Das Städtchen La Neuveville BE am Bielersee steht nach dem Stromdrama vom Montag noch immer unter Schock. Schreckliche Szenen spielten sich hier am späten Vormittag im Hafen ab. Die einheimische Claire Schläfli (†24) bekommt einen Stromschlag, als sie ins Wasser springt – um ihre siebenjährige Schäferhündin Makani vor dem Ertrinken zu retten. Eine Niederländerin (†53) aus dem Kanton Bern eilt dazu und will helfen. Sie bekommt ebenfalls einen Stromschlag.
Die Sanität ist ohne Chance. Trotz sofortiger Reanimation verstirbt Claire Schläfli am Unfallort. Die Helferin wird zunächst ins Spital gebracht. Doch auch sie überlebt nicht. Beide Frauen sind Opfer einer tödlichen Kettenreaktion.
Autopsie ist abgeschlossen
Gestern informierte die Kantonspolizei Bern über die Unglücksursache: «Erste Ermittlungen zeigen, dass ein Defekt bei einem Kabel an der elektrischen Installation vorliegt.» Derzeit wird angenommen, dass sowohl das Geländer und das Wasser unter Strom standen. Ein Tod durch Ertrinken ist äusserst unwahrscheinlich.
Denn: Sowohl Claire Schläfli wie auch ihre Schäferhündin Makani waren sehr gute Schwimmer. BLICK weiss: Die Autopsie ist mittlerweile abgeschlossen. Die Ergebnisse werden zeigen, ob ein Stromschlag zu den tragischen Todesfällen führte. Auch die Eltern der Verstorbenen sind sich sicher: «Es war die Elektrik.»
Claire war Hundeführerin
Ihre Tochter Claire Schläfli war begeisterte Hundeführerin in der Schweizer Armee, Makani ihre Rettungshündin. Vater Robert sagt zu BLICK: «Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Auch im Leben unzertrennlich.» Traurig betrachtet er gestern die Fotos von Claire – und erzählt vom viel zu kurzen Leben seiner Tochter.
Die gelernte Vermesserin holte nachträglich die Matura nach. Ihre grosse Leidenschaft: Fossilien und Dinosaurier. Daher wollte sie auch Paläontologie studieren. In La Neuveville sah man sie nur fröhlich und aufgestellt. «Meine Claire hatte ganz viele Freunde», sagt Vater Robert. Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht: «Sie war eine natürliche Schönheit. Viele junge Männer waren verliebt in sie.»
Er kann und will nicht verstehen, dass seine Tochter so tragisch sterben musste: «Sie machte nichts falsch und konnte doch nichts dafür.» Die Familie will nun im engsten Freundeskreis Abschied nehmen. Von Claire – und von Hündin Makani. Der Vater hegt einen Wunsch: «Wir wollen sie zusammen beerdigen.»
Koch Axel Haas (22) wollte noch helfen
Auch Axel Haas (22) versuchte am Hafenbecken die beiden Frauen zu retten. Der Koch vom nahe gelegenen Restaurant Jean-Jacques Rousseau war einer der Ersten an der Unglücksstelle. «Vier andere Personen und ich wollten helfen», sagt er zu BLICK. «Doch wegen des Stroms im Wasser war das nicht möglich. Wir haben den Körpern im Wasser angesehen, dass irgendwie Elektrizität im Spiel ist und konnten nur noch die Sanität rufen.»
Auch Roland Matti, Gemeindepräsident von La Neuveville, ist schockiert: «Unsere Gedanken sind bei der Familie. Es ist so tragisch, die ganze Gemeinde trauert.»