Immer wieder fehlte in der beschaulichen Berner Gemeinde Guggisberg an der Grenze zum Kanton Fribourg das Geld. Schon lange müssten Strassen repariert werden und auch das Dach der Post im Dorf ist sanierungsbedürftig. Doch die Arbeiten mussten stets auf die lange Bank geschoben werden.
Doch jetzt ist alles anders. Mit dem zweiten Punkt auf der Traktandenliste sorgt der Gemeinderat von Guggisberg an der Gemeindeversammlung vom vergangenen Freitag für Aufsehen. Denn wie die «Berner Zeitung» berichtet, konnte für einmal beim Budget ein sattes Plus von über 1,6 Millionen Franken präsentiert werden. Eine riesige Summe für den Ort mit gerade mal rund 1500 Einwohnern.
Fast 1,9 Millionen Franken mehr Steuern hat Guggisberg im vergangenen Jahr eingenommen. Was für die Gemeinde wie ein Lotto-Gewinn ist, war tatsächlich auch einer.
Ein «Wäutsgwinn» für den Gemeindepräsidenten
Schon 2016 hat ein Guggisberger oder eine Guggisbergerin den Jackpot geknackt und einen Millionenbetrag abgeräumt. Weil der Gewinn aber erst im letzten Jahr veranlagt wurde, wirkte er sich erst jetzt auf das Budget von Guggisberg aus.
Gemeindepräsident Hanspeter Schneiter macht aus der Freude über den Zustupf in den Kassen kein Geheimnis. Einen «Wäutsgwinn» nennt er den Überschuss dank des Lotto-Siegers im Ort. «Davon werden wir nun allen etwas zurückgeben», sagt Schneiter zur «Berner Zeitung».
Schon vor einem Jahr wurde in Guggisberg der Steuerfuss herabgesetzt. Und nun kommen auch endlich grössere Investitionen dazu. Zum Beispiel für die kaputten Strassen und das alte Dach der Post.
Auch Nachbargemeinde mit Lotto-Glückspilz
Das Lotto-Glück scheint in der Region besonders verbreitet zu sein. Auch Guggisbergs Nachbargemeinde Schwarzenburg profitierte - bereits im Jahr 2009 - von einem Lotto-Gewinn. Die Gemeindeverwaltung vermeldete damals, die Rechnung habe dank des Jackpot-Gewinns eines Steuerzahlers massiv besser abgeschlossen. Die Gemeinde Wohlen bei Bern meldete 2012, sie habe Lotteriegewinnsteuern von 750'000 Franken eingezogen.
In der Stadt Bern versteuerten 2017 zwei Glückspilze Gewinne von 23,4 und 23,7 Mio. Franken, wie Finanzdirektor Michael Aebersold im März 2018 bekanntgab. Die zwei Lottogewinne spülten 5,1 Mio. Franken in die Stadtkasse. (cat/SDA)