Bei der Graniti Maurino AG beisst der Kanton auf Granit. Der Tessiner Staatsrat beschliesst zwar vor einer Woche wegen des Coronavirus den Shutdown auf allen Baustellen und der Produktion. Doch nicht jeder in der Sonnenstube gehorcht den Anweisungen. Vorneweg rebelliert ein Granithersteller aus Biasca TI.
«Wir können nicht einfach dichtmachen», sagt Firmenchef Marzio Maurino (78). «Wir liefern in die Deutschschweiz. Dort geht der Betrieb ja normal weiter. Unsere Kunden erwarten die Lieferungen aus dem Tessin.» Noch am Donnerstagmorgen lässt der Tessiner vier LKW beladen. 100 Tonnen Granit für das Bauprojekt am Flughafen Kloten. «Für jeden Tag Verzögerung müssen wir 10'000 Franken an Konventionalstrafe zahlen, so sind die Verträge», erklärt Maurino seinen Ungehorsam und fragt: «Wer ersetzt uns den Schaden?»
Maurino liess dreimal die Polizei abblitzen
Schon zweimal stand die Polizei in den vergangenen Tagen auf dem Platz. Marzio Maurino liess sie abblitzen. Am Donnerstagmorgen rollen wieder drei silbergraue Kombi vor. Sechs Beamte in Zivil steigen aus. Mit Mundschutzmasken auf. «Sie wollten wieder einmal unseren 125 Jahre alten Betrieb schliessen. Kommt nicht in Frage, haben wir gesagt», so der Granit-Mann knallhart noch am Mittag.
Eine Strafe fürchte er nicht. Denn der Shutdown sei ja illegal. Das habe auch Alain Berset vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gesagt. Laut Artikel 7 des Schweizer Epidemiegesetzes sei die Bekämpfung einer Seuche Sache des Bundesrats. Nur was Bern entscheide, zähle. Zumindest für ihn, sagt Marzio Maurino weiter. «Wegen der Sicherheitsmassnahmen haben wir unsere Belegschaft von 30 auf fünf bis sechs Personen heruntergefahren. Der reduzierte Trupp arbeitet in einem Raum von 4000 Quadratmetern Grösse. Da ist genug Platz für Abstand.»
Der Granit-Chef will gegen Beschluss rekurrieren
Diesmal jedoch lassen die Behörden nicht locker. Gegen 14.30 Uhr erhält Maurino eine Mail vom Kanton. Via Dekret fordert der Staatsrat: Die Graniti Maurino AG muss unverzüglich den Betrieb einstellen.
Granit-Mann Maurino gibt schliesslich nach. «So einfach aber kommen sie mir nicht davon», sagt der Patriarch. Er werde Einsprache einreichen. Und sollte es zur Konventionalstrafe kommen, dann wolle er die Rechnung gleich an den Kanton weiterleiten.