Seit letztem Sommer wird Tobias (10) aus Heimberg BE zu Hause von seinen Eltern unterrichtet. Vater André Bally (48) und seine Frau wollten zwar nie Homeschooling betreiben, doch weil sie mit der Primarschule unzufrieden waren, «haben wir die Verantwortung in die eigene Hand genommen», wie Bally zu BLICK sagt.
Bern gehört zu den liberalsten Kantonen beim Thema Homeschooling. Aber die Forderungen von Vater Bally gehen den Behörden zu weit. Zum Beispiel, dass der Kanton ihn finanziell unterstützt. Und ihm beim Besuch öffentlicher Institutionen den Eintritt erlässt. Papa Bally dazu: «Schliesslich zahle ich auch Schulsteuern, obwohl mein Sohn keinen Platz in der Schule beansprucht.»
Kein Gratis-Eintritt für Lehrer-Vater
Doch: Von Gratis-Diensteistungen wollen viele nichts wissen. «Neulich wollte ich mit Tobias in den Tierpark Dählhölzli. Ein Bildungsausflug», sagt der Vater. Trotzdem habe ihm die Kassiererin den Schultarif verwehrt. Zu Unrecht, findet Bally: «Lehrer von öffentlichen Schulen müssen beim Zoobesuch einer Klasse auch nicht Eintritt zahlen.»
Der Vater schreibt einen bösen Brief an Tierpark-Direktor Bernd Schildger. «Hier braucht es mehr Toleranz gegenüber anderen Schulformen!», fordert er.
Schildger hat kein Verständnis dafür. «Da steht ein Mann mit einem Kind vor der Kasse und will zum Schultarif rein, weil er den Zoobesuch als Bildungsausflug deklariert hat. Entschuldigung, aber für mich klingt das schwer nach Schmarotzertum.» Der Tierpark Dählhölzli gewähre den Schultarif nur öffentlichen Schulen oder Privatschulen. «Sicher nicht Eltern, die entschieden haben, ihr Kind zu Hause zu unterrichten.»
«Auch Schulbücher müssten gratis sein»
Ums Geld gehe es ihm nicht, sagt Bally. Sondern ums Prinzip. Für sein «verfassungsmässiges Recht nach kostenloser Bildung» müsse er auch sonst ständig kämpfen, beklagt sich Bally. So liefern ihm die Verlage zwar Lehrmittel zu Vorzugspreisen. Aber: «Wenn man es genau nimmt, müsste mein Sohn die Schulbücher gratis erhalten. Kinder in staatlichen Schule bekommen sie ja auch gratis.»
Wird Bally tatsächlich um sein Recht nach kostenloser Bildung betrogen? «Überhaupt nicht» sagt Erwin Sommer, Vorsteher des Amtes für Kindergarten und Volksschule des Kantons Bern, «nur der Besuch von öffentlichen Schulen muss laut Bundesverfassung kostenlos sein.»
Homeschooling sei klar geregelt: «Wer sich von der öffentlichen Schule verabschiedet, verabschiedet sich auch von der öffentlichen Dienstleistung.» Da nützen auch böse Briefe von «Hauslehrer» André Bally nichts.