Im Halbstundentakt kommen alleine oder zu zweit Patienten zu der Gemeinschaftspraxis Medvita in Ottenbach ZH. Als BLICK vor Ort ist, sind es ohne Ausnahmen Patienten mit schwachen Symptomen von Covid-19. Für sie ist hinter der Praxis ein Zelt als Wartezimmer und ein Behandlungszimmer in einem Büro-Container aufgebaut.
Auf den ersten Blick ist in der Hausarztpraxis im Zürcher Säuliamt viel los. Aber nur auf den ersten Blick: Die sonst so gut laufende Ärztegemeinschaft musste Kurzarbeit anmelden.
Telefonkonsultationen kompensieren Verlust nicht
«Wir haben bis zu 75 Prozent weniger Patienten vor Ort», sagt Hausärztin Eveline Breidenstein (50). Seit dem 21. März dürfen Spitäler und Ärzte nur noch dringend notwendige medizinische Eingriffe vornehmen. «Die ganze Praxisgemeinschaft mit drei Hausärzten, zwei Kinderärzten, drei Psychologen und einer Psychiaterin sind betroffen», sagt Hausarzt Erich Villiger (49). Dass es dafür mehr Telefonkonsultationen gegeben hat, kann den Verlust nicht kompensieren.
Für die Hausarztmedizin arbeiten normalerweise zwei Ärzte je 100 Prozent. Jetzt ist es nur noch etwas mehr als eine Stelle. Obwohl es eigentlich Arbeit für zwei hat. Ein Arzt ist in der Praxis und kümmert sich um die traditionellen Patienten, ein zweiter ist im Container und untersucht die potentiellen Covid-19-Fälle und Notfallpatienten mit gleichzeitigen Erkältungssymptomen.
Finanzengpass mit Verzögerung
Ein grosses Problem der Ärzte: Das Tarif-System ist nicht kompatibel mit der Pandemie. «Wir beraten viel per E-Mail. Für das gibt es keinen Tarif. Per Telefon sind die Beratungen komplexer und brauchen mehr Zeit. Wir können so die Konsultationslimiten nur schwer einhalten.»
Dem Einbruch der Patientenzahlen folgen die Finanzengpässe mit Verzögerung. «Bis das Geld einer Behandlung bei uns eintrifft, vergehen zwei bis drei Monate. Darum haben wir in der jetzigen Situation noch Geld. aber Ende Mai, anfangs Juni könnte es eng werden», sagt Hausarzt Villiger.
Keinen Anspruch auf Corona-Erwerbsersatz
Den finanziellen Druck hätte die Verordnung für die Notfallzahlungen des Bundes mildern können. Doch weil Arztpraxen nicht behördlich verordnet geschlossen werden, haben sie keinen Anspruch auf den Corona-Erwerbsersatz. Belastend ist auch, dass die Kurzarbeit für den Medizinalbereich noch nicht genehmigt worden ist. «Es ist jetzt erst mal wichtig, dass wir das Gesuch gestellt haben», sagen die gemeinsamen Praxisbetreiber Breidenstein und Villiger.
Zu den finanziellen Sorgen kommt der Pandemiestress. «Wir haben zu wenig Schutzmaterial. Damit wir mit den wenigen Schutzmasken durchkommen, tragen wir bei der Untersuchung von Verdachtsfällen über die Viren-Maske eine zweite, weniger starke Maske, um die Hauptmaske länger benutzen zu können.»
«Wir sind auch nur Menschen»
Dann kommen jeden Tag drei bis vier E-Mails vom Bundesamt für Gesundheit mit Weisungen. Die Ärzte müssen sie alle lesen: «Es sind lange, komplexe Schreiben, die wir zwingend umsetzen müssen. Das bringt jeden Tag zusätzliche Arbeit, die wir nicht mit Patienten verbringen können.»
Über allem steht noch die Angst vor einer Ansteckung. Villiger sagt: «Wir sind auch nur Menschen. Wir sind dem Virus vermehrt ausgesetzt. Es ist ein Dauerstress. Wenn ich nach Hause gehe, ziehe ich mich zwei Mal um und desinfiziere mich. Trotzdem habe ich Angst, das Virus nach Hause zu schleppen.»
Das Gesundheitswesen wird von der Pandemie hart getroffen. Wie der «Tages-Anzeiger» ausgerechnet hat, stecken derzeit weit über 20'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen in Kurzarbeit.
Opfer von Hirnschlägen gehen seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise weniger ins Spital. Grund: Sie haben Angst, sich im Spital mit dem Virus anzustecken. Oder wollen das Gesundheitssystem nicht belasten. Die Besuche in den wichtigsten Schweizer Behandlungszentren sind seit Mitte März durchschnittlich um rund 21 Prozent zurückgegangen, teilt der Verband Fragile Suisse mit.
Doch das ist gefährlich! Bei den Fachleuten ist man besorgt über diese Situation. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass landesweit aktuell weniger Personen einen Schlaganfall erleiden würden als in den Wochen vor dem Lockdown. Naheliegender sei die Erklärung, dass sich in der Coronakrise weniger Patienten notärztlich behandeln lassen. Nebst der Sorge, sich anzustecken, könne auch die häusliche Isolation eine Erklärung sein: Keine Drittpersonen können die Symptome erkennen und den Notfall anrufen.
Der Verband ruft deshalb die Schweizer Bevölkerung auf, sich auch bei leichten Anzeichen eines Schlaganfalls in notfallmedizinische Behandlung zu begeben. Die Akutspitäler seien gut ausgerüstet und derzeit in der Lage, diese Fälle zu behandeln. Sie achteten zudem darauf, dass solche Patienten nicht mit Corona-Verdachtsfällen in Kontakt kommen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
Opfer von Hirnschlägen gehen seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise weniger ins Spital. Grund: Sie haben Angst, sich im Spital mit dem Virus anzustecken. Oder wollen das Gesundheitssystem nicht belasten. Die Besuche in den wichtigsten Schweizer Behandlungszentren sind seit Mitte März durchschnittlich um rund 21 Prozent zurückgegangen, teilt der Verband Fragile Suisse mit.
Doch das ist gefährlich! Bei den Fachleuten ist man besorgt über diese Situation. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass landesweit aktuell weniger Personen einen Schlaganfall erleiden würden als in den Wochen vor dem Lockdown. Naheliegender sei die Erklärung, dass sich in der Coronakrise weniger Patienten notärztlich behandeln lassen. Nebst der Sorge, sich anzustecken, könne auch die häusliche Isolation eine Erklärung sein: Keine Drittpersonen können die Symptome erkennen und den Notfall anrufen.
Der Verband ruft deshalb die Schweizer Bevölkerung auf, sich auch bei leichten Anzeichen eines Schlaganfalls in notfallmedizinische Behandlung zu begeben. Die Akutspitäler seien gut ausgerüstet und derzeit in der Lage, diese Fälle zu behandeln. Sie achteten zudem darauf, dass solche Patienten nicht mit Corona-Verdachtsfällen in Kontakt kommen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.