technik der App war erfolgreich und es wurde viel Wert auf den Datenschutz der Nutzer gelegt. Die Zusammenarbeit zwischen der Swisscovid-App und dem Schweizer Gesundheitssystem erwies sich jedoch als Herausforderung, unter anderem auch weil das Schweizer Gesundheitswesen noch nicht genügend digitalisiert ist. (obf)

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