Erst Corona, dann Diebstahl
Doppeltes Pech für Berner Wirt Andre Jäggi

Andre Jäggi wurden die Stühle geklaut. Das ist für den Berner Wirt doppelt ärgerlich, da er wegen der Corona-Krise ohnehin schon viel Geld verliert und nun auch die geplante Restaurant-Renovierung teurer wird.
Publiziert: 25.04.2020 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2020 um 18:12 Uhr
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Doppeltes Pech für Andre Jäggi: Dem Berner Wirt bleiben wegen Corona die Gäste fern, jetzt wurden ihm auch noch die Stühle geklaut.
Foto: Zvg
Fabian Vogt

Elf Stühle. Einfach weg. Geklaut. Im Panorama Restaurant Viva Rüeggisberg BE. Wirt Andre Jäggi (50) ist wütend und traurig. «Es waren besondere Stühle», sagt er zu BLICK. «Zwölf Jahre alt, Antiquitäten». Die letzten Wochen putzten er und seine zehn Mitarbeiter die Beiz auf Hochglanz, vor allem die Veranda sollte ein Augenschmaus werden. Einen wunderschönen Ausblick auf den Naturpark Gantrisch bietend, sollten die Gäste in Retro-Atmosphäre noch besser entspannen können. In stundenlanger Arbeit mit dem Kärcher wurden graue Böden, Tische und Stühle braun poliert, einer gelungenen Neueröffnung nach dem Lockdown schien nichts im Weg zu stehen.

Bis Jäggi diesen Freitag zu seinem Restaurant fuhr. «Als ich ankam sah ich gleich, dass Stühle fehlten. Zuerst dachte ich, der Vermieter hätte sie zum Reparieren mitgenommen, aber der verneinte das.» Für den gelernten Gastronomen ist deshalb klar: Diebe verschafften sich Zutritt auf die Veranda und liessen das Mobiliar mitgehen. Der Wirt vermutet einen Antiquitätenhändler hinter der Aktion, «wer sonst hätte Interesse an alten Stühlen?»

«Meine Schäfchen entlasse ich nicht!»

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Jäggi hat eine Suchaktion auf Facebook gestartet, innert Stunden wurde sein Aufruf tausendfach geteilt. Aufgetaucht ist die Beute bislang nicht. «Die Versicherung zahlt nur für gestohlenes Mobiliar im Restaurant. Damit kostet mich der Diebstahl rund 1000 Franken», sagt Jäggi. Klingt nicht nach viel, ist allerdings für einen durch die Corona-Krise bereits arg gebeutelten Beizer eine mehr als unnötige Ausgabe. Zumal er seine Mitarbeiter allesamt weiterbeschäftigen will: «Das sind meine Schäfchen, meine Perlen – die entlasse ich sicher nicht»! Beim Bund hat er einen Sofortkredit aufgenommen. Das reiche, um «gerade so über die Runden zu kommen».

Doch ihm gehe es nur nebensächlich um diese Zusatzausgabe, will Jäggi klarstellen. Das Problem sei, dass neue Stühle, die er nun wohl kaufen muss, optisch nicht auf die alte Veranda passen. Dann wäre die bisherige Arbeit umsonst gewesen und man müsse sich überlegen, etwas neues hinzubauen. Was dann deutlich teurer werden würde.

«Da fühlt sich doch kein Gast wohl»

Trotz des doppelten Leids versprüht Jäggi Enthusiasmus und sagt: «Ich bin stolz, Schweizer zu sein!» Nirgends auf der Welt würde man doch sonst bisher Geld bekommen für Corona-Einbussen und auch wenn es nicht viel sei, reiche es. Er appelliert an andere Beizer, nicht zu klagen und dem Bundesrat zu vertrauen: «Man sollte jetzt stillhalten. Was bringt es, ein Restaurant zu führen, in dem die Serviertochter eine Schutzmaske trägt? Da fühlt sich doch kein Gast wohl».

Jäggi hofft, am 8. Juni wieder öffnen zu können. In kleinem Rahmen, mit so vielen Gästen, wie vom Bund erlaubt. Zufällig wäre es auch sein Geburtstag. Jäggi hatte dann also doppelten Grund zum Feiern – ob mit alten oder neuen Stühlen.

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