Drohnen-Abwehr in Schweizer Gefängnissen ist mangelhaft
Spatzen-Alarm im Knast

Kommt ein Vögelchen geflogen, geht im Gefängnis Lenzburg der Alarm los. Die neue Hightech-Drohnenabwehr musste justiert werden.
Publiziert: 26.11.2017 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:55 Uhr
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Drogen, Waffen, Handys – die Luftpost in Gefängnisse ist delikat.
Foto: ZVG
Tobias Marti

Die Luftpost für die Knastis ist delikat: Drogen, Waffen, Handys. Geliefert werden die verbotenen Früchte von einer Drohne. Bis vor das Zellenfenster reicht der Service. Was wie Science-Fiction tönt, ist längst Realität. Aus deutschen Gefängnissen werden solche Lieferungen fast wöchentlich gemeldet. Auch in der Schweiz gab es Vorfälle. Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Lenzburg und die Interkantonale Strafanstalt Bostadel in Menzingen ZG reagierten Anfang Jahr mit einem Drohnen-Abwehrsystem. Kosten: je rund 200'000 Franken. Der Schutzschild soll eingeworfene Gegenstände und kleine Flugobjekte frühzeitig erkennen und Alarm schlagen. 

Zehn Meldungen pro Tag

Nun sind auch Vögel kleine Flugobjekte. Was für reichlich Betrieb sorgt. Denn: «Alle Vögel, egal wie gross, werden vom System erkannt», sagt Fabian Ochsner vom Hersteller Rheinmetall Air Defence. Den Rüstungskonzern, die frühere Oerlikon-Bührle, kennt man eigentlich für seine Kanonen. Und bekommt es nun mit Spatzen zu tun. Fliegt nämlich ein Vögelchen in die verbotene Zone, ist in der Zentrale der Teufel los. Zwar würden die meisten Vögel herausgefiltert, aber ungefähr zehn Mal täglich werde ein Objekt gemeldet, das vom Bediener verifiziert werden müsse, so Ochsner. 

Aufwand unterschätzt

Es ist wie die Geschichte des kleinen Hirtenbuben, der aus Spass «Wolf» ruft und dem im Ernstfall niemand mehr glaubt. Die Wächter in Lenzburg können allerdings mit einer Kamera schauen, was denn da geflogen kommt. Sind sie unsicher, schicken sie eine Patrouille los. Fehlalarme in der Testphase habe man erwartet, sagt Ochsner. «Allerdings war der zeitliche Aufwand, das erste System zu justieren, grösser als erwartet.»

Jetzt ist das System aber scharf. Am Mittwoch verlief die Abnahme in Lenzburg fehlerfrei, melden die JVA und Rheinmetall. «Ab nächster Woche beginnt der operative Betrieb», sagt Ochsner. Das sind schlechte Nachrichten für die Lenzburger Insassen. Und für alle anderen Knastis. Denn Rheinmetall wittert das grosse Geschäft: «Das Interesse ist weltweit riesig», so Ochsner.

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