Er kann es offenbar nicht lassen. Der mutmassliche Pädophile Fabio D.* (45) aus dem Aargau soll sich schon wieder einem Kind genähert haben. Laut einem Elternbrief, den die Schulleiterin von Kallern AG Mitte Februar verschickte (liegt BLICK vor), soll Fabio D. am 4. Dezember 2018 erneut verhaftet worden sein.
Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft bestätigt heute dem BLICK, dass es in Kallern zu einem Vorfall gekommen ist und der Beschuldigte Anfang Dezember verhaftet worden sei. Es habe «ein dringender Tatverdacht wegen sexueller Handlungen mit einem Kind» bestanden, der abgeklärt werden musste.
Strebel ergänzt jedoch: «Die Ermittlungen haben inzwischen ergeben, dass es in Kallern zu keinen strafbaren Handlungen gekommen war.» Dennoch: «Der Beschuldigte hatte den Antrag auf Versetzung in den vorzeitigen Strafvollzug gestellt», so Strebel.
Nun hinter Schloss und Riegel
Heisst: Fabio D. sitzt nun hinter Schloss unter Riegel. Offenbar hat er selbst eingesehen, dass von ihm eine Gefahr ausgeht, und er wieder Kinder missbrauchen könnte. Seine Wohnung in Beinwil am See AG ist derweil aufgelöst.
Fabio D. machte schon im Sommer 2018 böse Schlagzeilen. Er war nach Deutschland gefahren und zahlte dort 400 Euro, um mit einem 15-Jährigen Analverkehr zu haben. Der Junge war Opfer eines Pädophilenrings gewesen – er wurde mit Nacktbildern erpresst und musste sich für sexuelle Dienste an Freier anbieten. Als deutsche Ermittler den Ring im Sommer 2015 ausheben konnten, stiessen sie auch auf Spuren, die zu Fabio D. in die Schweiz führten. BLICK enthüllte damals die Verbindung.
Es bestanden keine Haftgründe
Die Aargauer Ermittler übernahmen den Fall und fanden bei einer Hausdurchsuchung bei Fabio D. unter anderem kinderpornografisches Material. Zudem erhärtete sich der Verdacht, dass er sich auch in der Schweiz strafbar gemacht hatte.
Brisant: Fabio D. war unter anderem Schulsozialarbeiter an der Kreisschule Mittleres Wynental und arbeitete später bei der Caritas Aargau. Und: Er blieb nach seiner ersten Verhaftung nicht in U-Haft, weil er offenbar geständig war und keine Haftgründe mehr bestanden hatten.
So konnte sich der Mittvierziger wieder einem Kind und dessen Familie in Kallern nähern. Im Elternbrief schreibt die Schulleiterin davon, dass sich im Herbst 2018 ein fremder Mann einer Kallerer Familie genähert und engen Kontakt gesucht habe. Dieser Kontakt sei ausserhalb der Schule im privaten Rahmen zustande gekommen. Die Familie habe die Bemühungen des Fremden als uneigennützige Freundschaft interpretiert.
Lehrer kamen dem Pädo auf die Schliche
«Aufgrund von Äusserungen der betroffenen Kinder im Rahmen des Schulbetriebs und der Aufmerksamkeit der Lehrpersonen fand man am 3. Dezember 2018 heraus, dass es sich beim Fremden um den mutmasslichen Pädophilen Fabio D. handelt», schreibt die Schulleiterin. Aufgrund seiner Vorgeschichte sei der Verdächtige am nächsten Tag durch die Kantonspolizei festgenommen worden. Immerhin: Bislang sei keine direkte Straftat in Kallern bekannt.
Offenbar hat die Schulleiterin die Eltern erst Mitte Februar mit einem Brief informiert, weil erst dann Zeugenbefragungen abgeschlossen waren. Sie lobt schliesslich unter anderem die optimale Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen und bedankt sich bei diesen für die souveräne Vorgehensweise. Bizarr: Am Ende des Briefes bedankt sie sich bei den Eltern, wenn sie den Medien keine Auskunft geben.
Niemand will in Kallern AG mit Fabio D. in Verbindung gebracht werden
Auf die heutige Nachfrage von BLICK bei der Schulleiterin, verweist diese kurzerhand auf den Gemeindeammann. Dieser schickt daraufhin im Namen des Gemeinderats eine Medienmitteilung, in der hauptsächlich die Sätze im Elternbrief wiederholt werden. Es würden aufgrund des laufenden Verfahrens keine weiteren Auskünfte erteilt.
Offensichtlich will in Kallern niemand persönlich mit Fabio D. in Verbindung gebracht werden. Kein Wunder: Gegen ihn läuft bei der Aargauer Staatsanwaltschaft inzwischen unter anderem ein Verfahren wegen sexueller Handlungen mit einem Kind, sexueller Handlungen mit Minderjährigen gegen Entgelt und Pornografie.
* Name geändert