Song für eine Prostituierte

Publiziert: 14.12.2006 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:20 Uhr
Von Katharina Schönwitz
Seit «Laura non c’è» ist der Italiener international ein Star. Sie+Er sprach mit Nek über sein neues Album und das Zimmer Nummer 26

SIE+ER: Warum hast du ausgerechnet das Lied «Nella stanza 26» für den Titel deines neuen Albums ausgewählt?
Nek: Ja, eigentlich ist «Nella stanza 26» ein seltsamer Titel für ein Album. Aber das Lied liegt mir besonders am Herzen, darum hab ich es ausgesucht. Es geht darin um eine junge Frau aus Osteuropa, die ihre Familie und sich durchbringt, indem sie auf den Strich geht. Es ist eine wahre Geschichte, die ich für mein Lied ein wenig veränderte – ich habe ein Happy End geschrieben.

SIE+ER: Kennst du diese junge Frau?
Nek: Ja, sie ist ein Fan von mir und hat mir einen Brief mit ihrer Lebensgeschichte geschrieben. Als ich ihn gelesen habe, war ich tief bestürzt. Sie schrieb nur wenige Einzelheiten. Ich weiss nicht genau, wer sie ist und wo sie jetzt lebt, ob in Italien oder irgendwo anders. Ich weiss auch nicht, warum sie nicht von der Prostitution wegkommt. Vielleicht kann sie an ihrer Situation auch gar nichts ändern. Ihre Lebensgeschichte hat mich jedenfalls tief bewegt, und somit beschloss ich, ihr einen Song zu widmen.

SIE+ER: Gibt es eine Verbindung zwischen den Liedern «Nella stanza 26» und «Instabile»?
Nek: Ja, «Instabile» widme ich allen Menschen, die Hilfe benötigen. Es geht um Mitleid und Nächstenliebe. Und gerade jetzt haben wir das besonders nötig. Das Album ist ein Gesamtwerk, in dem jedes Lied mit den anderen irgendwie verbunden ist. Es geht immer um menschliche Gefühle: Courage, Solidarität, Liebe. Ich habe bereits 2002 über ein solches Konzept nachgedacht.

SIE+ER: Könnten diese ernsten Themen damit zusammenhängen, dass du erwachsen geworden bist?
Nek: Könnte schon sein. Ich analysiere mich selbst sehr gerne. Damit meine ich Filippo Neviani. Nek ist eine ganz andere Sache. Aber ich schau auch gerne, was um mich herum passiert und wie es anderen Menschen in meiner Umgebung so geht. Dieses Album ist viel persönlicher als alle anderen, die ich davor geschrieben habe.

SIE+ER: Sind einem mit Anfang zwanzig vielleicht andere Sachen wichtiger, wie zum Beispiel Frauen und Sex …?
Nek: Oh, Frauen sind immer noch äusserst wichtig für mich! Frauen sind für mich wie Engel, mit einer ganz speziellen Aura, ihre Körper sind wie Musik für mich. Ich singe auch immer noch über Frauen und meine Beziehung zu ihnen. Aber klar, die Prioritäten sind heute andere. Inzwischen beschreibe ich auch andere Dinge, die meinen Alltag beeinflussen.

SIE+ER: Dein neues Album ist nur 35 Minuten lang. Findest du das nicht ein wenig kurz?
Nek: Es ist genauso lang wie mein letztes. Es sind zehn Lieder drauf. Ich finde, es ist gut ausbalanciert. In den zehn Liedern steckt das Allerbeste von mir drin. Ich wollte nicht irgendwelche Songs dazunehmen, nur damit das Album länger wird.

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