Zuzana Caputova
Liberale Anwältin erste Präsidentin der Slowakei

Mit Zuzana Caputova hat erstmals eine Frau die Präsidentschafswahl in der Slowakei gewonnen. Ihr einziger Gegner war letztlich ohne Chance. Caputova freute sich vor allem über die Art, wie sie gewann: Sie verzichtete im Wahlkampf bewusst auf Polemik.
Publiziert: 31.03.2019 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:18 Uhr
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Zuzana Caputova hat als erste Frau die Präsidentschaftswahl in der Slowakei gewonnen.
Foto: AP

Die liberale Bürgeranwältin Zuzana Caputova hat die Präsidentenwahl in der Slowakei gewonnen. Die 45-Jährige erreichte gemäss dem in der Nacht zum Sonntag publizierten vorläufigen Endergebnis im entscheidenden zweiten Wahlgang 58,4 Prozent der Stimmen.

Ihr Gegner in der Stichwahl, der von den regierenden Sozialdemokraten nominierte EU-Kommissar Maros Sefcovic, kam demnach auf 41,6 Prozent.

Caputova dankte kurz nach Mitternacht den Wählern nicht nur auf Slowakisch, sondern auch in den Sprachen der ungarischen und der Roma-Minderheit für ihr Vertrauen, das sie als Signal der Veränderung interpretiere. Sefcovic gratulierte ihr umgehend zu ihrem Erfolg. Die Anhänger von Caputova feierten sie mit Sprechchören «Zuzana, Zuzana!».

«Klar pro-europäisch»

Sie werde wie ihr parteiloser Vorgänger Andrej Kiska eine «klar pro-europäische Position» vertreten, sagte Caputova in der Nacht auf Sonntag weiter. Kiska war nicht mehr angetreten. Das offizielle Endergebnis der Abstimmung soll erst am Sonntagmittag bekannt gegeben werden, wie das Innenministerium in Bratislava mitteilte.

Die formelle Amtsübergabe ist für 15. Juni festgelegt. Mit den Vertretern der sozialdemokratisch geführten Regierung von Regierungschef Peter Pellegrini erwarte sie eine «konstruktive Zusammenarbeit». In den nächsten Tagen wolle sie sich mit Vertretern der Regierung treffen, um die Zusammenarbeit zu besprechen.

«Freue mich über die Art, wie der Sieg gelang»

Die vor zehn Jahren als Umweltaktivistin im Kampf gegen eine Mülldeponie erstmals politisch aktiv gewordene Caputova betonte dies auch nach ihrem Sieg neuerlich: «Ich freue mich nicht nur über diesen Wahlsieg, sondern auch über die Art, wie er gelungen ist: Wir haben gezeigt, dass man nicht ein populistisches und aggressives Vokabular verwenden muss, um erfolgreich zu sein.»

Nach Ansicht des Meinungsforschers Pavel Haulik konnte Caputova vor allem davon profitieren, dass sie die nach einem Journalistenmord vor einem Jahr entstandene Stimmung gut gegen den Korruptionsfilz im Land ausnützen konnte. Im Wahlkampf habe sie teilweise fast wortgleich die Slogans der vor einem Jahr begonnenen und noch in diesem Jahr fortgesetzten Massendemonstrationen übernommen. Nach der Wahl bestätigte sie diese von ihr erfüllte Erwartungshaltung der Bevölkerung: «Wir haben vielleicht gemeint, dass Fairness und Gerechtigkeit in der Politik nur ein intellektuelles Thema sind, aber in Wirklichkeit ist es der Wunsch unserer Menschen und unserer Gesellschaft.»

Verlierer lässt Blumenstrauss bringen

Wahlverlierer Sefcovic, der von den regierenden Sozialdemokraten ins Rennen geschickt worden war, liess ihr einen Blumenstrauss in ihre Wahlzentrale bringen. Er sei froh, dass auch er sich an der pro-europäischen Ausrichtung der Slowakei beteiligen habe können, sagte er nach seiner Gratulation.

Caputova hatte bereits in den Umfragen deutlich vor Sefcovic geführt. Schon im ersten Wahlgang am 16. März errang die Umweltaktivistin mit fast 41 Prozent einen deutlichen Vorsprung auf den 52-jährigen Diplomaten, der mit nicht ganz 19 Prozent Zweiter wurde.

Insgesamt waren am Samstag mehr als 4,4 Millionen Stimmberechtigte zur Wahl ihres neuen Staatsoberhaupts für die nächsten fünf Jahre aufgerufen. Bei sonnigem Frühlingswetter verlief die Wahl bis zum Abend ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch viele Slowaken, die in den österreichischen und ungarischen Nachbargemeinden der Hauptstadt Bratislava oder in Tschechien leben, fuhren eigens über die Grenze, um an der Wahl teilnehmen zu können, die nur im Inland möglich ist. (SDA)

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