Ein langjähriger Kader-Staatsanwalt durfte die letzten zehn Monate nicht arbeiten – und sass bei vollem Lohn zu Hause. Grund: Die Regierung hatte ein Ermittlungsverfahren gegen ihn gestartet, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Es bestand Verdacht auf Urkundenfälschung und Betrug.
Der Chefermittler, der eine Abteilung von acht Strafverfolgern leitete, soll beim Aufschreiben seiner Arbeitszeit über längere Zeit geschummelt haben. Im Stile von: Er verliess um 15.40 Uhr das Büro, schrieb dann aber im Zeiterfassungssystem «gearbeitet bis 17 Uhr» auf.
Über 100'000 Franken Lohn
Der Staatsanwalt mit über 20 Jahren Berufserfahrung ist laut «Tages-Anzeiger» in Lohnklasse 25 eingestuft. Verdient also mindestens 11'000 Franken im Monat. In den letzten zehn Monaten sind also Steuergelder von über 100'000 Franken verpufft.
Doch warum dauerten die Ermittlungen so lange? Da es um einen Beamten geht, musste das Obergericht die Ermittlung zuerst bewilligen. Und mehrere Behörden seien in das aufwendige Verfahren involviert.
Arbeit fahrlässig falsch erfasst
Nach zehn Monaten ist ein Ende des Verfahrens in Sicht: Der Verteidiger des Ermittlers sagt, dass vom Vorwurf wenig übrig geblieben ist. Der Kader-Staatsanwalt habe darlegen können, dass er nicht zu wenig gearbeitet hat, sondern nur seine Arbeit fahrlässig falsch erfasst habe.
So habe er etwa extern gearbeitet, seine Arbeit mit nach Hause genommen, um Vorträge oder Sitzungen vorzubereiten. An insgesamt 70 Tagen sollen Einträge nicht korrekt gemacht worden sein. Nun ist nicht mehr von Betrug die Rede, sondern von einer Übertretung. Der Chefermittler wird wohl mit einer Busse von mehreren Tausend Franken davonkommen. (neo)