«Habe schnell realisiert, dass ich nun nichts mehr habe»
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Hofbesitzer von Bauma ZH:«Es ist einfach nur ein Elend!»

Der Hof von Walter Frauchiger (57) in Bauma ZH wurde von den Flammen zerstört
«In einer Stunde verlor ich meine ganze Existenz»

Flammen zerstörten am Montagmorgen einen ganzen Weiler in Bauma ZH. Der Hof gehörte seit drei Generationen der Familie Frauchiger. Sie stehen vor dem Nichts. Die Gemeinde hat ein Spendenkonto eingerichtet, um der Bauernfamilie zu helfen.
Publiziert: 11.02.2020 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2020 um 22:18 Uhr
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Ein Brand am Montag zerstörte einen Weiler in Bauma ZH.
Foto: BLICK Leserreporter
Johannes Hillig und Eliah Brunner

Sturm Sabine entwurzelte hierzulande nicht nur Bäume, sondern machte in Bauma ZH sogar einen ganzen Weiler dem Erdboden gleich – und zerstörte das Lebenswerk von Walter Frauchiger (57). Feuer und starke Winde vernichteten sein Elternhaus. «In einer Stunde verlor ich meine ganze Existenz», sagt der Bauer zu BLICK.

Er kämpft mit den Tränen. Vergeblich. Beim Anblick der Ruine bricht es aus ihm heraus. Erinnerungen kommen hoch. «Ich wuchs hier mit meinen Brüdern auf, half meinem Vater mit den Tieren, lernte, den Hof zu führen.» Seine Augen werden feucht. Er habe sein ganzes Herzblut in den Hof gesteckt. Jeden verdienten Rappen investiert: «Es war mein Lebenswerk.»

Erst im Januar 2018 hatte er den Weiler an seinen Sohn Remo (28) übergeben, der den Hof in dritter Generation weiterführen sollte. Jetzt liegt alles in Schutt und Asche.

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Auch der Junior steht entsetzt vor den Trümmern. Er kann nicht glauben, was am Montagmorgen an der Wolfsbergstrasse passiert ist: «Plötzlich stand das Dach in Flammen, und dann ging alles ganz schnell.»

«Nichts ist mehr übrig»

Denn: Während die Feuerwehr gegen den Brand kämpft, fegt Sturm Sabine über den Weiler. Die Folgen sind fatal. Der Brand breitet sich in Windeseile aus, Flammen werden immer wieder neu entfacht. Die Rettungskräfte können nichts für das Gehöft tun. Die Gebäude brennen bis auf die Grundmauern nieder.

«Nichts ist mehr übrig. Wir konnten nur die Tiere retten», so Remo Frauchiger. Rund 60 Rinder, Schafe, Geissen und Hühner überleben das Inferno. Aber nicht alle. Für zehn Hühner und Gänse sowie ein Schaf und zwei Ziegen kommt jede Hilfe zu spät – sie verenden jämmerlich.

Doch auch in dieser schweren Stunde ist Familie Frauchiger nicht allein. Nachbarn und Freunde helfen, wo sie nur können. Bieten Unterschlupf. Auch für die Tiere. Der Hof von Peter Lötscher (57) ist nur einige Hundert Meter vom abgebrannten Weiler entfernt. Er nahm einige Tiere auf, die überlebten.

Mehrere Millionen Schaden

Bei dem Drama von Bauma verloren nicht nur die Frauchinger ihr Hab und Gut, auch drei weitere Familien sind nun obdachlos, darunter eine 80-jährige Frau. Für sie alle hat die Gemeinde Bauma ein Spendenkonto eingerichtet. Bisher wurde schon fleissig geholfen. «Wie viel kann ich noch nicht sagen», so Baumas Gemeindepräsident Andreas Sudler (50). Doch die bisherige Summe reicht wohl kaum. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich zwar noch nicht genau beziffern. Er dürfte aber in «mehrere Millionen gehen», schätzt Sudler. Neben dem Finanziellen seien zudem viele Angebote für Kleider- und Möbel-Spenden eingegangen.

Hilfe aus der ganzen Schweiz

Walter Frauchiger ist über die Spenden und die Hilfe gerührt. «Dieser Zusammenhalt ist was ganz Besonderes. Nicht nur in Bauma. Schweizweit haben sich Bauernkollegen gemeldet, die Futter für die Tiere stellen wollten», berichtet er. Ein kleiner Trost in dieser Zeit. Er weiss: Er ist nicht allein. Dann schaut er wieder auf die verbrannte Ruine, und Tränen schiessen ihm in die Augen. Wie es nun weitergehen soll, weiss Familie Frauchiger nicht. Stunde null in Bauma.

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