Kreditkarten vereinfachen Bezahlvorgänge extrem. Doch es ist wichtig, stets zu prüfen, ob die abgebuchten Beträge korrekt sind. Ansonsten kann es passieren, dass menschliche oder technische Fehler dazu führen, dass für eine Leistung auf einmal viel zu viel bezahlt wird.
So geschehen der 50-jährigen J.K.* Die Wädenswilerin bestellte für sich und ihren Sohn Pouletflügeli mit Pommes Frites beim Lieferdienst «poulet-hochgenuss.ch», berichtet «20 Minuten». Zuerst habe das Bezahlgerät nicht funktioniert, weshalb der Lieferant noch einmal vorbeikommen musste. «Das Gerät piepste beim ersten Anlauf komisch, beim zweiten klappte es», wird K. zitiert. Sie zahlte mit ihrer Postfinance-Karte und erhielt den Rechnungsausdruck von 56.60 Franken – alles schien korrekt.
Rund 2500 Franken zu viel bezahlt
Doch am nächsten Tag musste sie feststellen, dass sich nur noch wenige hundert Franken auf ihrem Postfinance-Konto befanden. Die 50-Jährige hatte erwartet, noch knapp 3000 Franken auf ihrem Auszug zu sehen. «Ich traute meinen Augen nicht», sagte K. der Zeitung. «Von meinem Konto wurden am Vorabend neben den 56.60 Franken für die Flügeli weitere 2494.60 Franken abgebucht.» Auf Nachfrage bei der Bank erfuhr sie, dass beide Transaktionen an den Poulet-Lieferanten gemacht wurden.
Dort erkannte man den Grund für den Fehler rasch: Beim ersten Zahlungsversuch gab K. anstelle des Trinkgelds ihren Pin-Code ein, wie die Filiale gegenüber «20 Minuten» erklärte. «Ich setzte mich sofort mit Postfinance in Verbindung und veranlasste, dass die falsche Abbuchung rückgängig gemacht wird», sagte Geschäftsführer Michael Schierling.
Trinkgeld-Hinweise nicht obligatorisch
Das dauerte vier Tage, dann hatte K. die 2494.60 Franken wieder auf dem Konto. Zufrieden ist sie trotzdem nicht, wie sie «20 Minuten» sagt: Sie empfinde es als äusserst dreist, dass beim Kartenlesegerät als erstes die Trinkgeld-Aufforderung aufblinkt. «Normalerweise muss man zuerst den Pin eingeben. So werden die Kunden aber überrumpelt und abgezockt.» Es komme sicher oft vor, dass Kunden intuitiv zuerst ihren Pin eingeben würden, meinte die 50-Jährige noch.
Dieser Aussage widerspricht die Postfinance. Solche Trinkgeld-Pannen gebe es nur selten. Dass die Trinkgeld-Aufforderung vor der Pin-Eingabe erscheine, sei von Gastrosuisse so gewünscht worden, sagte die Bank gegenüber «20 Minuten». Diese Abfolge sei gewählt worden, weil der Pin die Gesamtzahlung inklusive Trinkgeld bestätigen müsse. Die Kunden hätten sich daran gewöhnt, entsprechend sei nicht geplant, am Ablauf etwas zu ändern.
Restaurants und Hotels müssten ihre Kunden auch nicht zwingend auf die Trinkgeldangaben hinweisen, sagte die Postfinance. Eine Limite bei solchen Transaktionen gebe es allerdings auch nicht. «Es gilt die normale Kartenlimite für Warenbezüge», wird die Postfinance zitiert. Es ist also durchaus möglich, dass aus Unachtsamkeit tausende Franken als Trinkgeld abgebucht werden. Deshalb ist es wichtig, stets die Auszüge zu vergleichen und wie im vorliegenden Fall bei Abweichungen sofort die Bank und den zuständigen Händler zu kontaktieren. (vof)
*Name anonymisiert